Der Beauftragte für jüdisches Leben in Sachsen, Thomas Feist, hält die Kritik an Kunstwerken des Chemnitzer Street-Art-Festivals Ibug für gerechtfertigt. Ein Teil der ausgestellten Arbeiten bediene judenfeindliche, verschwörungsmythische Klischees, sagte Feist der in Chemnitz erscheinenden »Feien Presse« (Donnerstag). Dies seien für ihn »keine Kunstwerke, sondern künstlerisch gerahmte Propaganda«.
Feist warf einigen Beteiligten »die Übernahme von ›Fakten‹ vor, die nichts als Übernahme von Hamas-Propaganda sind«. Dagegen fehle es an Solidarität und Empathie für die unschuldigen Terror-Opfer des Nova-Musikfestivals am 7. Oktober 2023 in Israel. In der Ausstellung werde zum Teil das Täter-Opfer-Verhältnis umgekehrt. Die Grenze zwischen berechtigter Kritik an Israel und Antisemitismus verlaufe dort, wo judenfeindliche und verschwörungsgrundierte Stereotype verwendet werden.
Nach Antisemitismusvorwürfen hatten die Organisatoren kritisierte Kunstwerke vorerst abgehängt. Darunter ist auch der Schriftzug »Deutschland mordet mit« eines mehrteiligen Werks des Briten Luke Carter, der in Leipzig lebt. Etliche Arbeiten auf dem Festival für urbane Kunst befassen sich mit dem Gaza-Krieg.
Der Name Ibug steht für Industrie-Brachen-Um-Gestaltung. Das Street-Art-Festival findet im Rahmen des Programms zur europäischen Kulturhauptstadt Chemnitz statt. Veranstalter ist ein Leipziger Verein. Insgesamt beteiligen sich rund 70 Künstlerinnen und Künstler und Kollektive aus 25 Ländern. Das Festivalgelände ist an diesem Wochenende zum letzten Mal für das Publikum geöffnet. epd