Hören!

Ehrfürchtige Lässigkeit

Live in Concert: Jeff Goldblum Foto: dpa

So hört sich ein perfekter Hollywood-Salon an. Der Mann mit grauem Haar, schwarzem Glitzer-Jackett und (natürlich!) Sonnenbrille spielt wie in seinem Wohnzimmer. Der Hochglanz wird intim, man hört guten Whiskey, und es liegt allgemeine gute Laune in der Luft. Der Mann am Klavier ist der 66-jährige Jeff Goldblum, der in Jurassic Park Dinosaurier zähmte – hier als aufmerksamer Begleiter seiner musikalischen Gäste und gleichsam als ihr größter Verehrer.

Die Sängerinnen Haley Reinhart, Sarah Silverman und Imelda May geben sich ein Stelldichein, und wenn die allgemeine Coolness mit virtuosen Jazz-Kunststückchen gekrönt werden soll, kommt kurzerhand Trompeter Till Brönner auf die Bühne.

AUFTRITTE Gern erzählt Hollywood-Star Goldblum, dass er für sein Hobby, das Klavierspiel, jeden Morgen gegen fünf Uhr aufsteht, um eine Stunde lang in Ruhe zu musizieren, bevor er sich ums Krafttraining und das Frühstück für seine Kinder kümmert. Einmal im Monat tritt er in einer Bar in Los Angeles auf – nach einem Tipp von Woody Allen: »Spiel mit einer Combo, das macht Spaß und verbessert deine Technik.«

Als Goldblum in einer TV-Show Gregory Porter begleitete, wurde die Plattenfirma Decca aufmerksam, verfrachtete ihn kurzerhand in die Capitol-Studios und ließ ihn und seine Kumpels machen, was inzwischen leider viel zu selten ist: ein bisschen spielen, ein bisschen plaudern – und vor allen Dingen: Spaß haben.

Man hört dem Album an, dass Goldblum es ernst meint mit dem Jazz, dass es sich hier nicht um eine PR-Strategie handelt (schade, dass die Aufnahme als LP leider sehr schlecht gepresst ist). Zu hören ist auch, dass die Musik den Schauspieler ehrfürchtig werden lässt, ohne dass er sich verstecken müsste.

KLANG Im Gegenteil: Während er am Klavier Songs wie »Good Nights« oder »Cantaloupe Island« begleitet, entfaltet sich der Klang wie eine hochwertige Tapete mit allerhand dekorativen Einfällen.

Die Aufnahme mit Goldblums Band »The Mildred Snitzer Orchestra« (benannt nach einer Freundin der Familie) ist Easy-Listening-Jazz auf höchstem Niveau und die Möglichkeit, fernab der roten Teppiche von Los Angeles den Schauspieler von einer anderen Seite kennenzulernen: als zutiefst ernsthaften Verehrer des klassischen Jazz.

Jeff Goldblum & The Mildred Snitzer Orchestra: »The Capitol Studios Sessions«. Decca Records 2018

Medien

Leon de Winter wird Kolumnist bei der »Welt«

Bekannt wurde er vor mehr als 30 Jahren mit Romanen wie »Hoffmanns Hunger«. Jetzt will der niederländische Autor Leon de Winter in Deutschland vermehrt als Kolumnist von sich hören lassen

von Christoph Driessen  29.04.2025

Fernsehen

»Persischstunden«: Wie eine erfundene Sprache einen Juden rettet

Das Drama auf Arte erzählt von einem jüdischen Belgier, der im KZ als angeblicher Perser einen SS-Mann in Farsi unterrichten soll. Dabei kann er die Sprache gar nicht

von Michael Ranze  29.04.2025

Fernsehen

»Mord auf dem Inka-Pfad«: War der israelische Ehemann der Täter?

Es ist einer der ungewöhnlichsten Fälle der deutschen Kriminalgeschichte. Die ARD packt das Geschehen in einen sehenswerten True-Crime-Vierteiler

von Ute Wessels  29.04.2025

Berlin

Antisemitismusbeauftragter für alle Hochschulen soll kommen

Details würden derzeit noch im Senat besprochen, sagte Wissenschaftssenatorin Ina Czyborra

 29.04.2025

Jerusalem

Seltenes antikes Steinkapitell wird in Israel ausgestellt

Ein Fund aus dem Jahr 2020 gibt israelischen Archäologen Rätsel auf. Die Besonderheit des Steinkapitells aus römischer Zeit: Es ist mit einem mehrarmigen Leuchter - im Judentum Menorah genannt - verziert

 29.04.2025

Berlin

Jüdisches Museum erforscht Audio-Archiv von »Shoah«-Regisseur

Claude Lanzmann hat mit seiner epochalen Dokumentation »Shoah« Geschichte geschrieben. Das Jüdische Museum Berlin nimmt ein Doppeljubiläum zum Anlass, um das umfangreiche Recherchematerial des Regisseurs zu erschließen

von Alexander Riedel  29.04.2025

Köln

»Charlie Hebdo«-Überlebender stellt Comic zu NS-Raubkunst vor

»Zwei Halbakte« heißt ein 1919 entstandenes Gemälde von Otto Mueller. Die Geschichte des Kunstwerks hat der französische Zeichner Luz als Graphic Novel aufgearbeitet. Mit teils sehr persönlichen Zugängen

von Joachim Heinz  28.04.2025

Berlin

»Eine Zierde der Stadt«

Es ist einer der wichtigsten Orte jüdischen Lebens in Deutschland: Vor 30 Jahren wurde das Centrum Judaicum im denkmalgeschützten Gebäude der Neuen Synagoge in der Oranienburger Straße in Berlin-Mitte eingeweiht

 28.04.2025

Paris

»Bambi«-Neuverfilmung: Nah an Felix Saltens Original

Ganz ohne Spezialeffekte und Animation: In Michel Fesslers »Bambi«-Neuauflage stehen echte Tiere vor der Kamera. Das Buch wurde einst von den Nazis verboten

von Sabine Glaubitz  28.04.2025