Kino

Ein echter Mord auf der Bühne

Im Gespräch mit Sheila Sim (Pearl Chanda): Leo Kopernick (Adrien Brody) an der Bar Foto: © 2021 20th Century Studios All Rights Reserved

Der Schauplatz: das Londoner West End Anfang der 50er-Jahre. Das Agatha-Christie-Stück The Mousetrap (Die Mausefalle) ist ein Bühnenhit, und es dauert nicht lange, bis Hollywood anklopft, um den Krimi zu verfilmen. So reisen zur Feier der 100. Aufführung der US-amerikanische Filmproduzent, der Drehbuchautor und der amerikanische Regisseur Leo Kopernick an.

Völlig überzogen spielt Oscar-Preisträger Adrien Brody (Der Pianist, The French Dispatch) in dem amerikanischen Krimi See How They Run den arroganten Unsympathen. Mit seiner hektischen Gestik verleiht er dem Regisseur, der sich schnell unbeliebt macht, die nötige Portion Überdrehtheit. Agatha Christie sendet nur ein Telegramm und eine mehrstufige Torte, in die der Regisseur bei einer wilden Rauferei stürzt.

GEWÜRGT Auf der Suche nach sauberen Klamotten im Kostümbereich des Theaters finden die Filmpläne ein krasses Ende, als Leo Kopernick, turbulent in Szene gesetzt, erst geschlagen, gewürgt und dann ermordet wird. So ist einer der Hauptdarsteller schon nach zehn Minuten tot und sitzt auf einem Sofa auf der Bühne mit herausgeschnittener Zunge. Als Voiceover kommentiert der tote Regisseur lakonisch die nachfolgenden Szenen.

Ein weiteres Hindernis: Der Film darf laut Vertrag erst sechs Monate nach dem letzten Vorhang gedreht werden. Im wahren Leben lief das Erfolgsstück der britischen Autorin von 1952 bis zur Corona-Pause. Dann fiel erstmals der letzte Vorhang, und so konnte dieser amerikanische Film im Theater gedreht werden – auch das ist die Ironie der Geschichte in der Geschichte.

Um den Mörder zu finden, müssen der zynische Scotland-Yard-Detektiv, Inspektor Stoppard (gespielt von Oscar-Preisträger Sam Rockwell), und die anfangs überambitioniert erscheinende Constable Stalker (Saoirse Ronan) zusammenarbeiten. Das Zusammenspiel des trinkenden Ermittlers und der Anfängerin, die sich wissbegierig alles notiert, hält die Geschichte unterhaltsam am Laufen. Aber Spannung wie im Krimi kommt nicht auf.

ÜBERZEICHNET Mit den von Drehbuchautor Marc Chappell allesamt überzeichneten Charakteren, gespielt von einer Starbesetzung, und von Regisseur Tom George zelebrierten Klischees und Meta-Gags springt das Publikum zwischen Theater-, Film- und Poli­zeiwelt. Die einzelnen Orte sind aufwendig in Szene gesetzt. Für Christie-Fans gibt es viele Reminiszenzen zu entdecken.

Besonders faszinierend gestalten sich die Rückblenden oder Traumsequenzen, in denen Brody seine Unsympathen-Rolle weiterspielt, wie als dekadenter Barmann im Schnee.

Zum Showdown in einem Landhaus im Schneesturm spielt die komplette Truppe die Szene nach, die Leo Kopernick für das Ende des Films vorstellte: die Mausefalle. Insgesamt wurde das »Whodunit«-Prinzip ausgelassen zelebriert.

Mancher Slapstick lockte ein Schmunzeln hervor, aber keine ausgelassenen Lacher. Gern hätte man Adrien Brody in einer anderen Rolle gesehen. Für Christie-Fans gibt es viel zu entdecken, und wer sich auf die ironische Farce einlässt, kann Spaß haben.

Der Film startet am 27. Oktober in den deutschen Kinos.

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