Propaganda

»Dokumente von bildgewordenem Rassismus«

Ob Hitlerjunge Quex von 1933, Tiefland von Leni Riefenstahl, gedreht von 1940 bis 1944, Die große Liebe mit Zarah Leander aus dem Jahr 1942: Das Filmmuseum Potsdam befasst sich in seiner neuen Ausstellung mit Kinowerbung der NS-Zeit. Unter dem Titel Plakativ. Filmwerbung und Propaganda in Demokratie und Diktatur. Deutschland 1930 bis 1950 werden mehr als 60 Filmplakate vor allem aus der NS-Zeit sowie einige Exponate aus den Jahren davor und danach gezeigt, wie Direktorin Ursula von Keitz am Mittwoch in Potsdam sagte.

Um die Werbeplakate unter anderem für NS-Filme mit Marianne Hoppe, Will Quadflieg, Lale Andersen, Lilian Harvey, Hans Albers und Luis Trenker auch politisch einzuordnen, werden auf Tafeln Informationen zur Zeitgeschichte gegeben und als Ergänzung auch politische Plakate und Produktwerbung dokumentiert. Die Ausstellung wird am Freitag eröffnet und ist bis zum 25. August zu sehen.

erster weltkrieg Ein Plakat zum US-Film Im Westen nichts Neues von 1930 nach dem Roman von Erich Maria Remarque über den Ersten Weltkrieg weist gleich am Beginn der Ausstellung auf den kommenden Weltkrieg hin und betont die Politik im Film. Das grausame und sinnlose Massensterben im Ersten Weltkrieg sei um 1930 in einigen großen Tonfilmen beschrieben worden, heißt es dazu im Infotext: »Es waren technisch-ästhetische Pionierleistungen.«

Nach der Berliner Premiere der deutschen Synchronfassung von Im Westen nichts Neues Anfang Dezember 1930 habe die NSDAP Krawalle organisiert, denen tätliche Angriffe auf das Publikum und eine antisemitische Hetzkampagne gegen den aus Deutschland stammenden jüdischen Produzenten Carl Laemmle gefolgt seien, heißt es in der Ausstellung weiter. Der Film sei dann zunächst wegen »Gefährdung des deutschen Ansehens« verboten worden.

Die Ausstellung ist als »Dialog zwischen Zeitgeschichte und Filmgeschichte« konzipiert.

Die Ausstellung sei als »Dialog zwischen Zeitgeschichte und Filmgeschichte« konzipiert, betonte Keitz. Kernaussage sei, dass sich Plakate zu politischen Themen und für die Filme nicht so sehr unterscheiden. Künstlerisch eigenständige Entwürfe für das Unterhaltungskino stünden neben Motiven, die das Wirken einer politischen Agenda belegen, heißt es in der Ausstellung: »Die Plakate sind damit auch Dokumente von bildgewordenem Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Sexismus, von Opfermythologien und Kriegsverherrlichung.«

exponate Der überwiegende Teil der Originalplakate stammt aus der australischen Sammlung »The Gillespie Collection«. Weitere Exponate kommen unter anderem aus der Sammlung des Potsdamer Filmmuseums, des Plakatarchivs des Deutschen Filminstituts in Frankfurt am Main, der Deutschen Kinemathek in Berlin, der Wiesbadener Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung, aus dem Deutschen Historischen Museum und vom Berliner Progress-Filmverleih.

Es sei ein Glücksfall, dass die Filmplakate überhaupt erhalten sind und von Sammlern aufbewahrt wurden, da sie eigentlich Wegwerfartikel gewesen seien, betonte Keitz. Die Plakate werden in drei Räumen präsentiert. Der erste Raum ist den Krisenjahren der Weimarer Republik gewidmet. Der zweite Raum, das Zentrum der Ausstellung, thematisiert die Jahre der Radikalisierung und Gleichschaltung in der NS-Diktatur. Der dritte Raum greift die frühen Nachkriegsjahre auf und wirft unter anderem einen Blick auf das internationale Kinoprogramm der Alliierten. Ein weiterer Raum dient der Medienbildung. Dort werden unter anderem Workshops für Besucher angeboten.

Justiz

Gericht: Melanie Müller zeigte mehrmals den Hitlergruß

Melanie Müller steht erneut vor Gericht: Die Schlagersängerin wehrt sich gegen das Urteil wegen Zeigens des Hitlergrußes und Drogenbesitzes. Was im Berufungsverfahren zur Debatte steht

von André Jahnke  11.12.2025

Israel

Ausstellung zu Bachs Klaviermusik in Jerusalem

Das Bachhaus Eisenach zeigt in Israel Dokumente zur frühen Verbreitung von Johann Sebastian Bachs Musik in Europa. Die Ausstellung begleitet das »12. Piano Festival« im Jerusalem Theatre

 11.12.2025

Brigitte Macrons Ausfall gegen Aktivistinnen entfacht eine landesweite Debatte.

Frankreich

First Lady an Abittans Seite – und gegen Feministinnen

Brigitte Macrons Ausfall gegen Feministinnen wirft ein Schlaglicht auf Frankreichs Umgang mit Protest, sexueller Gewalt und prominenten Beschuldigten.

von Nicole Dreyfus  11.12.2025

Fotografie

Über die Würde des Unangepassten

Der Berliner Gropius Bau widmet Diane Arbus eine umfangreiche Retrospektive

von Bettina Piper  11.12.2025

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

 11.12.2025

Reykjavik

Auch Island boykottiert jetzt den ESC

Der isländische Rundfunksenders RÚV hat beschlossen, sich Spanien, Irland, Slowenien und der Niederlande anzuschließen

 11.12.2025

Feiertage

Weihnachten mit von Juden geschriebenen Liedern

Auch Juden tragen zu christlichen Feiertagstraditionen bei: Sie schreiben und singen Weihnachtslieder

von Imanuel Marcus  10.12.2025

Kalender

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 11. Dezember bis zum 17. Dezember

 10.12.2025

Debatte

Wie umgehen mit Xavier Naidoo?

Der Sänger kehrt auf die großen Bühnen zurück. Ausverkaufte Hallen treffen auf Antisemitismus-Vorfälle, anhängige Verfahren und eine umstrittene Entschuldigung - und auf die Frage, wie man heute dazu steht

von Stefanie Järkel, Jonas-Erik Schmidt  10.12.2025