Kassel

Oberbürgermeister Geselle weist alle Vorwürfe zu Judenhass-Eklats zurück

Kassels Oberbürgermeister Christian Geselle bei der Pressekonferenz zur Eröffnung der documenta fifteen Foto: IMAGO/Hartenfelser

Der Aufsichtsratsvorsitzende der documenta, Kassels Oberbürgermeister Christian Geselle (SPD), hat am Montagabend zurückgewiesen, die zahlreichen sich anbahnenden Antisemitismus-Vorwürfe gegen die Weltkunstausstellung ignoriert zu haben.

»Sie haben sich stets vor die Generaldirektorin Sabine Schormann gestellt und wollten es nicht hören«, hatte ihm zuvor FDP-Fraktionschef Matthias Nölke in der Stadtverordnetensitzung in Kassel vorgeworfen. Geselle trage daher Mitverantwortung für den Eklat, der die documenta erschüttert.

Geselle erwiderte, seit Beginn der Vorwürfe und Vorfälle seien Beschlüsse in allen Aufsichtsratssitzungen immer einstimmig und gemeinsam gefasst worden. Er räumte aber erneut ein, dass ein schwerer Fehler passiert sei, der aufgearbeitet werden müsse.

Dieser Fehler verpflichte dazu, bei den documenta-Gesellschaftern, der Stadt Kassel und dem Land Hessen, eine Debatte zu führen, die man aber auch im ganzen Land führen müsse: »Wie verhält sich denn Antisemitismus, Rassismus, Postkolonialismus mit der Kunst?« Die documenta sei ein Vehikel, auf dem sich diese Debatte aktuell abspiele.

Bereits vor Beginn der diesjährigen documenta waren Antisemitismus-Vorwürfe gegen das indonesische Kuratorenkollektiv Ruangrupa laut geworden. Jüdische Künstler aus Israel wurden bewusst gar nicht erst eingeladen.

Kurz nach der Eröffnung Mitte Juni wurde unter anderem ein massiv antisemitisches Bild entdeckt. Das Werk wurde zunächst verhängt und später abgebaut. Im Zuge des Skandals und der schleppenden Aufarbeitung hatte Schormann ihr Amt niedergelegt. Als Interims-Geschäftsführer folgt ihr Alexander Farenholtz, wie am Montag bekanntgegeben wurde. dpa

Literatur

John Irvings »Königin Esther«: Mythos oder Mensch?

Eigentlich wollte er keine langen Romane mehr schreiben. Jetzt kehrt er zurück mit einem Werk über jüdische Identität und Antisemitismus

von Taylan Gökalp  18.11.2025

TV-Tipp

Sie ging über Leichen: Doku »Riefenstahl« zeigt eine überzeugte Nationalsozialistin

Das Erste zeigt Andres Veiels vielschichtigen Dokumentarfilm über Leben und Wirken von Hitlers Lieblingsregisseurin Leni Riefenstahl. Der Film geht auch der Frage nach, wie ihre Filme bis in die Gegenwart ausstrahlen

von Jens Hinrichsen  17.11.2025

TV-Tipp

»Unser jüdischer James Bond«

Die Arte-Doku »Der Jahrhundert-Spion« erzählt die schillernde Lebensgeschichte des Ex-CIA-Agenten Peter Sichel, der seinerzeit den Ausbruch des Kalten Kriegs beschleunigte

von Manfred Riepe  17.11.2025

Holzstörche zur Geburt in Niederösterreich. Noch immer werden neben den klassischen Namen viele biblische Namen den Kindern gegeben.

Statistik

Diese hebräischen Vornamen in Österreich sind am beliebtesten

Österreichische Eltern wählen gern Klassiker. Unter den Top Ten sind auch viele Namen biblischen Ursprungs

von Nicole Dreyfus  17.11.2025

Miss-Universe-Show

Miss Israel erhält Todesdrohungen nach angeblichem Seitenblick

Auch prominente Israelis sind immer öfter mit Judenhass konfrontiert. Diesmal trifft es Melanie Shiraz in Thailand

 17.11.2025

TV-Tipp

Ein Skandal ist ein Skandal

Arte widmet den 56 Jahre alten Schock-Roman von Philip Roth eine neue Doku

von Friederike Ostermeyer  17.11.2025

Jubiläum

Weltliteratur aus dem Exil: Vor 125 Jahren wurde Anna Seghers geboren

Ihre Romane über den Nationalsozialismus machten Anna Seghers weltberühmt. In ihrer westdeutschen Heimat galt die Schriftstellerin aus Mainz jedoch lange Zeit fast als Unperson, denn nach 1945 hatte sie sich bewusst für den Osten entschieden

von Karsten Packeiser  17.11.2025

Aufgegabelt

Noahs Eintopf

Rezepte und Leckeres

 16.11.2025

Kunst

Illustrationen und Israel-Hass

Wie sich Rama Duwaji, die zukünftige »First Lady von New York«, auf Social Media positioniert

von Jana Talke  13.11.2025