Der Jazz-Musiker David Hermlin wirft einem Festivalveranstalter vor, ihn aufgrund von Gerüchten, er habe propalästinensische Aktivisten eingeschüchtert, von einer Veranstaltung ausgeschlossen zu haben.
»Ich werde gecancelt«, schreibt Hermlin auf seinen Instagram- und Facebook-Profilen und schildert dann einen Vorfall, der sich Ende Juli auf dem Herräng Dance Camp in Schweden ereignet haben soll. Vor einem geplanten Auftritt von David Hermlin und einer Swing-Band habe es ein Treffen der propalästinensischen Musikergruppe »Jazz with Palestine« gegeben.
Der 25-jährige Schlagzeuger nahm nach eigenen Angaben an dem Treffen teil, um sich die Sorgen der Aktivisten anzuhören und möglicherweise mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Während des Treffens habe Hermlin lediglich eine Frage über die Empfänger der Spendengelder gestellt, die von der Gruppe gesammelt wurden. Außerdem habe er um die Übersetzung eines arabischen Liedes gebeten, zu dem für ein in den sozialen Medien zu postendes Video getanzt werden sollte.
Nachdem Mitglieder von »Jazz with Palestine« die Frage nach der Übersetzung Hermlin zufolge nicht beantworten konnten, sei der Musiker nach draußen gegangen, um sich vor dem Zelt mit seinem Bandleader und seinem Vater Andrej Hermlin, Gründer und Leiter des Swing Dance Orchestra, zu unterhalten.
Kurz darauf sei ein Vorstandsmitglied des Festivals auf sie zugekommen und habe sie gebeten, sich von dem Zelt zu entfernen, da sich die Tänzer wegen David Hermlins »einschüchternder Präsenz unwohl fühlen« würden.
Einen Tag später sollen David Hermlin und sein Vater eine Unterhaltung mit dem Organisator der Jamsession »Pub Night« auf dem Festival geführt haben. Ihm gegenüber habe David Hermlin seine Besorgnis darüber ausgedrückt, dass die Mitglieder von »Jazz with Palestine« nicht bereit gewesen seien, mit ihm über ihre politischen Überzeugungen zu sprechen.
Wenig später hätten sich mehrere Mitglieder des Tanzlagers zu Hermlin und seinem Vater gestellt. Zwei der Mitglieder sollen die beiden unvermittelt angeschrien und ihnen vorgeworfen haben, einen Genozid in Gaza zu unterstützen. Die Antworten von David und Andrej Hermlin seien niedergebrüllt worden, schreibt der Musiker.
Daraufhin sei David Hermlin von der »Pub Night« ausgeschlossen worden. Der Musiker wirft dem Veranstalter vor, dass er »unbegründeten Gerüchten«, Hermlin habe andere Teilnehmer eingeschüchtert, aufgesessen sei. Er sei wohl auch wegen der gelben Schleife, die er am Revers seines Jacketts trug, ausgeschlossen worden. Die Schleife ist ein Zeichen der Solidarität mit den Geiseln der Hamas, die noch immer im Gazastreifen gefangen gehalten werden.
Die Veranstalter des Herräng Dance Camp ließen eine Anfrage der Jüdischen Allgemeinen unbeantwortet. Ebenso wie die Gruppe »Jazz with Palestine«. Nach eigenen Angaben sammelt die Organisation Spenden für Patenschaften für Kinder aus dem Gazastreifen. Das Geld solle an die 1986 in der Schweiz gegründete Organisation »Parrainages d’enfants de Palestine« gehen. ja