Archäologie

König David gab es doch

Auf Tel Qaeifa (»Schöner Hügel«) – bei den Beduinen »Davids Hügel« genannt – hat der israelische Archäologe Josef Garfinkel bei Grabungen seit 2008 einzigartige Kultgegenstände aus der Zeit König Davids gefunden. In mehreren »Kultzimmern« entdeckte er Altäre, Stelen, rituelle Trunkgefäße aus Ton und zwei tragbare Heiligtümer in Kistenform. Garfinkel behauptet, anhand dieser Funde bislang obskure Bibelverse zum Gottesdienst während des Königtums Davids in der Zeit zwischen 1020 und 980 v.d.Z. erstmals erklären zu können.

Die komplett ummauerte Stadt mit zwei Toren sei mit dem biblischen Schaaraim (Zwei-Tor-Stadt) identisch. Es könne keine Philisterburg gewesen sein, weil im gesamten Gelände zwar Knochen von Ziegen, Schafen und Kühen gefunden wurden, aber kein einziger Schweineknochen oder menschliche Abbildungen.

Der 3.000 Jahre alte historische Tell, der Alexander dem Großen als Festung gedient hat und sonst seit der Zeit Davids weitgehend unberührt geblieben ist, liegt beim Ela-Tal (auf halber Strecke zwischen Tel Aviv und Jerusalem), wo David und Goliath einander bekämpften. In der Umgebung gibt es zahlreiche philistische Burgen. Kritiker Garfinkels zweifeln jedoch, ob der Mangel an Schweineknochen und Götzenbildern ausreicht, um die Stadt einwandfrei als Vorposten König Davids zu »beweisen«. Eine Untersuchung verkohlter Olivenkerne konnte die Funde jedoch einwandfrei auf die Regierungszeit des biblischen Königs und seiner philistischen Feinde datieren.

Fachbegriffe Zudem klangen die Erklärungen zu den tragbaren Altären und anderen Fundstücken, wie sie in Jerusalem bei einer Pressekonferenz der Hebräischen Universität vorgetragen wurden, recht überzeugend. Mehrere in der Bibel angeführte »Fachbegriffe« für Bauelemente des Tempels wurden plötzlich verständlich, während sie bisher eher willkürlich interpretiert und übersetzt worden sind.

Was bisher als »Säulen« verstanden wurde, scheinen eher »Triglyphen« gewesen zu sein oder zurückgesetzte Türen. Erstmals, so Garfinkel, gebe es archäologische Funde mit direktem Bezug zu den biblischen Beschreibungen des salomonischen Tempels. Die Funde sind etwa 30 bis 40 Jahre älter als der Jerusalemer Tempel. Sie bestätigen so einen monotheistischen Gotteskult noch vor der Errichtung des Tempels Salomons.

Weltweite Schlagzeilen machte Garfinkel mit der Entdeckung einer Scherbe mit fünf Zeilen in proto-kanaanäischer Schrift, dem ältesten Alphabet. Worte wie »Sklave« und »Richter« konnten als Wörter einer semitischen Sprache identifiziert werden, also des Urhebräischen, und nicht der Sprache der Philister.

Diese Scherbe veranlasste Garfinkel 2008 zu der These, dass es sich bei Tel Qaeifa um eine Burg der Israeliten handle und um den Beweis für ein Königreich Davids, während andere Bibelforscher wie Israel Finkelstein dazu tendierten, König David und die biblischen Überlieferungen als archäologisch nicht nachweisbare Legenden abzutun. Jetzt muss man wohl die Debatte unter Bibelforschern, Archäologen und Historikern abwarten, um zu wissen, ob Garfinkel tatsächlich im Sinne des Bestseller-Autors Werner Keller bewiesen hat, dass die Bibel doch recht hat.

TV-Tipp

Ein äußerst untypischer Oligarch: Arte-Doku zeigt Lebensweg des Telegram-Gründers Pawel Durow

Der Dokumentarfilm »Telegram - Das dunkle Imperium von Pawel Durow« erzählt auf Arte und in der ARD-Mediathek die Geschichte der schwer fassbaren Messengerdienst-Plattform-Mischung und ihres Gründers Pawel Durow

von Christian Bartels  24.11.2025

Nachruf

Das unvergessliche Gesicht des Udo Kier

Er ritt im Weltall auf einem T-Rex, spielte für Warhol Dracula und prägte mit einem einzigen Blick ganze Filme. Udo Kier, Meister der Nebenrolle und Arthouse-Legende, ist tot. In seinem letzten Film, dem Thriller »The Secret Agent«, verkörpert er einen deutschen Juden

von Christina Tscharnke, Lisa Forster  24.11.2025

TV-Kritik

Viel Krawall und wenig Erkenntnis: Jan Fleischhauer moderiert im ZDF den Kurzzeitknast der Meinungen

Mit »Keine Talkshow - Eingesperrt mit Jan Fleischhauer« setzt das ZDF auf Clash-TV: ein klaustrophobisches Studio, schnelle Schnitte, Big-Brother-Momente und kontroverse Gäste - viel Krawall, wenig Erkenntnis

von Steffen Grimberg  24.11.2025

Holzstörche zur Geburt in Niederösterreich. Noch immer werden neben den klassischen Namen viele biblische Namen den Kindern gegeben.

Statistik

Diese hebräischen Vornamen in Österreich sind am beliebtesten

Österreichische Eltern wählen gern Klassiker. Unter den Top Ten sind auch viele Namen biblischen Ursprungs

von Nicole Dreyfus  24.11.2025

Nürnberg

»Tribunal 45«: Ein interaktives Spiel über die Nürnberger Prozesse

Darf man die Nürnberger Prozesse als Computerspiel aufarbeiten? Dieses Spiel lässt User in die Rolle der französischen Juristin Aline Chalufour schlüpfen und bietet eine neue Perspektive auf die Geschichte

von Steffen Grimberg  24.11.2025

Sderot

Zweitägiges iranisches Filmfestival beginnt in Israel

Trotz politischer Spannungen will das Event einen Dialog zwischen Israelis und Iranern anstoßen

von Sara Lemel  24.11.2025

Genetik

Liegt es in der Familie?

Eierstockkrebs ist schwer zu erkennen. Warum ein Blick auf den Stammbaum nützen kann

von Nicole Dreyfus  23.11.2025

Hebraica

»Was für ein Buchschatz!«

Stefan Wimmer über die Münchner Handschrift des Babylonischen Talmuds als UNESCO-Weltkulturerbe

von Stefan Wimmer  23.11.2025

Aufgegabelt

Linsenpfannkuchen von König David

Rezept der Woche

von Jalil Dabit, Oz Ben David  22.11.2025