Wuligers Woche

Gesendet und vergessen

Szene aus dem umstrittenen Film »Auserwählt und ausgegrenzt – Der Hass auf Juden in Europa« von Sophie Hafner und Joachim Schroeder Foto: PR

Nach wochenlangem Hickhack haben die ARD und Arte am Mittwochabend Joachim Schroeders und Sophie Hafners Dokumentation Auserwählt und ausgegrenzt – Der Hass auf Juden in Europa nun doch gezeigt. Das ist die gute Nachricht.

Die schlechte ist, dass die Ausstrahlung ihren Preis haben wird. Die Verantwortlichen haben nicht aus Einsicht gehandelt, sondern taktisch. Sie wollten die Kuh vom Eis holen, bevor ihr peinliches Rumgeeiere den Ruf der Sender noch mehr beschädigt hätte, als er ohnehin schon ist. Der Widerwille gegen die Dokumentation war noch der Presseerklärung des Westdeutschen Rundfunks (WDR) deutlich anzumerken: Ganze fünf Mal ist in dem kurzen Text von »Mängeln« des Films die Rede, als wollte man den Autoren noch deutlich eins reinwürgen.

Israel Das ist zwar schlechter Stil, aber nicht verwunderlich. Wer den öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Deutschland kennt, weiß, dass Israel dort wenige Freunde hat. Für viele Programmmacher ist der jüdische Staat der böse Bube der Weltpolitik. So wie in George Orwells Farm der Tiere das Gebot gilt »Vier Beine gut, zwei Beine schlecht«, heißt bei ARD und Co. der selten hinterfragte Glaubenssatz »Zionismus unrecht, Palästinenser unterdrückt«.

Das ist im öffentlich-rechtlichen Bewusstsein so selbstverständlich wie die Tatsache, dass Wasser den Berg hinab fließt. Und es schlägt sich im Programm nieder. Zu dem laut einem Bundestagsbericht bei rund 40 Prozent der Deutschen feststellbaren israelbezogenem Antisemitismus tragen auch die gebührenfinanzierten Sender ihren Teil bei. Um nur zwei Beispiele aus jüngerer Zeit zu nennen: Da fabulieren die Tagesthemen über angeblichen israelischen Wasserraub an den Arabern; der WDR porträtiert den niederländischen Rechtspopulisten Geert Wilders als Marionette des Zionismus.

Diese Art Information wird wahrscheinlich nach Mittwoch dieser Woche noch zunehmen. Mit der Ausstrahlung von Auserwählt und ausgegrenzt haben die öffentlich-rechtlichen Sender sich eine Legitimation für künftige antiisraelische Beiträge verschafft. Kritik an deren Parteilichkeit werden sie mit dem Argument kontern, man habe schließlich auch einen »journalistisch mangelhaften« Film mit prozionistischer Tendenz gesendet.

schlauheit
Vorwürfe der Unausgewogenheit in der Nahostberichterstattung werden damit eine Weile lang vom Tisch gefegt werden. Mit journalistischer Kompetenz gesegnet sind in diesem Fall die Verantwortlichen bei Arte und WDR vielleicht nicht; eine gewisse taktische Schläue aber besitzen sie.

Joachim Schroeders und Sophie Hafners Dokumentation ist im Programm eine proisraelische Ausnahme; die Regel ist und wird auch künftig die Parteinahme zugunsten der arabischen Seite sein. Für sachkundige und ausgewogene Berichterstattung über Nahost ist man auf andere Quellen angewiesen. Bezahlen müssen wir die öffentlich-rechtliche Einseitigkeit mit monatlich 17,50 Euro Rundfunkbeitrag trotzdem weiter.

Essen

Festival jüdischer Musik mit Igor Levit und Lahav Shani

Der Festivalname »TIKWAH« (hebräisch für »Hoffnung«) solle »ein wichtiges Signal in schwierigen Zeiten« setzen, hieß es

 15.09.2025

Bremen

Seyla Benhabib erhält den Hannah-Arendt-Preis für politisches Denken

Die Jury würdigte Benhabib als »herausragende politische und philosophische Intellektuelle«

 15.09.2025

Eurovision

Israel hält nach Boykottaufrufen an ESC-Teilnahme fest

Israel will trotz Boykott-Drohungen mehrerer Länder am Eurovision Song Contest 2026 teilnehmen. Wie andere Länder und Veranstalter reagieren

 15.09.2025

Antisemitismusskandal

Bundespräsident trifft ausgeladenen Dirigenten Shani

Nach dem Eklat um eine Ausladung der Münchner Philharmoniker in Belgien hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier den künftigen israelischen Chefdirigenten Lahav Shani ins Schloss Bellevue eingeladen

von Anne Mertens  15.09.2025

Literatur

Ein Funke Hoffnung

Rafael Seligmann hält Deutschland derzeit nicht für den richtigen Ort einer Renaissance jüdischen Lebens. Trotzdem gibt er die Vision nicht auf. Ein Auszug aus dem neuen Buch unseres Autors

von Rafael Seligmann  15.09.2025

Los Angeles

»The Studio« räumt bei den Emmys 13-fach ab

Überraschende Sieger und politische Statements: Ausgerechnet eine jüdische Darstellerin ruft eine israelfeindliche Parole

von Christian Fahrenbach  15.09.2025

Freiburg im Breisgau

»Keine Schonzeit für Juden«: Neues Buch von Rafael Seligmann

Antisemitismus, der 7. Oktober 2023, ein Umzug von Tel Aviv nach München in den 1950er Jahren und ein bewegtes Leben: Der Historiker streift und vertieft in seinem aktuellen Werk viele Themen

von Leticia Witte  15.09.2025

Kino

Für Hermann Göring lernte Russell Crowe Deutsch

Crowe spielt den Nazi-Verbrecher in »Nuremberg«, einem packenden Thriller über die Nürnberger Prozesse

von Manuela Imre  14.09.2025 Aktualisiert

Nach Antisemitismus-Eklat

Lahav Shani wird im Ruhrgebiet begeistert empfangen

Den Auftritt in Essen besuchte auch Belgiens Premier Bart De Wever

 14.09.2025 Aktualisiert