Auszeichnung

Eintrittskarte zur Elite

Die Liste der früheren Rhodes-Stipendiaten liest sich wie ein »Who’s Who« der US-Politik: Bill Clinton gehört ebenso dazu wie die zurzeit als nächste US-Außenministerin gehandelte Diplomatin Susan Rice. Nicht von ungefähr gilt das 1902 von dem britischen Unternehmer Cecil Rhodes gegründete Programm als begehrtestes Stipendium weltweit. Zu dessen illustren Empfängern gehört jetzt auch die 23-jährige Deutsche Ela Naegele. Sie ist die zweite orthodoxe Jüdin überhaupt, die als Rhodes-Stipendiatin die Möglichkeit erhält, in Oxford zu studieren.

orthodox »Baruch Haschem, ich freue mich sehr, dass ich diese Möglichkeit erhalte«, sagt die junge Frau, die an der amerikanischen Elite-Universität Yale Philosophie und Geschichte studiert. »Aber ich spüre auch die Verantwortung, die mit dieser dieser großartigen Chance verbunden ist.«

Geboren und aufgewachsen ist Ela Naegele in Freiburg. Ihre Eltern sind dort engagierte Gemeindemitglieder, »sie haben mir den Reichtum des Judentums ans Herz gelegt – ein Geschenk, für das ich sehr dankbar bin«. Nachdem sie die zehnte Klasse absolviert hatte, studierte sie ein Jahr lang in Berlin an der Lauder Midrascha. Das Studium von Tora, Exegese und Halacha prägte ihre jüdische Bildung nachhaltig.

Geht das überhaupt: orthodox sein und akademische Karriere machen? Diese Frage hat Ela Naegele in Deutschland schon öfter gestellt bekommen. »Ich antworte dann immer: Natürlich geht das! Warum auch nicht?« Sie hat nicht das Gefühl, auf irgendetwas verzichten zu müssen. »Die Orthodoxie bereichert mein Leben.«

internationales recht Von ihrer beruflichen Zukunft hat Naegele bereits jetzt klare Vorstellungen. »Ich werde ab nächstem Jahr in Oxford Internationales Recht studieren. In diesem Fach kann man noch etwas bewegen und dadurch Menschen helfen.« Nach ihrem Abschluss will sie als Professorin arbeiten, »um forschen und anderen Menschen etwas beibringen zu können«.

So sehr sich Ela Naegele über ihr Studium in Oxford freut, so traurig ist sie, Yale mit seinem vielfältigen jüdischen Leben verlassen zu müssen: »Unser Gemeindezentrum befindet sich mitten auf dem Campus, alles spielt sich dort ab: Gottesdienste, Tora-Studium, koschere Mensa, sogar jüdisches a cappella.«

Diese Erfahrung eines bewussten jüdischen Lebens will die Nachwuchswissenschaftlerin unbedingt weitergeben, wenn sie nach ihrem Master-Studium in Oxford irgendwann nach Deutschland zurückkehren wird. »Die Zukunft jüdischen Lebens in Deutschland«, findet Naegele, »wird sich daran entscheiden, ob wir es mit anspruchs- und qualitätsvollen Angeboten schaffen, jüdische Jugendliche, junge Familien und vor allem Studenten einzubinden.«

Zuvor jedoch muss sie in Yale noch mehrere Prüfungen absolvieren, den Umzug nach Oxford vorbereiten und die Abschlussarbeiten in ihren beiden Hauptfächern schreiben. »In Philosophie eine vergleichende Arbeit über Kant und Habermas.« Kein ganz einfaches Thema. Aber keine Frage, dass Ela Naegele auch diese Hürde problemlos nehmen wird.

Vortrag

Über die antizionistische Dominanz in der Nahostforschung

Der amerikanische Historiker Jeffrey Herf hat im Rahmen der Herbstakademie des Tikvah-Instituts über die Situation der Universitäten nach dem 7. Oktober 2023 referiert. Eine Dokumentation seines Vortrags

 07.12.2025

Glosse

Die außerirdische Logik der Eurovision

Was würden wohl Aliens über die absurden Vorgänge rund um die Teilnahme des jüdischen Staates an dem Musikwettbewerb denken? Ein Gedankenexperiment

von Imanuel Marcus  07.12.2025

Los Angeles

Schaffer »visionärer Architektur«: Trauer um Frank Gehry

Der jüdische Architekt war einer der berühmtesten weltweit und schuf ikonische Gebäude unter anderem in Los Angeles, Düsseldorf und Weil am Rhein. Nach dem Tod von Frank Gehry nehmen Bewunderer Abschied

 07.12.2025

Aufgegabelt

Plätzchen mit Halva

Rezepte und Leckeres

 05.12.2025

Kulturkolumne

Bestseller sind Zeitverschwendung

Meine Lektüre-Empfehlung: Lesen Sie lieber Thomas Mann als Florian Illies!

von Ayala Goldmann  05.12.2025

TV-Tipp

»Eigentlich besitzen sie eine Katzenfarm« - Arte-Doku blickt zurück auf das Filmschaffen von Joel und Ethan Coen

Die Coen-Brüder haben das US-Kino geprägt und mit vielen Stars zusammengearbeitet. Eine Dokumentation versucht nun, das Geheimnis ihres Erfolges zu entschlüsseln - und stößt vor allem auf interessante Frauen

von Manfred Riepe  05.12.2025

Köln

Andrea Kiewel fürchtete in Israel um ihr Leben

Während des Krieges zwischen dem Iran und Israel saß Andrea Kiewel in Tel Aviv fest und verpasste ihr 25. Jubiläum beim »ZDF-Fernsehgarten«. Nun sprach sie darüber, wie sie diese Zeit erlebte

 05.12.2025

Genf

Entscheidung gefällt: Israel bleibt im Eurovision Song Contest

Eine Mehrheit der 56 Mitgliedsländer in der European Broadcasting Union stellte sich am Donnerstag gegen den Ausschluss Israels. Nun wollen Länder wie Irland, Spanien und die Niederlande den Musikwettbewerb boykottieren

von Michael Thaidigsmann  04.12.2025

Medien

»Die Kritik trifft mich, entbehrt aber jeder Grundlage«

Sophie von der Tann schwieg bislang zur scharfen Kritik. Doch jetzt reagiert die ARD-Journalistin auf die Vorwürfe

 04.12.2025