Literatur

»Ein Fehler«

In der Kritik: der österreichische Schriftsteller Robert Menasse Foto: dpa

Literatur

»Ein Fehler«

Robert Menasse entschuldigt sich für seinen Umgang mit Zitaten und historischen Daten

 04.01.2019 15:13 Uhr

Nach Vorwürfen zum Umgang mit Zitaten und historischen Daten hat der österreichische Schriftsteller Robert Menasse Fehler eingeräumt und sich dafür entschuldigt. »Die Anführungszeichen waren, vom wissenschaftlichen Standpunkt betrachtet, ein Fehler«, sagte der 64-jährige Autor und Träger des Deutschen Buchpreises in einem Beitrag für die Tageszeitung »Die Welt« (Samstag). »Dafür entschuldige ich mich, das tut mir leid.«

Bei den Vorwürfen geht es um die von Menasse vorgebrachte Behauptung, dass der erste Kommissionspräsident des EU-Vorläufers Europäische Wirtschaftsgemeinschaft, Walter Hallstein, seine Antrittsrede 1958 auf dem Gelände des früheren NS-Vernichtungslagers Auschwitz gehalten haben soll, was aber nicht der Fall gewesen sein kann.

Menasse behauptete, Walter Hallstein habe seine Antrittsrede 1958 in Auschwitz gehalten.

KRITIK Er habe selbst verschiedentlich darauf hingewiesen, dass er Hallstein nicht wörtlich, sondern sinngemäß wiedergegeben habe, erklärte Menasse. Die Kritik an seinem Umgang mit Zitaten bezeichnete er als »künstliche Aufregung«.

Die rheinland-pfälzische Landesregierung überprüft zurzeit die für den 18. Januar geplante Ehrung Menasses mit der Carl-Zuckmayer-Medaille. Es seien Gespräche mit allen Beteiligten im Gange, sagte am Freitag eine Sprecherin der Staatskanzlei in Mainz.

Die Kritik an seinem Umgang mit Zitaten bezeichnet Menasse als »künstliche Aufregung«.

»Aufgrund der Debatte um umstrittene Äußerungen des österreichischen Schriftstellers Robert Menasse suchen wir das Gespräch mit dem Autor und den Mitgliedern der Fachkommission, die ihn als Preisträger vorgeschlagen hatte, um den Sachverhalt zu prüfen«, erklärte die Sprecherin.

QUELLEN Bereits Ende 2017 hatte der Historiker Heinrich August Winkler Menasse vorgeworfen, aus einer tatsächlich gehaltenen Rede Hallsteins falsch zitiert zu haben. Damals reagierte Menasse nach einem Bericht der »Frankfurter Allgemeinen Zeitung« mit dem Argument, dass ein Dichter andere Freiheiten im Umgang mit Quellen und Zitaten habe als ein Wissenschaftler oder ein Journalist.

Menasse war für seinen Roman Die Hauptstadt 2017 mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet worden.  dpa

Biografie

Vom Suchen und Ankommen

Die Journalistin hat ein Buch über Traumata, Resilienz und jüdische Identität geschrieben. Ein Auszug aus ihrer ungewöhnlichen Entdeckungsreise

von Sarah Cohen-Fantl  26.10.2025

Alina Gromova

»Jedes Museum ist politisch«

Die neue Direktorin des Jüdischen Museums München über ihre Pläne

von Katrin Diehl  26.10.2025

Glosse

Der Rest der Welt

Herbstkaffee – und auf einmal ist alles so »ejn baʼaja«

von Nicole Dreyfus  26.10.2025

Auszug

»Ein Neuanfang ist möglich«

Der israelische Schriftsteller Eshkol Nevo führt sein Kriegstagebuch trotz Waffenstillstand weiter

von Eshkol Nevo  26.10.2025

Geheimnisse und Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

von Imanuel Marcus, Katrin Richter  26.10.2025

Aufgegabelt

Couscous mit Gemüse

Rezept der Woche

von Katrin Richter  24.10.2025

Rezension

Kafkaeskes Kino: »Franz K.«

Die Regisseurin, die für Hitlerjunge Salomon eine Oscar-Nominierung erhielt, hat das Leben des Schriftstellers verfilmt. Der Zuschauer darf »Franz K.« nicht nur als gequältes Genie-Klischee, sondern als dreidimensionalen Menschen erleben

von Patrick Heidmann  24.10.2025

Talmudisches

Das Schicksal der Berurja

Die rätselhafte Geschichte einer Frau zwischen Märtyrertum und Missverständnis

von Yizhak Ahren  24.10.2025

Dresden

Jüdische Woche eröffnet

Das Event bietet bis Sonntag Tanz, Theater, Ausstellungen, Konzerte, Lesungen und Gesprächsrunden

 24.10.2025