Nachruf

Juden, Russen, und Mongolen

Omar Sharif (1932–2015) Foto: dpa

Nachruf

Juden, Russen, und Mongolen

Abschied von Doktor Schiwago: Zum Tod des legendären Schauspielers Omar Sharif

von Jörg Taszman  13.07.2015 19:05 Uhr

Mit seinen dunklen Augen, dem charakteristischen Schnurrbart und dem exotisch-südländischen Aussehen verkörperte Omar Sharif im Weltkino Russen, Mongolen, Juden und Araber. Aber eine einzige Rolle machte ihn unsterblich: die des Dr. Juri Schiwago.

Sein Agent hatte ihm das Buch zu Doktor Schiwago geschickt, und Omar Sharif wollte unbedingt wieder mit Regisseur David Lean drehen, der ihn 1962 mit Lawrence von Arabien auch international bekannt machte. Nun mag es ein Zufall sein, dass der Autor von Doktor Schiwago, Boris Pasternak, Jude war. Aber in der Karriere des ägyptischen Weltstars spielte Jüdisches immer wieder eine wichtige Rolle.

Sharifs Eltern waren Christen syrisch-libanesischer Herkunft, und 1932 kam in Alexandria ihr Sohn Michel Dimitri Shahoub zur Welt. Vieles flog dem jungen Mann zu. Zufällig traf er in einer Teestube in Kairo den Filmemacher Youssef Chahine, der ihm 1954 in Tödliche Rache die Hauptrolle gab. Während der Dreharbeiten lernte er seine spätere Frau Faten Hamama kennen, für die er zum Islam konvertierte. Fortan nannte er sich Omar Sharif. Als David Lean einen Englisch sprechenden, arabischen Schauspieler suchte, begann die Weltkarriere von Omar Sharif.

politikum Nach dem Welterfolg mit Doktor Schiwago drehte er 1968 an der Seite von Barbra Streisand Funny Girl. Der Film, mitten im Sechstagekrieg 1967 gedreht, wurde zum Politikum. Omar Sharif spielt darin einen amerikanischen Juden. Seine Leinwandromanze mit der Jüdin Barbra Streisand machte ihn in Ägypten zur Persona non grata. Fast zehn Jahre lang konnte er sein Heimatland nicht mehr betreten. Sharif biederte sich dennoch nie bei seinen teils antisemitischen Landsleuten an. Als sein Enkel sich vor einigen Jahren als jüdisch und schwul outete, stärkte Sharif ihm öffentlich den Rücken.

2004 gab es für Omar Sharif, der spielsüchtig war und manche Rolle in mittelmäßigen Filmen nur des Geldes wegen annahm, dann ein Comeback mit Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran. Darin spielte er einen arabischen Krämer, der sich eines jüdischen Jungen annimmt.

Immer wieder erklärte Sharif in Interviews, dass er sich für Toleranz einsetze. Und so starb am 10. Juli in Kairo ein Weltstar aus Ägypten, der für ein friedliches Miteinander von Juden und Arabern eintrat.

Musik

Louis-Lewandowski-Festival hat begonnen

Der Komponist Louis Lewandowski hat im 19. Jahrhundert die jüdische Synagogenmusik reformiert. Daran erinnert bis Sonntag auch dieses Jahr ein kleines Festival

 18.12.2025

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

von Bettina Piper, Imanuel Marcus  18.12.2025

Ausstellung

Pigmente und Weltbilder

Mit »Schwarze Juden, Weiße Juden« stellt das Jüdische Museum Wien rassistische und antirassistische Stereotype gleichermaßen infrage

von Tobias Kühn  18.12.2025

Kulturkolumne

Vom Nova-Festival zum Bondi Beach

Warum ich keine Gewaltszenen auf Instagram teile, sondern Posts von israelischen Künstlern oder Illustratorinnen

von Laura Cazés  18.12.2025

Neuerscheinung

Mit Emre und Marie Chanukka feiern

Ein Pixi-Buch erzählt von einem jüdischen Jungen, der durch religiöse Feiertage Verständnis und Offenheit lernt

von Nicole Dreyfus  18.12.2025

Zahl der Woche

1437

Funfacts & Wissenswertes

 18.12.2025

Revision

Melanie Müller wehrt sich gegen Urteil zu Hitlergruß

Melanie Müller steht erneut vor Gericht: Die Schlagersängerin wehrt sich gegen das Urteil wegen Zeigens des Hitlergrußes und Drogenbesitzes. Was bisher bekannt ist

 18.12.2025

Gastbeitrag

Liebe Kolleginnen und Kollegen, warum schweigt ihr?

Jan Grabowski fragt die deutschen Historiker, warum sie es unwidersprochen stehen lassen, wenn ein Holocaust-Experte für seine Forschungsarbeit diskreditiert wird

von Jan Grabowski  18.12.2025

Los Angeles

Rob und Michele Reiner: Todesursache steht fest

Ihre multiplen Verletzungen seien durch Gewalteinwirkung entstanden, so die Gerichtsmedizin

 18.12.2025