Sehen!

»Meschugge oder was«

Dmitrij Kapitelman ist sogenannter Vaterjude. Foto: Stephan Pramme

Dmitrij Kapitelman weiß nicht so recht, ob das Judentum zu ihm gehört oder er zum Judentum. Schließlich ist er »nur Vaterjude«, wie er selbst sagt. Sein Vater ist Jude, seine Mutter nicht. »Nach jüdischem Gesetz bin ich also kein richtiger Jude«, kommentiert der Leipziger zu Beginn des Films. Interesse daran, zu konvertieren, hat er nicht.

Ganz ohne das Thema kann er aber augenscheinlich doch nicht: In der ZDF-Produktion Meschugge oder was – Jude werden, Jude sein in Deutschland trifft er einen humorvollen Rabbiner, liberale und orthodoxe Konvertiten, die sich dem jüdischen Glauben verschrieben haben, und begleitet zwei »Mietjuden« bei ihrer Arbeit.

reise Kapitelmans Reise beginnt bei Rabbiner Walter Rothschild, der ihm gleich eröffnet, dass Rabbis dafür bekannt sind, nie einfache Antworten zu geben. Rund 100 Menschen konvertieren in Deutschland pro Jahr, sagt Rothschild, und er habe schon viele begleitet. Zurzeit trifft er regelmäßig Yael Wilms.

Die Berlinerin hörte früher auf den Namen Claudia und will Jüdin werden. Sich zugehörig fühlen und für alle Juden sprechen. Den Regeln des Judentums folgen, den Schabbat halten und gegen Antisemitismus protestieren. So wie auf einem Berliner Markt, wo Juden an einem Falafelstand beleidigt und finanziell übervorteilt worden sein sollen. Für Rabbi Rothschild ist klar: Antisemitismus ist eine Geisteskrankheit, präsent und gegenwärtig. Jeder Konvertit müsse wissen, dass es auch Schattenseiten gebe.

Gegen Vorurteile und Antipathie gegenüber Juden wollen Alex Bondarenko und Julian Deterding aktiv etwas tun. Sie gehören zu der jüdischen Initiative »Rent a Jew«, zu Deutsch: Miete einen Juden. Sie besuchen Schulklassen und Jugendgruppen und beantworten die Fragen der Schüler über das Judentum und das jüdische Leben. Locker und offen.

reflexionen Meschugge oder was profitiert auch von Kapitelmans unzensierten Reflexionen und Reaktionen. Das Zusammenleben mit seiner jüdischen Freundin, die ihm nahelegt, zum Judentum zu konvertieren, und im Gegenzug seine Weigerung: »Vaterjude zu sein, ist für mich wie eine lebenslange Mitgliedschaft in einem Schwimmbad, das nie mit Wasser gefüllt ist«, lautet eine seiner Aussagen zu Beginn des Films.

Trotz der humorvollen Aspekte von Meschugge oder was bleibt dem Zuschauer nicht verborgen, dass Dmitrij Kapitelmans Reise einen ernsten Unterton hat. Die Konvertiten, die der Schriftsteller und Journalist trifft, haben alle unterschiedliche Motive für ihre Bemühungen, jedoch dasselbe Ziel. Die Doku zeichnet sich durch eine Balance zwischen nötiger Ernsthaftigkeit und der richtigen Portion Humor aus, um lange im Gedächtnis zu bleiben.

»Meschugge oder was – Jude werden, Jude sein in Deutschland« läuft am 25. Januar um 19 Uhr auf ZDFInfo und ist in der ZDF-Mediathek abrufbar.

Hochstapler

»Tinder Swindler« in Georgien verhaftet

Der aus der Netflix-Doku bekannte Shimon Hayut wurde auf Antrag von Interpol am Flughafen festgenommen

 16.09.2025

Eurovision Song Contest

Streit um Israel: ESC könnte wichtigen Geldgeber verlieren

RTVE ist einer der fünf größten Geldgeber des Eurovision Song Contest. Umso schwerer wiegt der Beschluss, den der spanische Sender verkündet

 16.09.2025

Literatur

Bestseller aus Frankreich: »Der Barmann des Ritz«

Philippe Collin hat ein packendes Porträt über einen jüdischen Barkeeper im Zweiten Weltkrieg geschrieben

von Sibylle Peine  16.09.2025

Belgien

Gent bleibt hart: Lahav Shani bei Festival weiter unerwünscht

Nach massiver Kritik befasste sich der Verwaltungsrat des Musikfestivals am Montagabend erneut mit der Ausladung der Münchner Philharmoniker. Es blieb bei der Ausladung

von Michael Thaidigsmann  16.09.2025

Bundesamt für Statistik

Dieser hebräische Vorname ist am beliebtesten bei Schweizer Eltern

Auch in der Schweiz wählen Eltern weiterhin häufig biblische Namen für ihr Neugeborenes

von Nicole Dreyfus  16.09.2025 Aktualisiert

Nach Absage in Belgien

Lahav Shani in Berlin: Ein außergewöhnliches Konzert

Der Israeli hielt die Spannung mit den Händen – der Dirigent und die Münchner Philharmoniker wurden mit Standing Ovations gefeiert

von Maria Ossowksi  16.09.2025

Berlin

Kulturausschuss lädt Dirigenten Lahav Shani zu Gespräch ein

Die Konzert-Absage an den israelischen Dirigenten sorgt für Kritik - und für Gesten der Solidarität. Nach einem Konzert in Berlin macht auch der Kulturpolitiker Sven Lehmann eine Ansage

 16.09.2025

Nach Absage in Belgien

Dirigent Shani in Berlin gefeiert

Nach der Ausladung von einem Festival werden die Münchner Philharmoniker und ihr künftiger Chefdirigent Lahav Shani in Berlin gefeiert. Bundespräsident Steinmeier hat für den Fall klare Worte

von Julia Kilian  15.09.2025

Essen

Festival jüdischer Musik mit Igor Levit und Lahav Shani

Der Festivalname »TIKWAH« (hebräisch für »Hoffnung«) solle »ein wichtiges Signal in schwierigen Zeiten« setzen, hieß es

 15.09.2025