David Beckham

»Ich fühle mich als Teil der jüdischen Gemeinschaft«

Es war ein bemerkenswerter Auftritt: Englands langjähriger Nationalspieler sprach in einer Londoner Synagoge über seine jüdischen Wurzeln

 03.07.2023 12:05 Uhr

David Beckham Foto: IMAGO/PA Images

Es war ein bemerkenswerter Auftritt: Englands langjähriger Nationalspieler sprach in einer Londoner Synagoge über seine jüdischen Wurzeln

 03.07.2023 12:05 Uhr

Dass die Synagoge bis auf den letzten Platz gefüllt ist, dürfte auch im Londoner Stadtteil St. John’s Wood eher die Ausnahme sein. Doch am Sonntagabend saßen dort fast 700 Menschen.

Der Grund: Englands Fußballikone David Beckham gab sich die Ehre – und seinen Zuhörern eine »Lesson in Leadership«, so der Titel der Veranstaltung. Während Beckhams Vortrag habe in dem Gebetssaal andächtiges Schweigen geherrscht, ganz im Gegensatz zu den Gottesdiensten, schrieb die anwesende Korrespondentin der »Jewish News«.

Ben Winston, der den Abend moderierte, befragte Beckham nicht nur nach dessen Ansichten darüber, was eine Führungspersönlichkeit ausmacht. Er ging auch auf dessen jüdische Familiengeschichte ein und fragte den 48-Jährigen: »Wie jüdisch sind Sie?«

Der antwortete: »Mein Großvater mütterlicherseits war Jude. Ich habe also eine echte Verbindung. Mein Großvater hat immer darauf geachtet, dass wir uns an bestimmte Traditionen halten, und wenn ich zu Bar Mitzvas und Hochzeiten ging, achtete er darauf, dass ich eine Kippa trug. Ich habe meiner Großmutter bei der Zubereitung von Hühnersuppe, Matzebällchen und Latkes zugesehen. Es ging immer darum, dass die Familie zusammenkommt.« Er fühle sich, so Beckham, als Teil der jüdischen Gemeinschaft - und er sei darauf stolz.

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Beckham wuchs nur ein paar Kilometer östlich von St. John’s Wood, in Leytonstone, auf, aber es war eine andere Welt. Sein Vater sei in der Erziehung immer recht hart mit ihm gewesen, habe ihn kritisiert, wenn er etwas nicht gut gemacht habe.

»Ich bin wahrscheinlich jedes Mal in Tränen ausgebrochen, wenn ich nach einem Spiel ins Auto gestiegen bin. Egal, ob ich gut oder schlecht gespielt habe, er hat mir immer gesagt, was ich besser machen muss. Doch als ich Profifußballer wurde und schwierige Momente hatte, habe ich diese nur überstanden, weil mein Vater so hart zu mir war. Und dafür bin ich sehr dankbar. Es gab so viel Liebe in unserer Familie und in unserem Elternhaus.«

Er selbst sei als Vater dagegen ganz anders, gab Beckham zu. »Ich habe nur einmal Nein zu meiner Tochter gesagt, und da hat ihre Unterlippe angefangen zu zittern, und ich habe gesagt: ›Nie wieder‹. Was auch immer meine Kinder tun wollen, ich unterstütze sie. Ich möchte nur, dass sie glücklich, höflich und bescheiden sind«, betonte er.

https://www.instagram.com/p/Cs8uSoGoKJ1/

Als er dann bei Manchester United unter Vertrag kam und seine Karriere ihren Lauf nahm, habe ihn der Trainer des Klubs, Sir Alex Ferguson, unter die Fittiche genommen. »Einer der Gründe, warum ich für Manchester United spielen wollte, war, dass er sich um jeden kümmerte, der zum Verein gehörte - die Putzfrau, den Koch. Er kannte jedermanns Vornamen und rief meine Eltern am Samstagabend an und fragte: ›Wie hat David diese Woche trainiert? Ist er bereit für morgen? Wann ist er im Bett?‹ «.

Als Beckham mit der Pop-Sängerin Victoria Adams (»Spice Girls«) zusammenkam, sei Ferguson zunächst sehr skeptisch gewesen. »Mir wurde plötzlich sehr viel Aufmerksamkeit zuteil, und ich glaube, Sir Alex war immer besorgt, dass sich das auf mein Spiel auswirken würde. Aber zum Glück war das nicht der Fall.«

David und Victoria sind mittlerweile seit mehr als 25 Jahren ein Paar. Ihr ältester Sohn Brooklyn (24) heiratete im vergangenen Jahr seine Freundin Nicola Peltz. Die Hochzeit fand unter der Chuppa statt und wurde von einem Rabbiner geleitet, Peltz‹ Vater ist orthodoxer Jude.

David Beckham sprach auf Hebräisch einen Segensspruch. Auch in der St. John’s Wood-Synagoge stellte Beckham am Sonntag seine Kenntnisse in dieser Hinsicht unter Beweis. »Der kann jederzeit gerne zum Schabbat-Abendessen zu mir nach Hause kommen«, so die Beobachterin der »Jewish News« anerkennend. mth

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