Musik

Jerusalemer Passionen

Bach-Festivals gibt es seit über 100 Jahren, aber noch nie zuvor wurde dem Komponisten in Jerusalem eine eigene Veranstaltungsreihe gewidmet. Am vergangenen Donnerstag war es endlich so weit: Das viertägige Programm mit Konzerten, Ausstellung, Führungen und Vorträgen feierte in Jerusalems International YMCA Auditorium Premiere.

Organisiert wurde das Festival von David Shemer, Gründer und Dirigent des Jerusalem Baroque Orchestra (JBO), unter Mitwirkung der Neuen Bachgesellschaft Leipzig. Das Bachhaus Eisenach steuerte Manuskripte von Bachs Matthäus-Passion bei, deren Wiederentdeckung Musikliebhaber dem Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy verdanken.

ausverkauft Auftakt und Höhepunkt des Festivals war denn auch die Aufführung der Matthäus-Passion, dirigiert vom Bach-Spezialisten Joshua Rifkin. Die drei Konzerte von Bachs bekanntestem Werk waren allesamt ausverkauft. Das dürfte auch damit zusammenhängen, dass sich das JBO seit seiner Gründung vor 25 Jahren einen hervorragenden Ruf als Orchester erworben hat, das auf alten Instrumenten den Klang darbietet, den das Publikum bereits im 18. Jahrhundert genoss. Die jungen israelischen Sängersolisten beeindruckten durch starke Stimmen, die zugleich viel Wärme und Gefühl auszudrücken vermochten. Den Part des Evangelisten sang der Tenor Richard Resch aus Deutschland.

»War Bach anti-jüdisch?«, dieser Frage ging die Ausstellung »Brought back by a Jewish Boy« im Jerusalemer Stadttheater nach – und kam zu dem Schluss: Obgleich das Evangelium nach Matthäus, das Grundlage des Stückes ist, judenfeindliche Aussagen enthält, stirbt Jesus in Bachs Stück, um der Sünden der Menschen willen. Nach christlicher Lesart also, weil Gott es so wollte, und nicht, weil er Jude war.

In dem vielseitigen Programm, das durch geführte Spaziergänge und ein Symposium zum Thema »Bach im Konzertsaal – damals und heute« ergänzt wurde, begeisterte auch der Berliner Pianist Jascha Nemtsov. Er spielte Werke von Bach, Schostakowitsch und Wsewolod Saderazki. Die Zuhörer waren nicht nur von Nemtsovs präzisem Spiel mitgerissen, sondern auch durch den Umstand berührt, dass es sich bei Saderazki um einen Komponisten handelt, dessen Musik bis zu seinem Tod 1953 in der Sowjetunion verboten war. Erst 2015 wurden seine teils im Gulag entstanden Werke uraufgeführt – dank Nemtsov.

Berlin

»Berlin verneigt sich«

Zwei Monate nach ihrem Tod wird die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer in Berlin gewürdigt. Der Bundespräsident mahnt vor Politikern und Weggefährten, das Erbe der Jahrhundertfrau weiterzutragen

von Alexander Riedel  09.07.2025 Aktualisiert

Zahl der Woche

4275 Personen

Fun Facts und Wissenswertes

 09.07.2025

Glosse

Der Rest der Welt

Studieren in Wien, Mampfen im neunten Bezirk

von Margalit Edelstein  09.07.2025

Psychologie

Modell für die Traumaforschung

Die Hebräische Universität veranstaltet eine Konferenz zu seelischer Gesundheit in Kriegszeiten

von Sabine Brandes  09.07.2025

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 10. Juli bis zum 18. Juli

 09.07.2025

Musikbranche

»Schmähungen allein verbrauchen sich schnell«

Marek Lieberberg gehört zu den größten Konzertveranstaltern Europas. Der 79-Jährige über den Judenhass auf internationalen Musikfestivals, die 1968er und Roger Waters

von Sophie Albers Ben Chamo  09.07.2025

Berliner Philharmonie

Gedenkfeier für Margot Friedländer am Mittwoch

Erwartet werden zu dem Gedenken langjährige Wegbegleiterinnen und Wegbegleiter, Freundinnen und Freunde Friedländers sowie Preisträgerinnen und Preisträger des nach ihr benannten Preises

 08.07.2025

Berlin

Die Tänzerin ist Raubkunst

Heinrich Stahl musste die Statue während der NS-Zeit unter Zwang verkaufen. 1978 geriet sie an das Georg Kolbe Museum. Jetzt erheben Erben Vorwürfe gegen die Direktorin

von Ayala Goldmann  08.07.2025

Andrea Kiewel

»Sollen die Israelis sich abschlachten lassen?«

Die »Fernsehgarten«-Moderatorin äußert sich im »Zeit«-Magazin erneut deutlich politisch zu ihrer Wahlheimat

 08.07.2025