Erich Heckel

Gemälde soll an jüdische Erben zurückgegeben werden

Nach dem Willen der Erben soll das Gemälde dem Virginia Museum of Fine Arts (im Hintergrund) gestiftet werden. Foto: imago images/UIG

Erich Heckel

Gemälde soll an jüdische Erben zurückgegeben werden

Lange hing es in Karlsruhe, nun soll es in die USA: das von den Nazis geraubte Werk »Geschwister«

 03.02.2021 10:51 Uhr

Das Land Baden-Württemberg will ein Gemälde des Expressionisten Erich Heckel (1883-1970) an die Erben des jüdischen Vorbesitzers zurückgeben. Die dafür erforderlichen Schritte würden umgehend eingeleitet, teilte das Kunstministerium am Dienstag mit.

Das Land reagiert damit auf die Einschätzung der beratenden Kommission für NS-Raubgut. Es sei von einem NS-verfolgungsbedingten Entzug auszugehen, hatte diese zuvor in Berlin mitgeteilt. Die Entscheidung des von Bund, Ländern und kommunalen Spitzenverbänden eingesetzten Gremiums erfolgte einstimmig. Das Kabinett in Stuttgart muss nun noch darüber befinden.

UNRECHT Es geht um das von Heckel 1913 gemalte Bild »Geschwister«, das aktuell zu den Beständen der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe gehört. »Unrecht kann nicht ungeschehen gemacht werden. Es ist dem Land Baden-Württemberg daher ein umso größeres Anliegen, sämtliche Kulturgüter in Landesbesitz, die den Verfolgten der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft entzogen worden sind, zu ermitteln und zurückzugeben«, sagte Kunstministerin Theresia Bauer (Grüne).

Nach dem Willen der Erben soll das Gemälde dem Virginia Museum of Fine Arts, Richmond, USA, gestiftet werden und dort weiterhin öffentlich zu sehen sein. »Dies bietet die Chance, mit dem Museum über die Möglichkeit einer Kooperation nachzudenken«, sagte die Direktorin der Kunsthalle, Pia Müller-Tamm. »Heckels »Geschwister« verbindet ab jetzt unsere Häuser.«

SAMMLUNG FISCHER Das Ölgemälde befand sich laut Kommission bis 1934 im Besitz des Historikers Max Fischer. Wegen seiner jüdischen Abstammung wurde er von den Nationalsozialisten individuell und kollektiv verfolgt. 1935 verließ Fischer Deutschland, ein Jahr später emigrierte er in die USA. Die von seinen Eltern geschaffene Sammlung Fischer gehörte zu den wichtigsten deutschen Privatsammlungen expressionistischer Kunst. Im Virginia Museum of Fine Arts, wo auch die »Geschwister« nun hin sollen, sind seit 2009 Werke der Sammlung Ludwig und Rosy Fischer zu sehen.

Das Gemälde befand sich 1944 im Keller von Heckels Wohnhaus in Berlin. Er selbst stiftete es 1967 der Kunsthalle Karlsruhe. Mit der Biennale in Venedig und der Documenta in Kassel war »Geschwister« bereits auf den wichtigsten internationalen Kunstausstellungen zu sehen.

»Es konnte nicht aufgeklärt werden, wann und unter welchen Bedingungen zwischen Januar 1934 und Januar 1944 Erich Heckel in den Besitz des Gemäldes gelangte oder sogar Eigentum an diesem erhielt«, hieß es bei der Kommission. Es sei somit von einem NS-verfolgungsbedingten Entzug auszugehen. Daher der Beschluss der Kommission, »die Restitution der »Geschwister« an die Erben nach Max Fischer zu empfehlen«. dpa

Antisemitismus

Kanye Wests Hitler-Song »WW3« ist Hit auf Spotify

Der Text ist voller Hitler-Verehrung, gleichzeitig behauptet der Musiker, er könne kein Antisemit sein, weil er schwarz sei

 12.05.2025

Berlin

Ruth Ur wird neue Direktorin der Stiftung Exilmuseum in Berlin

In Berlin soll ein Museum über die Menschen entstehen, die vor den Nazis ins Exil flohen. Die Stiftung, die das Vorhaben vorantreibt, bekommt nun eine neue Direktorin

von Alexander Riedel  12.05.2025

Kulturpolitik

Kulturrat berät künftig zu Antisemitismus

Ziel sei es, Handlungssicherheit innerhalb des Kulturbereichs zu gewinnen

 12.05.2025

Tschechien

Holocaust-Museum in ehemaliger Schindler-Fabrik eröffnet

Der Unternehmer Oskar Schindler rettete viele Juden vor den Nazis. Seine Rüstungsfabrik verlegte er 1944 von Krakau nach Brnenec im heutigen Tschechien. Nun ist dort ein Museum eröffnet worden

 12.05.2025

Basel

Drohgebärde bei ESC-Eröffnung – Kan erstattet Anzeige

Der Sender Kan veröffentlichte ein Video, auf dem ein Mann mit palästinensischer Flagge zu sehen ist, der sich mit seiner Hand waagerecht über den Hals fährt

 11.05.2025

Berlin

»Es gibt Momente, die sind größer als der Preis«

Die Verleihung des Deutschen Filmpreises war geprägt von politischen Statements – und von der Nachricht vom Tod Margot Friedländers. Und ganz nebenbei war »September 5« der große Gewinner des Abends

von Sabrina Szameitat  11.05.2025

Ruth Achlama

»Alles ist schön und gut? Das wäre gelogen«

Die Übersetzerin über Beziehungsratschläge für Deutsche und Israelis, israelische Autoren auf dem deutschen Buchmarkt und Erzählungen von Chaim Nachman Bialik

von Ayala Goldmann  11.05.2025

Meinung

Codewort: Heuchelei

Nemo fordert den Ausschluss Israels beim ESC in Basel. Damit schadet der Sieger des vergangenen Jahres der Schweiz und der eigenen Community

von Nicole Dreyfus  11.05.2025

Reaktionen

»Ihr Vermächtnis ist Mahnung und Verpflichtung«

Der Tod der Holocaust-Überlebenden Margot Friedländer ist in Politik und Gesellschaft mit großer Trauer aufgenommen worden

 11.05.2025