documenta

»Weitere zweifelhafte Werke«

Besucher der documenta fifteen vor dem Museum Fridericianum in Kassel Foto: picture alliance/dpa

Anlässlich der zahlreichen Antisemitismus-Eklats auf der documenta fifteen setzen die Arolsen Archives (Unesco-Weltdokumentenerbe) auf dem Opernplatz in Kassel ein Zeichen gegen Judenfeindlichkeit.

Auf der Ladefläche eines historischen Lkw zeigt das internationale Zentrum über NS-Verfolgung aus dem nordhessischen Bad Arolsen dort die Wanderausstellung »#LastSeen«, bei der es um die Suche nach bisher unbekannten Fotos von NS-Deportationen und ein neues Verständnis der Bilder geht.

»Antisemitismus gehört bis heute leider zu allen Teilen der Gesellschaft dazu und findet sich ausnahmslos in allen politischen Richtungen«, sagte die Direktorin der Arolsen Archives, Floriane Azoulay, bei der Eröffnung am Montag.

Das massiv antisemitische Banner »People’s Justice«, das kurz nach dem Beginn der documenta abgebaut worden war, habe nicht zentraler als in einer der renommiertesten Kunstausstellungen der Welt gezeigt werden können. Mit dem Abbau sei das Antisemitismus-Problem nicht gelöst.

»Es befinden sich - trotz wochenlanger Debatten und Warnungen - weitere zweifelhafte Werke auf der documenta fifteen«, erklärte Azoulay. Die Kunstfreiheit sei ein hohes Gut, betonte sie. »Doch sie darf nicht als Deckmantel für Hass in irgendeiner Art missbraucht werden.«

Die documenta werfe noch viele Fragen auf, die dringend untersucht und geklärt werden müssten. Die Schau rücke auch die Frage des strukturellen Antisemitismus und seiner Verharmlosung in kulturellen Institutionen in den Blick. »Das Problem muss systematisch untersucht werden, und es muss dagegen aktiv vorgegangen werden.«

Eigentlich hatte die Wanderausstellung vom 21. Juli bis zum 3. August auf dem Saarbrücker Schlossplatz Station machen sollen. Aufgrund der Ereignisse wird sie stattdessen nun bis zum 14. September in Kassel zu sehen sein. Die Stadt stellt dazu den Ausstellungsort zur Verfügung. Die Ausstellung füge sich ein in ein hohes Maß an Erinnerungskultur in Kassel, sagte Oberbürgermeister Christian Geselle (SPD) am Rande der Eröffnung.

Unterstützt wird die Ausstellung in Kassel von Kulturstaatsministerin Claudia Roth, deren Grußwort Azoulay verlas. Darin betonte die Grünen-Politikerin, man dürfe vor den antisemitischen Entgleisungen auf der diesjährigen documenta nicht die Augen verschließen - auch und gerade weil es dabei um Kunst gehe.

»Es ist eine Verantwortung für unser Land und für uns alle, dass Antisemitismus, Rassismus und Ausgrenzung keinen Platz in Kunst, Kultur und unserer gesamten Gesellschaft bekommen.«

Bonn

Beethoven-Haus zeigt Ausstellung zu Leonard Bernstein

Die lebenslange Beschäftigung des Ausnahmetalents mit Beethoven wird dokumentiert

 25.04.2024

Potsdam

Chronist der neuen Weiblichkeit

Das Museum Barberini zeigt Modiglianis Menschenbilder in neuem Licht

von Sigrid Hoff  25.04.2024

München

Ausstellung zeigt Münchner Juden im Porträt

Bilder von Franz von Lenbach und anderen sind zu sehen

 25.04.2024

Wien

Spätwerk von Gustav Klimt für 30 Millionen Euro versteigert

Der Künstler malte das »Bildnis Fräulein Lieser« kurz vor seinem Tod

 25.04.2024

Los Angeles

Barbra Streisand: Lovesong als Zeichen gegen Antisemitismus

Für die Serie »The Tattooist of Auschwitz« singt sie das Lied »Love Will Survive«

 25.04.2024

Kommentar

AfD in Talkshows: So jedenfalls nicht!

Die jüngsten Auftritte von AfD-Spitzenpolitikern in bekannten Talk-Formaten zeigen: Deutsche Medien haben im Umgang mit der Rechtsaußen-Partei noch viel zu lernen. Tiefpunkt war das Interview mit Maximilian Krah bei »Jung & Naiv«

von Joshua Schultheis  24.04.2024

Meinung

Der Fall Samir

Antisemitische Verschwörungen, Holocaust-Relativierung, Täter-Opfer-Umkehr: Der Schweizer Regisseur möchte öffentlich über seine wirren Thesen diskutieren. Doch bei Menschenhass hört der Dialog auf

von Philipp Peyman Engel  22.04.2024

Essay

Was der Satz »Nächstes Jahr in Jerusalem« bedeutet

Eine Erklärung von Alfred Bodenheimer

von Alfred Bodenheimer  22.04.2024

Sehen!

Moses als Netflix-Hit

Das »ins­pirierende« Dokudrama ist so übertrieben, dass es unabsichtlich lustig wird

von Sophie Albers Ben Chamo  22.04.2024