Redezeit

»Dieter Bohlen? Nein, danke!«

Musikalisches Talent: Sahar Haluzy Foto: SAT.1/ProSieben/Richard Hübner

Sahar, du hast die nächste Runde bei »The Voice of Germany« erreicht. Wie fühlt sich das an?
Ich kann es manchmal selbst noch nicht richtig glauben. Die vergangenen Wochen waren sehr aufregend.

An diesem Donnerstag wirst du erneut vor die Jury treten und verschiedene Songs interpretieren. Bist du schon aufgeregt?
Und wie! Die Sendung wird zum ersten Mal live gesendet, das ist schon etwas ganz Besonderes. Und vor so großartigen Musikern wie Xavier Naidoo, Nena, The BossHoss und Rea Garvey zu performen, macht man ja auch nicht alle Tage. Das wird Gänsehaut pur.

Steht schon fest, welche Lieder du singen wirst?
Das weiß ich leider selbst noch nicht zu einhundert Prozent. Deswegen möchte ich mich hier nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. Ich werde aber auf jeden Fall ein Lied von einem hochkarätigen Musiker performen, der bei der Sendung persönlich anwesend sein wird. Und so viel sei auch noch verraten: Ich stehe ja eher für die Rock-Pop-Schiene, R&B oder Hip Hop wird es bei mir also nicht geben, das wäre nicht authentisch.

Welche musikalischen Vorbilder hast du?
Das ist ganz klar Michael Jackson. Was er als Sänger alles erreicht hat, ist phänomenal. Das ist für mich das Nonplusultra, auch wenn ich diese Art von Musik selbst nicht glaubwürdig singen könnte. Britpop-Bands wie Oasis und Coldplay – das ist der musikalische Bereich, wo ich hinwill.

Du hast in der Vergangenheit auf diversen Veranstaltungen auf Hebräisch gesungen. Könntest du dir das auch bei »The Voice of Germany« vorstellen?
Schwer zu sagen. Ich bin mir nicht sicher, ob das in die Sendung passen würde, auch wenn es in Israel natürlich viele interessante Musiker mit internationalem Format gibt. Shiri Maimon und Ninet Tayeb zum Beispiel sind großartig. Überhaupt mag ich die Musik aus Israel sehr, ich bin damit aufgewachsen. Meine Eltern haben diese Musik in ihren Koffern mitgebracht, als sie 1992 von Israel nach Deutschland zogen.

War es dir eigentlich wichtig, bei einer Show wie »The Voice of Germany« mitzumachen, und nicht bei Formaten wie zum Beispiel »Deutschland sucht den Superstar«?
Absolut. Es ist ein Trugschluss, zu glauben, dass einen jungen Musiker fiese Sprüche weiterbringen. Dieter Bohlen? Nein, danke! Und ich weiß, wovon ich spreche: Vor zwei Jahren, mit 15, habe ich bei »Deutschland sucht den Superstar« teilgenommen. Im Rückblick würde ich das ganz sicher nicht mehr machen. Ich rate jedem von dieser Show ab. Das, was ich bei DSDS erlebt habe, ist, mit Verlaub, armselig gewesen.

Inwiefern?
Dieses permanente Vorführen und Fertigmachen von Menschen dort ist ätzend. Wie diese Show mit den Kandidaten umgeht, ist nicht in Ordnung. Viele junge Menschen verbinden mit ihrer Teilnahme große Hoffnungen. Dass dann ein erwachsener Mensch wie Dieter Bohlen diesen Jugendlichen einen fiesen Spruch reindrückt, spricht für sich. Ich verstehe nicht, warum es diese Sendung noch gibt.

Wie reagiert eigentlich dein Umfeld auf deinen Erfolg bei der Castingshow?
Meine Familie freut sich natürlich, dass ich so weit gekommen bin, und drückt jedes Mal fleißig die Daumen. Freunde von mir rufen oft an, um zu hören, wie es läuft. Und in der jüdischen Gemeinde München hat sich meine Teilnahme sehr schnell rumgesprochen, so nach dem Motto: Hast du schon gehört, einer von uns ist im Fernsehen.

Die Castingshow endet voraussichtlich Ende Februar. Weißt du schon, was danach kommen wird?
Darüber habe ich ehrlich gesagt noch gar nicht nachgedacht. Meine Maxime lautet: Erst mal machen, und dann werde ich schon sehen, was in meinem ganz persönlichen »Buch des Lebens« geschrieben steht. Ich bestehe jetzt erstmal mit Gottes Hilfe die Show am Donnerstag, alles andere wird sich dann von ganz alleine fügen.

Das Gespräch führte Philipp Engel.


Sahar Haluzy wurde 1993 geboren und lebt in München. Dass er nicht nur perfekt Hebräisch, Englisch, Französisch, Deutsch und Spanisch sprechen, sondern auch sehr gut singen kann, beweist der 17-Jährige seit einigen Wochen bei »The Voice of Germany«. Trotz seiner Jugend bringt der Abiturient eine Menge Bühnenerfahrung mit und nimmt regelmäßig Gesangsunterricht. Sollte es mit der Laufbahn als Sänger nichts werden, hat Sahar, der aus einer persisch-marokkanisch-israelischen Familie stammt, schon eine nicht weniger ausgefallene Alternativkarriere parat: »Dann werde ich Parfumier.«

Ehrung

Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland für Tamar Halperin

Die in Deutschland lebende israelische Pianistin ist eine von 25 Personen, die Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am 1. Oktober ehrt

von Imanuel Marcus  18.09.2025

Ausstellung

Liebermann-Villa zeigt Architektur-Fotografien jüdischer Landhäuser

Unter dem Titel »Vision und Illusion« werden ab Samstag Aufnahmen gezeigt, die im Rahmen des an der University of Oxford angesiedelten »Jewish Country Houses Project« entstanden sind

 18.09.2025

Debatte

Rafael Seligmann: Juden nicht wie »Exoten« behandeln

Mehr Normalität im Umgang miteinander - das wünscht sich Autor Rafael Seligmann für Juden und Nichtjuden in Deutschland. Mit Blick auf den Gaza-Krieg mahnt er, auch diplomatisch weiter nach einer Lösung zu suchen

 18.09.2025

Kino

Blick auf die Denkerin

50 Jahre nach Hannah Arendts Tod beleuchtet eine Doku das Leben der Philosophin

von Jens Balkenborg  18.09.2025

»Long Story Short«

Die Schwoopers

Lachen, weinen, glotzen: Die Serie von Raphael Bob-Waksberg ist ein unterhaltsamer Streaming-Marathon für alle, die nach den Feiertagen immer noch Lust auf jüdische Familie haben

von Katrin Richter  18.09.2025

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 18. September bis zum 2. Oktober

 18.09.2025

Fußball

Mainz 05 und Ex-Spieler El Ghazi suchen gütliche Einigung

Das Arbeitsgericht Mainz hatte im vergangenen Juli die von Mainz 05 ausgesprochene Kündigung für unwirksam erklärt

 18.09.2025

Hochstapler

»Tinder Swindler« in Georgien verhaftet

Der aus der Netflix-Doku bekannte Shimon Hayut wurde auf Antrag von Interpol am Flughafen festgenommen

 18.09.2025

Berlin

Mut im Angesicht des Grauens: »Gerechte unter den Völkern« im Porträt

Das Buch sei »eine Lektion, die uns lehrt, dass es selbst in den dunkelsten Zeiten Menschen gab, die das Gute dem Bösen vorzogen«, heißt es im Vorwort

 17.09.2025