Film

Mayim Bialik kann auch anders

Lebt modern-orthodox: Mayim Bialik Foto: picture alliance / Everett Collection

Film

Mayim Bialik kann auch anders

Sie spielte in der Sitcom »Blossom« und in der Kultserie »Big Bang Theory«. Ihr Regiedebüt dreht sich um eine dysfunktionale Familie

von Sophie Albers Ben Chamo  31.10.2023 14:30 Uhr

Als geniale, herzlich schlecht gelaunte Neurobiologin Dr. Amy Farrah Fowler in der Hit-Serie Big Bang Theory hat uns die US-Schauspielerin Mayim Bialik jahrelang zum Lachen gebracht. Als selbstbewusste, modern-orthodox lebende Jüdin und Mutter von zwei Kindern versorgt sie uns auf Social Media, in Podcasts und Büchern mit Selbstbewusstsein, Tipps und Denkanstößen. Und nun bringt sie uns mit ihrem Drehbuch- und Regiedebüt As They Made Us (»Wie sie uns geschaffen haben«) zum Weinen, während sie uns gleichzeitig umarmt.

Die Geschichte vom Sterben eines Elternteils in einer dysfunktionalen Familie ist das andere Ende von Comedy mit eingespielten Lachern. Sie zeigt immer wieder kaum zu ertragende Realitäten, die schmerzende Gleichzeitigkeit von Emotionen, wenn Vater und Mutter sich bis aufs Messer streiten und später verliebt zusammen tanzen. Wenn der Vater seine Kinder schlägt und die Tochter ihn trotzdem über alles liebt. Wenn der Sohn die Schwester tröstet und sie als Nächstes genervt abweist. Wenn der Vater die Familie zum Lachen bringt und die Alkoholdemente Mutter ihn nach einem Sturz einfach liegen lässt.

Familienszenen aus Bialiks eigenem Leben

Dabei geht die Realität dieser filmischen Erzählung knochentief, denn die Familienszenen stammen zum Teil aus Bialiks eigenem Leben. Mit ihrem ersten eigenen Film stellt sie sich dem, was war. Denn sie weiß, dass sie eine von vielen ist. Und darum geht es Bialik eigentlich immer, wenn sie sich persönlich öffentlich zu Wort meldet: zu zeigen, dass wir nicht allein sind. Dass da irgendwo ein Licht ist, egal wie klein.

2015, nach dem Tod ihres Vaters, hatte Bialik angefangen, ihre Gedanken aufzuschreiben, um einen Umgang mit der Trauer ringend. »Trauer zwingt dich in die Knie und bringt vieles in dir, nicht nur das Beste, sondern auch das Schlechteste, zum Vorschein«, sagte die 47-Jährige im Gespräch mit dem US-Magazin »Variety«. Ein Film sei erst einmal gar nicht geplant gewesen, die Low-Budget-Produktion habe sich dann aber langsam und mit viel Mühe und Liebe ergeben. Aus der Trauer sei schließlich das Hilfsmittel geworden, um die Geschichte dieser Familie zu erzählen.

Dustin Hoffman und Candice Bergen spielen die Eltern

Die Besetzung ist zum Niederknien: Dustin Hoffman und Candice Bergen spielen die Eltern, Bialiks Big Bang Theory-Kollege Simon Helberg zeigt als Bruder sein dramatisches Talent. Und Dianna Agron, bekannt aus der Musical-Comedy-Fernsehserie Glee und der Komödie Shiva Baby, spielt Tochter Abigail, die seit frühester Kindheit die Familie zusammenzuhalten versucht und der das eigene erwachsene Leben entgleitet – weil sie für die Eltern da sein will, als sich der Gesundheitszustand des Vaters zunehmend verschlechtert. Da ist der Bruder längst weg und schimpft sie aus der Ferne einen »Fußabtreter«.

Die Wut auf die Eltern und die Frage, warum das Kind nie versucht hat, sich selbst zu retten, sind starker Tobak, auch wenn am Ende von As They Made Us zumindest der Anfang von Versöhnung steht. Dieses Debüt ist mutig und solide, wenn auch ein bisschen roh. Doch es verspricht viel für Mayim Bialiks schreibende und inszenierende Zukunft.

Am 26. Oktober erscheint »As They Made Us – Ein Leben lang« als DVD bei EuroVideo. Der Film ist auch digital zu sehen.

Eurovision

Israel hält nach Boykottaufrufen an ESC-Teilnahme fest

Israel will trotz Boykott-Drohungen mehrerer Länder am Eurovision Song Contest 2026 teilnehmen. Wie andere Länder und Veranstalter reagieren

 15.09.2025

Antisemitismusskandal

Bundespräsident trifft ausgeladenen Dirigenten Shani

Nach dem Eklat um eine Ausladung der Münchner Philharmoniker in Belgien hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier den künftigen israelischen Chefdirigenten Lahav Shani ins Schloss Bellevue eingeladen

von Anne Mertens  15.09.2025

Literatur

Ein Funke Hoffnung

Rafael Seligmann hält Deutschland derzeit nicht für den richtigen Ort einer Renaissance jüdischen Lebens. Trotzdem gibt er die Vision nicht auf. Ein Auszug aus dem neuen Buch unseres Autors

von Rafael Seligmann  15.09.2025

Los Angeles

»The Studio« räumt bei den Emmys 13-fach ab

Überraschende Sieger und politische Statements: Ausgerechnet eine jüdische Darstellerin ruft eine israelfeindliche Parole

von Christian Fahrenbach  15.09.2025

Freiburg im Breisgau

»Keine Schonzeit für Juden«: Neues Buch von Rafael Seligmann

Antisemitismus, der 7. Oktober 2023, ein Umzug von Tel Aviv nach München in den 1950er Jahren und ein bewegtes Leben: Der Historiker streift und vertieft in seinem aktuellen Werk viele Themen

von Leticia Witte  15.09.2025

Kino

Für Hermann Göring lernte Russell Crowe Deutsch

Crowe spielt den Nazi-Verbrecher in »Nuremberg«, einem packenden Thriller über die Nürnberger Prozesse

von Manuela Imre  14.09.2025 Aktualisiert

Nach Antisemitismus-Eklat

Lahav Shani wird im Ruhrgebiet begeistert empfangen

Den Auftritt in Essen besuchte auch Belgiens Premier Bart De Wever

 14.09.2025 Aktualisiert

Aufgegabelt

»Schnitzel« aus dem AirFryer

Rezepte und Leckeres

 13.09.2025

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

 13.09.2025