Archäologie

Getreide gegen Perlen

Das gefundene Modell Foto: Uni Haifa

Ein einzigartiges, 7200 Jahre altes Modell eines Ton-Silos gilt als der früheste Beweis für rituelle Lebensmittellagerung. Es wurde bei Ausgrabungen in der prähistorischen Siedlung Tel Tsaf im nördlichen Jordantal entdeckt. Das Töpfergefäß zeugt von einer bisher unentdeckten Methode des Einlagerns von Nahrungsmitteln im alten Nahen Osten. Das internationale Team von Archäologen der Universität Haifa und des Deutschen Archäologischen Instituts Berlin hat den Fund untersucht.

Mit roten Kugeln verziert, ist das kleine Ton-Silo das einzige Gefäß dieser Art, das jemals entdeckt wurde. Es wurde in einem Raum gefunden, der mit einem Grabkomplex verbunden war und mit einer beispiellosen Anzahl von großen Weizen- und Gersten-Lagersilos gefüllt war, in denen jahrtausendealte Samen gefunden wurden. Das ungewöhnliche Gefäß wurde restauriert und war vermutlich ein Modell für größere Lagergefäße und zugleich ein rituelles Objekt. Ebenso gefunden wurden Ritualfiguren und Gegenstände von offensichtlichem Wert, einschließlich des frühesten Kupfergegenstandes, der jemals in der Levante ausgegraben wurde.

Reichtum »Die Erkenntnisse von Tel Tsaf geben erste Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen der Lagerung von Lebensmitteln und der Existenz eines Rituals im Zusammenhang mit der erfolgreichen Lagerung und dem Erhalt der landwirtschaftlichen Produkte«, so der Archäologe Danny Rosenberg von der Universität Haifa gegenüber der Online-Zeitung »Times of Israel«.

Tel Tsaf wird auf die Jahre 5200 bis 4700 v.d.Z. datiert. Die Ausgrabungen haben auch eine gut erhaltene Lehmziegelarchitektur zutage gefördert sowie den Nachweis für Fernhandel. Alles deutet auf einen hohen Organisationsgrad der Menschen in dieser Siedlung aus dem Chalkolithikum, der frühen Kupfersteinzeit, hin.

Das Silo-Modell verweist nach Angaben der Forscher auf Strategien für die Kontrolle der Produktionsmittel und für die Akkumulation von Reichtum. Reichtum kann durch die Akkumulation – und Verteilung – eines notwendigen Produktes gewonnen werden. Die Forscher diskutieren jetzt, ob für den individuellen oder den gemeinschaftlichen Gebrauch akkumuliert wurde.

bedürfnisse Es geht um die Frage, ob Menschen Getreide aufbewahrten, das über ihre jährlichen Bedürfnisse hinausging, und bewusst einen Überschuss produzierten, um damit per Handel Töpferwaren einzutauschen. Ein Hinweis waren Funde aus weit entfernten Orten.

»Wir fanden eine Schale, die vom Nil kommt, viele Perlen und andere Artefakte, die nicht aus lokaler Produktion stammen. Seit Jahren diskutieren Wissenschaftler, wie sich die Kulturen des alten Ägypten oder Mesopotamien entwickeln konnten. Tel Tsaf liefert mit der organisierten Lagerung einen Schlüssel dazu. Die Gesellschaft stand am Beginn der Herausbildung einer sozialen Hierarchie, die schließlich zur Entstehung der ersten Städte führte«, erklärte Rosenberg.

TV-Tipp

Sie ging über Leichen: Doku »Riefenstahl« zeigt eine überzeugte Nationalsozialistin

Das Erste zeigt Andres Veiels vielschichtigen Dokumentarfilm über Leben und Wirken von Hitlers Lieblingsregisseurin Leni Riefenstahl. Der Film geht auch der Frage nach, wie ihre Filme bis in die Gegenwart ausstrahlen

von Jens Hinrichsen  17.11.2025

TV-Tipp

»Unser jüdischer James Bond«

Die Arte-Doku »Der Jahrhundert-Spion« erzählt die schillernde Lebensgeschichte des Ex-CIA-Agenten Peter Sichel, der seinerzeit den Ausbruch des Kalten Kriegs beschleunigte

von Manfred Riepe  17.11.2025

Holzstörche zur Geburt in Niederösterreich. Noch immer werden neben den klassischen Namen viele biblische Namen den Kindern gegeben.

Statistik

Diese hebräischen Vornamen in Österreich sind am beliebtesten

Österreichische Eltern wählen gern Klassiker. Unter den Top Ten sind auch viele Namen biblischen Ursprungs

von Nicole Dreyfus  17.11.2025

Miss-Universe-Show

Miss Israel erhält Todesdrohungen nach angeblichem Seitenblick

Auch prominente Israelis sind immer öfter mit Judenhass konfrontiert. Diesmal trifft es Melanie Shiraz in Thailand

 17.11.2025

TV-Tipp

Ein Skandal ist ein Skandal

Arte widmet den 56 Jahre alten Schock-Roman von Philip Roth eine neue Doku

von Friederike Ostermeyer  17.11.2025

Jubiläum

Weltliteratur aus dem Exil: Vor 125 Jahren wurde Anna Seghers geboren

Ihre Romane über den Nationalsozialismus machten Anna Seghers weltberühmt. In ihrer westdeutschen Heimat galt die Schriftstellerin aus Mainz jedoch lange Zeit fast als Unperson, denn nach 1945 hatte sie sich bewusst für den Osten entschieden

von Karsten Packeiser  17.11.2025

Aufgegabelt

Noahs Eintopf

Rezepte und Leckeres

 16.11.2025

Kunst

Illustrationen und Israel-Hass

Wie sich Rama Duwaji, die zukünftige »First Lady von New York«, auf Social Media positioniert

von Jana Talke  13.11.2025

Kino

Zwischen »Oceans Eleven« und Houdini-Inszenierung

»Die Unfassbaren 3« von Ruben Fleischer ist eine rasante wie präzise choreografierte filmische Zaubershow

von Chris Schinke  13.11.2025