Fernsehen

Die Schweiz, das Gold und die Nazis

Foto: picture alliance / SVEN SIMON

Die Schweiz ist eine internationale Drehscheibe für Gold. Wie sauber diese Geschäfte sind, hat der Filmemacher Dave D. Leins untersucht. Die Dokumentation ist am 10. Dezember bei 3sat zu sehen.

In der wohlhabenden Schweiz liegen nicht nur unzählige Goldbarren in den Tresoren der reichen Leute. Auch vier der sieben größten Goldraffinerien der Welt sind dort ansässig. Sie verarbeiten nach Angaben des Branchenverbandes rund ein Drittel der globalen Goldproduktion, andere glauben sogar: die Hälfte.

Diese Produktion steht in keinem guten Ruf, unter anderem wegen Kinderarbeit, Ausbeutung, Terrorfinanzierung und Umweltzerstörung. Was tut die Schweiz, damit kein »schmutziges Gold« ins Land kommt?

Verdächtige Goldquellen

»Edelmetall aus fragwürdigen Quellen hat keinen Platz in der Schweiz«, sagt der Präsident des Dachverbandes der Edelmetallverarbeiter und -händler, Christof Wild, in dem Film.

Eigentlich kann die Herkunft von frisch geschürftem Gold anhand der Zusammensetzung des Materials heute zu jeder Mine zurückverfolgt werden. Ob das dann auch getan wird, ist eine andere Frage. Kritiker argwöhnen zum Beispiel, dass trotz Sanktionen auch russisches Gold in die Schweiz gelangt. Einfuhren aus Nachbarländern Russlands seien seit Beginn der Sanktionen verdächtig stark gestiegen, heißt es in dem Film.

Lesen Sie auch

Der Filmemacher zeigt auch die skandalöse Seite der Goldproduktion: wie sich Goldschürfer in Ghana beim Einsatz von giftigem Quecksilber lediglich die Nase zuhalten, wie Flüsse an den Minen durch giftiges Abwasser veröden, wie dort Zwischenhändler Gold ohne Frage nach der Herkunft kaufen, mischen und weiterverkaufen. Ein Informant erzählt, wie Gold nach Dubai geschmuggelt wird.

Schlupflöcher im Handel

Kritiker verlangen schärfere Regeln, aber das Schweizer Parlament tut sich schwer. Ein Vorstoß der Grünliberalen, Schlupflöcher im Handel mit russischem Gold zu schließen, wurde dieses Jahr abgelehnt. Die Schweizer Raffinerien beteuern, sie wollten mehr Transparenz bei den Lieferketten, vor die Kamera wollte allerdings kaum einer.

Der Filmemacher erwähnt auch die unrühmliche Geschichte der Schweiz mit Gold. So ließen die Nazis im Zweiten Weltkrieg Raubgold von Nationalbanken und enteigneten Juden in der Schweiz einschmelzen und mit deren Stempel »reinwaschen«. Die Machenschaften hatte der Schweizer Soziologe Jean Ziegler Ende der 1990er Jahre schon in seinem Buch »Die Schweiz, das Gold und die Toten« enthüllt. Er wurde deshalb in seiner Heimat als Nestbeschmutzer verunglimpft.

Unwillkürlich verleitet die Reportage dazu, beim nächsten Griff ins Schmuckkästchen an die lehmverschmierten jungen Männer zu denken, die das Edelmetall teils unter Einsatz ihres Lebens aus der Erde holen.

Die Doku »Die Schweiz und das Gold« läuft am 10. Dezember um 22.25 Uhr auf 3sat.

Interview

»Die Zeit der Exzesse ist vorbei«

In ihrem neuen Buch »Glamour« setzt sich die Berliner Autorin Ute Cohen mit Schönheit und Eleganz auseinander. Dabei spielt auch Magie eine Rolle - und der Mut, sich selbst in einer »Zwischenwelt« inszenieren zu wollen

von Stefan Meetschen  17.12.2025 Aktualisiert

Potsdam

Kontroverse um Anne-Frank-Bild mit Kufiya

Ein Porträt von Anne Frank mit Palästinensertuch in einem Potsdamer Museum entfacht Streit. Während Kritiker darin antisemitische Tendenzen sehen, verteidigt das Museum das Bild. Die Hintergründe

von Monika Wendel  17.12.2025

Meinung

Der Missbrauch von Anne Frank und die Liebe zu toten Juden

In einem Potsdamer Museum stellt der Maler Costantino Ciervo das jüdische Mädchen mit einer Kufiya dar. So wird aus einem Schoa-Opfer eine universelle Mahnfigur, die vor allem eines leisten soll: die moralische Anklage Israels

von Daniel Neumann  17.12.2025

Nachruf

Albtraum in der Traumfabrik

Eine Familientragödie hat den Hollywood-Riesen und seine Frau aus dem Leben gerissen. An Rob Reiners Filmen voller Menschenliebe wie »Harry und Sally« ist eine ganze Generation mitgewachsen

von Sophie Albers Ben Chamo  17.12.2025

Theater

Die Krise des Schlemihl

»Sabotage« von Yael Ronen ist ein witziger Abend über einen Juden, der sich ständig für den Gaza-Krieg rechtfertigen muss

von Stephen Tree  17.12.2025

Forum

Leserbriefe

Kommentare und Meinungen zu aktuellen Themen der Jüdischen Allgemeinen

 17.12.2025

Zahl der Woche

30 Minuten

Fun Facts und Wissenswertes

 17.12.2025

Musik

Großes Konzert: Xavier Naidoo startete Tournee

Die Synagogen-Gemeinde Köln kritisiert: »Gerade in einer Zeit zunehmender antisemitischer Vorfälle ist es problematisch, Herrn Naidoo eine Bühne zu bieten«

 17.12.2025

"Imanuels Interpreten" (16)

Ethel Lindsey: Queer und funky

Die Französin mit israelischen Wurzeln bringt mit ihrem Debütalbum »Pretty Close« die 70er-Jahre zurück

von Imanuel Marcus  17.12.2025