USA

FBI knackt iPhone

Medien berichten über Hinweise, dass eine israelische Firma technologische Hilfe leistete

von Boris Mayer  29.03.2016 11:48 Uhr

Apple verweigerte die Dekodierung. Foto: dpa

Medien berichten über Hinweise, dass eine israelische Firma technologische Hilfe leistete

von Boris Mayer  29.03.2016 11:48 Uhr

Auch wenn der Terroranschlag Anfang Dezember im kalifornischen San Bernardino formal längst aufgeklärt ist, stellten sich den Ermittlern des FBI noch offene Fragen: Hatten die Täter, Syed Rizwab Farook und seine Frau Tashfeen Malik, Mitwisser oder Helfer? Welche Kontakte bestanden zur Terrororganisation IS? Und wer erhielt die 10.000 Dollar, die Farook kurz vor der Tat in bar von seinem Konto anhob?

Die Antworten auf diese und vielleicht noch weitere Fragen könnten in den iPhones des Paares zu finden sein. Die Verschlüsselung der Mobiltelefone erwies sich jedoch für die Experten des FBI zunächst als unknackbar, deswegen bat man Apple um Hilfe.

Das Unternehmen weigerte sich jedoch, widersetzte sich sogar einer gerichtlichen Anordnung. Ein solches Vorgehen würde eine Hintertür öffnen, welche die Sicherheit praktisch aller iPhone-User bedrohe, argumentierte das kalifornische Unternehmen. Zudem würde durch einen derartigen Präzedenzfall eine weitreichende Überwachung elektronischer Geräte ermöglicht.

Tipp Am Montag kam nun die Meldung, dass das iPhone entschlüsselt sei. Die Hilfe des Konzerns werde nicht länger benötigt, ließ das Justizministerium wissen. Das FBI hatte zuvor schon verlauten lassen, dass man einen Tipp »von dritter Seite« bekommen habe, wie mit der Verschlüsselung umzugehen sei.

Im Internet war schnell die Rede von einer israelischen Firma, die geholfen haben soll, die Handys der beiden Terroristen zu knacken. In diesem Zusammenhang erwähnten einige Medien auch die Firma Cellebrite. Das in Petach Tikwa ansässige Unternehmen stellt sogenannte forensische Produkte für staatliche Stellen her und hat sich unter anderem auf Software und Hardware spezialisiert, mit deren Hilfe Daten aus Handys, Tablets und anderen mobilen Endgeräten ausgelesen werden können. Cellebrite selbst bestätigte jedoch entsprechende Berichte israelischer Tageszeitungen nicht, wonach die Firma eine Lösung für das FBI-Problem habe.

Zuvor hatte das Tech-Blog »Mashable« bereits berichtet, dass Leeor Ben-Peretz, bei Cellebrite zuständig für »Mobile Forensics«, sich in der letzten Woche in den Vereinigten Staaten aufgehalten habe und am vergangenen Donnerstag nach Israel zurückgeflogen sei. Auf konkrete Fragen zum Grund seiner Reise in die USA sagte er, dass dies seine Privatangelegenheit sei und er darüber hinaus keinen Kommentar abgeben wolle.

Cyber-Security Verschiedene amerikanische Experten bezeichneten es aber als »höchst wahrscheinlich«, dass Israelis in diesem aktuellen Fall involviert seien. Der Cyber-Security-Professor Tony Coulson sagte beispielsweise: »Israel hat die avancierteste Technik der Welt, im Land hat man Schlüsseltechnologien im Bereich Sicherheit und Abwehr entwickelt, die nun auch kommerziell für andere Zwecke genutzt werden können.«

Ein Beispiel sei die xBoxKinect, die im Spiel reale Körperbewegungen in Aktionen auf dem Bildschirm verwandeln könne – was für die iPhone-Entschlüsselung zwar nicht hilfreich sei, aber allgemein zeige, wie fähig die israelischen Programmierer seien.

Außerdem wird darauf verwiesen, dass Cellebrite dem FBI in der Vergangenheit schon mehrfach technisch unter die Arme gegriffen hat: 2013 wurde Cellebrite-Hardware benutzt, um ein Blackberry-Gerät, das im Zuge von Ermittlungen gegen einen Kinderporno-Ring beschlagnahmt worden war, zu entschlüsseln. Ein Jahr später gab ein FBI-Agent bei einer Gerichtsverhandlung an, dass er in Ermittlungen gegen Crack-Dealer israelische Technologie benutzt hatte, um Daten von zwei Handys zu erlangen.

Potsdam

Chronist der neuen Weiblichkeit

Das Museum Barberini zeigt Modiglianis Menschenbilder in neuem Licht

von Sigrid Hoff  25.04.2024

München

Ausstellung zeigt Münchner Juden im Porträt

Bilder von Franz von Lenbach und anderen sind zu sehen

 25.04.2024

Wien

Spätwerk von Gustav Klimt für 30 Millionen Euro versteigert

Der Künstler malte das »Bildnis Fräulein Lieser« kurz vor seinem Tod

 25.04.2024

Los Angeles

Barbra Streisand: Lovesong als Zeichen gegen Antisemitismus

Für die Serie »The Tattooist of Auschwitz« singt sie das Lied »Love Will Survive«

 25.04.2024

Kommentar

AfD in Talkshows: So jedenfalls nicht!

Die jüngsten Auftritte von AfD-Spitzenpolitikern in bekannten Talk-Formaten zeigen: Deutsche Medien haben im Umgang mit der Rechtsaußen-Partei noch viel zu lernen. Tiefpunkt war das Interview mit Maximilian Krah bei »Jung & Naiv«

von Joshua Schultheis  24.04.2024

Meinung

Der Fall Samir

Antisemitische Verschwörungen, Holocaust-Relativierung, Täter-Opfer-Umkehr: Der Schweizer Regisseur möchte öffentlich über seine wirren Thesen diskutieren. Doch bei Menschenhass hört der Dialog auf

von Philipp Peyman Engel  22.04.2024

Essay

Was der Satz »Nächstes Jahr in Jerusalem« bedeutet

Eine Erklärung von Alfred Bodenheimer

von Alfred Bodenheimer  22.04.2024

Sehen!

Moses als Netflix-Hit

Das »ins­pirierende« Dokudrama ist so übertrieben, dass es unabsichtlich lustig wird

von Sophie Albers Ben Chamo  22.04.2024

Immanuel Kant

Aufklärer mit Ressentiments

Obwohl sein Antisemitismus bekannt war, hat in der jüdischen Religionsphilosophie der Moderne kein Autor mehr Wirkung entfaltet

von Christoph Schulte  21.04.2024