Lesen!

Die Straßen der Bronx

Auch in seinem neuen Buch widmet sich Richard Price seinem Lebensthema: die New Yorker Straßen und die Arbeit der Polizei. Foto: S.Fischer

Lesen!

Die Straßen der Bronx

Fesselnd und rasant erzählt – Richard Prices neuer Krimi »Die Unantastbaren«

von Reinhard Helling  12.01.2016 09:56 Uhr

Die literarische Welt von Richard Price besteht aus Blaulicht und Sirenen, Knarren und Drogen, Banden und Gewalt. Das könnte abschreckend klingen, aber der New Yorker inszeniert seine Bücher so authentisch und akribisch, dass man sie kaum anders als fasziniert lesen kann.

Kein Wunder, Price schreibt über das Milieu, das er am besten kennt: Er wurde 1949 in einem Sozialbau in der Bronx geboren und lebt noch heute in dem – inzwischen nicht mehr ganz so kriminellen – Stadtteil. Die New Yorker Straßen und die Arbeit der Polizei sind sein Lebensthema, und seine Antwort auf die Brutalität des dortigen Lebens sind messerscharfe Dialoge, wie sein jüngster Roman Die Unantastbaren erneut beweist.

skrupellos In dem Krimi geht es um einen skrupellosen Mörder, den der ruhelose Cop Billy Graves seit Jahrzehnten nicht dingfest machen kann. Schon allein diese abgewrackte wie fesselnde Figur des Ermittlers – der sich vornehmlich von Energy-Drinks, Whisky und Zigaretten »ernährt« – ist die Lektüre wert.

Stimmung und Lokalität von Die Unantastbaren erinnern an seinen Bestseller Cash (2010). Auch da stehen nagelneue Restaurants neben verfallenen Synagogen, eine Mischung aus Schwarzen, Weißen, Chinesen und Latinos bevölkert die Nachbarschaft, und auch beim NYPD versehen Beamte aller Hautfarben ihren Dienst. Aus der Aufklärung eines Mordfalls entwickelt Price so einen unparteiischen Streifzug durch die Lower East Side, das »Tor der Einwanderer, die jiddische Boomtown des 19. Jahrhunderts«, wie Price schreibt. Seit Henry Roths Klassiker Call it Sleep (1934) hat selten ein Autor so genau in die Schluchten Süd-Manhattans geschaut.

Ans Herz gelegt seien an dieser Stelle übrigens auch die Bücher von Prices Frau Lorraine Adams, die ebenfalls über das Treiben in der Bronx schreibt – und mindestens ebenso rasant, poetisch und hart wie ihr Mann. Da haben sich zwei Menschen gefunden, die das Drama Leben je auf ihre Art literarisch in Form bringen.

Richard Price: »Die Unantastbaren«. S. Fischer, Frankfurt 2015, 432 S., 24,99 €

Interview

Susan Sideropoulos über Styling-Shows und Schabbat

GZSZ-Star Susan Sideropoulos hat im ZDF die neue Makeover-Show »That’s My Style«. Nur wenige wissen jedoch, wie engagiert die Enkelin jüdischer NS-Opfer gesellschaftspolitisch ist

von Jan Freitag  13.06.2025

Aufgegabelt

Pastrami-Sandwich

Rezepte und Leckeres

 12.06.2025

Streaming

Doppelte Portion Zucker

Mit »Kugel« ist den Machern der Kultserie »Shtisel« ein vielschichtiges Prequel gelungen

von Nicole Dreyfus  12.06.2025

TV-Tipp

Das Schweigen hinter dem Schweinderl

»Robert Lembke - Wer bin ich« ist ein kluger Film über Verdrängung, Volksbildung und das Schweigen einer TV-Legende über die eigene Vergangenheit. Nur Günther Jauch stört ein wenig

von Steffen Grimberg  12.06.2025

Kulturkolumne

Annemarie, Napoleon und ich

Gute Bücher wachsen mit, hat mein Großvater immer gesagt. Warum »Desirée« von Annemarie Selinko uns alle überleben wird

von Sophie Albers Ben Chamo  12.06.2025

Aufgegabelt

Himbeer-Sorbet mit Zaatar

Rezepte und Leckeres

 12.06.2025

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

von Imanuel Marcus, Katrin Richter  12.06.2025

Imanuels Interpreten (10)

Kenny Gorelick: Das Enfant Terrible

Er ist der erfolgreichste Jazz-Musiker – und der meistgehasste. Warum eigentlich?

von Imanuel Marcus  12.06.2025

Medien

Deutschlands Oberlehrer

Wer will noch mal, wer hat noch nicht? In diesen Tagen scheint die Diffamierung Israels oberste Bürgerpflicht zu sein. Ein Kommentar

von Michael Thaidigsmann  11.06.2025 Aktualisiert