Unter dem Titel »Zwischen Freiheit und Moderne« präsentiert das Kunstforum Ostdeutsche Galerie vom 12. Oktober 2019 bis 12. Januar 2020 in Regensburg das Werk der Bildhauerin Renée Sintenis (1888–1965).
Vor allem ihre kleinformatigen Tierplastiken machten sie zu einer gefragten Künstlerin. Der »Berliner Bär«, ihre plastische Umsetzung des Wappentiers, wurde zum Hauptwerk ihrer letzten beiden Lebensjahrzehnte. Der Bär mit den erhobenen Tatzen avancierte in den 50er-Jahren zur Symbolfigur der Stadt. Eine kleinere Version wird bis heute bei der Berlinale, den jährlichen Berliner Filmfestspielen, als Preis vergeben.
»neue frau« Doch nicht nur mit ihren Arbeiten machte Sintenis Furore. Sie gilt als eine der am häufigsten fotografierten Frauen der Weimarer Republik. Mit ihrer großen, schlanken Erscheinung im Herrenanzug mit Bubikopf verkörperte sie den Inbegriff der »neuen Frau« der sogenannten Goldenen Zwanziger. Die Ausstellung im Kunstforum will das vielfältige Schaffen von Sintenis vor Augen führen, aber auch die Künstlerin als Medienstar und wichtige Persönlichkeit der Berliner Kunstszene vorstellen.
Hitlers Ernennung zum Reichskanzler im Januar 1933 markiert für die Künstlerin einen tiefen biografischen Einschnitt.
Mit 17 Jahren kam die im schlesischen Glatz geborene Renate Alice Sintenis nach Berlin. Innerhalb weniger Jahre verwandelte sich das Mädchen, das in der brandenburgischen Provinz aufgewachsen war, zur mondänen Großstadtkünstlerin. In der Kunst- und Kulturszene Berlins pflegte sie regen Kontakt zu Ernst Barlach, Andre Gide, Rainer Maria Rilke, Asta Nielsen und weiteren Berühmtheiten. Ihr Galerist Alfred Flechtheim machte sie mit Sammlern in Paris, London und New York bekannt und vermarktete besonders ihre kleinen Tierplastiken – national und international.
»entartete kunst« Hitlers Ernennung zum Reichskanzler im Januar 1933 markiert für Renée Sintenis einen tiefen biografischen Einschnitt. Sie wird aus der Preußischen Akademie der Künste ausgeschlossen, Flechtheim geht ins Exil. Im Vorfeld der Ausstellung Entartete Kunst 1937 in München werden ihre Plastiken und Grafiken aus Museen und Sammlungen entfernt.
Den Nationalsozialisten gilt Sintenis, die jüdische Großeltern hat, als »mindestens Halbjüdin«. Nachdem im November 1942 ihr Ehemann, der Maler Emil Rudolf Weiß, stirbt, muss die Bildhauerin damit rechnen, deportiert zu werden. Doch sie bleibt bis Kriegsende unbehelligt.
Die Ausstellung nähert sich dem Gesamtwerk der Künstlerin aus unterschiedlichen Perspektiven, wie es in der Ankündigung heißt. Mehr als die Hälfte ihrer Arbeiten stellten kleinformatige Tierplastiken dar, wie dies auch die 100 Exponate widerspiegelten. Doch nur mit den vielzähligen Frauen-, Knaben- und Sportlerfiguren sowie den Porträts und grafischen Arbeiten werde ihrem komplexen Schaffen wirklich Rechnung getragen, heißt es. kna/ja