Der aus Deutschland stammende Komponist Hans Zimmer hat einen Oscar gewonnen. Der 64-Jährige wurde in der Nacht zum Montag für die Filmmusik zum Science-Fiction-Epos Dune ausgezeichnet. Für Zimmer, der seit Langem in den USA lebt, ist es bereits der zweite Oscar. In den 1990ern war er bereits für die Musik zum Disney-Zeichentrickfilm »Der König der Löwen« ausgezeichnet worden.
HOTELBAR Der gebürtige Frankfurter feierte seine Oscar-Ehrung für die Filmmusik zu »Dune« in einer Hotelbar in Amsterdam. Der 64-Jährige twitterte ein Foto von sich im weißen Frottee-Bademantel und mit einer Oscar-Statue und schrieb dazu auf Englisch: »Es ist 2 Uhr nachts in Amsterdam und meine Tochter Zoë hat mich geweckt, um in die Hotelbar zu gehen. Wow!!«
Danach twitterte der jüdische Komponist ein Video aus dieser Hotelbar, in dem er sich unter lautem Jubel aus dem Hintergrund vor allem bei den Dune-Musikern bedankt, ohne die das alles nicht möglich gewesen wäre. Und er dankte Dune-Regisseur Denis Villeneuve, den er als seinen »Seelenverwandten« bezeichnete.
Der in Frankfurt geborene Zimmer tourt derzeit durch Europa und hatte am Sonntagabend mit seinem Orchester ein Konzert in Amsterdam geplant, so dass er nicht zur Oscar-Gala nach Hollywood kommen konnte. Der Oscar für »Dune« ist seine zweite Auszeichnung der US-Filmakademie - in den 1990ern war er bereits für die Musik zum Disney-Zeichentrickfilm »Der König der Löwen« geehrt worden.
BESTER FILM Die Tragikomödie Coda gewann hat den Oscar als bester Film. Regisseurin Siân Heder erzählt darin von einem Mädchen, das in einer gehörlosen Fischerfamilie aufwächst. Der Film gewann insgesamt drei Auszeichnungen, wie die US-Filmakademie in der Nacht zum Montag in Los Angeles bekanntgab. Erstmals hat damit ein Film eines Streamingdienstes den Oscar in dieser Kategorie geholt. Der Film läuft beim Anbieter Apple TV+.
Die meisten Auszeichnungen gingen an das Sciene-Fiction-Epos Dune. Ausgezeichnet wurde der Film unter anderem für die beste Filmmusik und die besten visuellen Effekte. Auch für den Effektexperten Gerd Nefzer - zwei Filmschaffende, die aus Deutschland kommen - ist es wie für Hans Zimmer der zweite Oscar.
Der Western The Power of the Dog von Jane Campion, der mit zwölf Nominierungen als Favorit ins Rennen gegangen war, gewann letztlich nur eine Auszeichnung für die beste Regie.
Schauspielerin Jessica Chastain gewann den Oscar als beste Hauptdarstellerin für The Eyes Of Tammy Faye, eine Filmbiografie über eine christliche TV-Predigerin. Will Smith gewann den Oscar als bester Hauptdarsteller für seine Rolle in King Richard über den Aufstieg von Serena und Venus Williams zu Tennis-Stars.
OHRFEIGE Will Smith sorgte mitten in der Verleihung für einen irritierenden Moment, als er auf die Bühne lief und seinem Kollegen Chris Rock eine Ohrfeige gab. Danach kehrte er auf seinen Platz zurück und rief zweimal laut in Rocks Richtung: »Lass den Namen meiner Frau aus Deinem verdammten Mund!« Zuvor hatte sich Komiker Rock an Smiths Frau Jada Pinkett Smith gewandt und gewitzelt: »G.I. Jane 2 - ich kann es nicht abwarten, das zu sehen.« - eine Anspielung auf den Film »G.I. Jane«, in dem sich Demi Moore als Soldatin den Kopf rasierte. Jada Pinkett Smith hatte in der Vergangenheit offen über ihren Haarausfall gesprochen.
Ariana DeBose wurde als beste Nebendarstellerin für ihre Rolle im Musical West Side Story von Steven Spielberg geehrt. Sie sagte zum Publikum: »Sie sehen hier eine offen queere, nicht-weiße Frau, eine Afro-Latina«, die ihre Kraft durch die Kunst gefunden habe. Prämiert wurden zudem der James Bond-Titelsong von Billie Eilish und der Animationsfilm Encanto. Der Oscar für den besten ausländischen Film ging an Drive My Car des Japaners Ryusuke Hamaguchi.
Ein deutscher Kinoverband reagierte zwiegespalten auf die Entscheidung, den Film eines Streaminganbieters auszuzeichnen. »Wir gratulieren Apple zum Oscar-Gewinn von »Coda««, teilte Christian Bräuer von der AG Kino - Gilde mit. »Gleichzeitig finden wir es sehr bedauernswert, dass Apple lediglich in den USA einen Kinostart des Films mitsamt großer Kampagne ermöglicht hat.« In der Vergangenheit hätten sie bei anderen Filmen wie Macbeth gut zusammengearbeitet.
Moderiert wurde die Oscar-Verleihung von den Schauspielerinnen Amy Schumer, Regina Hall und Wanda Sykes. Während der Sendung wurde auch zu einem Schweigemoment aufgerufen: »Wir bitten Sie, die Ukraine auf jede erdenkliche Weise zu unterstützen.« Einige Gäste trugen blaue Bänder mit der Aufschrift »WithRefugees«. Vorab hatte Schauspieler Sean Penn zu einem Boykott der Gala aufgerufen, falls sie ohne den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj stattfinden sollte. Er selbst würde seine beiden Oscar-Statuen aus Protest »einschmelzen«, sagte Penn. Selenskyj wurde im Dolby Theatre nicht zugeschaltet. dpa