Die Europäische Kommission hat sich am Freitag »zutiefst besorgt« gezeigt über die Absage eines Konzerts der Münchner Philharmoniker im belgischen Gent und die Entscheidung Organisatoren in die Nähe von Antisemitismus gerückt.
»Unsere Position war immer klar: Die Kommission lehnt jede Form von Antisemitismus entschieden ab«, sagte eine Sprecherin der von Ursula von der Leyen geführten größten EU-Institution auf Nachfrage dieser Zeitung. Was die Festival-Verantwortlichen in Gent getan hätten, stehe im Widerspruch zu den Werten der Europäischen Union. »Kultur verbindet uns und spiegelt die Vielfalt Europas wider. Unsere kulturelle Vielfalt gehört zu unseren Stärken und hat unsere reiche Geschichte geprägt«, so die Sprecherin.
Weiter sagte sie: »Menschen von Bühnen oder Konzertsälen auszuschließen, sofern sie nicht Hass und Gewalt verbreiten, widerspricht unseren grundlegenden demokratischen Werten.« Künstler dürften nicht aufgrund ihrer Herkunft, ihrer religiösen oder politischen Zugehörigkeit beurteilt werden.
EU-Kommissar Magnus Brunner erklärte auf X, er habe die Beauftragte der Kommission für den Kampf gegen Antisemitismus, Katharina von Schnurbein, gebeten, mit den Organisatoren des Festivals Kontakt aufzunehmen, um sicherzustellen, dass sich ein solcher Vorfall nicht wiederhole.
In der Vergangenheit hatte die Europäische Union Zuschüsse für das Flandern-Festival gewährt. Diese waren aus dem Programm »Creative Europe« geflossen, mit dem aus dem EU-Haushalt europäische Kunst- und Kulturprojekte unterstützt werden.
Das Logo von Creative Europe war am Freitagnachmittag immer noch auf der Webseite der Konzertreihe in Gent zu sehen. Die Sprecherin stellte aber klar, dass Creative Europe die diesjährige Ausgabe in keiner Weise finanziere. »Wir wurden darauf aufmerksam gemacht, dass das Logo von Creative Europe auf der Website des Festivals erscheint, und wir werden die Organisatoren auffordern, es unverzüglich zu entfernen«, erklärte sie.
Am Donnerstag hatte bereits die Deutsche Botschaft in Brüssel wegen des Antisemitismusskandals ihre Zusammenarbeit mit dem Festival beendet. Botschafter Martin Kotthaus hatte das Vorgehen der Veranstalter gegen den Dirigenten der Münchner Philharmoniker, Lahav Shani, öffentlich kritisiert. Auch zahlreiche belgische Politiker, darunter Premierminister Bart De Wever, griffen die Organisatoren scharf an. De Wever sagte, Belgiens und Flanderns guter Ruf sei »beschmutzt« worden.
Die flämische Kulturministerin Caroline Gennez von der sozialdemokratischen Vooruit-Partei hatte die Festival-Leitung hingegen zu diesem Schritt ausdrücklich ermutigt. Gennez fordert einen umfassenden kulturellen Boykott Israels wegen des Kriegs in Gaza. Flanderns Ministerpräsident Matthias Diependaele sieht das hingegen komplett anders und zeigte sich konsterniert über die Absage des Konzerts am 18. September.