Nachruf

Die letzte große Diva

Liz Taylor ist tot. Die letzte große Hollywood-Diva, einst die schönste Frau der Welt, starb nach langer Herzkrankheit in einem Krankenhaus in Los Angeles im Beisein ihrer Kinder. Sie wurde 79 Jahre alt. Taylor erlangte 1963 mit dem Film Cleopatra Weltruhm, sie bekam zweimal den Oscar, darunter für den Klassiker Who’s Afraid of Virginia Woolf?. Mindestens genauso berühmt war sie für ihr Privatleben, ihre Juwelen, ihre Alkohol- und Pillenexzesse, ihre Wohltätigkeitsgalen und ihre acht Hochzeiten mit Männern, die sie gelegentlich auch anderen Frauen ausspannte. Taylor, die von der englischen Königin geadelt wurde, konvertierte nach dem Tod ihres dritten Mannes, Mike Todd, zum Judentum. Todd, ein lebenslustiger jüdischer Filmproduzent, starb bei einem Flugzeugabsturz, während sie Cat on a Hot Tin Roof drehte. Jüdisch war auch ihr vierter Mann, der Schauspieler Eddie Fisher, Vater von Weltraumprinzessin Carrie Fisher.

Liz Taylor wurde 1932 in London geboren. Ihre Eltern waren Amerikaner, die bei Kriegsausbruch in die USA zurückgingen, ins kalifornische Beverly Hills. Mit neun Jahren stand Liz das erste Mal vor der Kamera. Zwei Jahre später wurde sie mit National Velvet und Lassie landesweit bekannt. Sie spielte Hauptrollen in mehr als 50 Filmen, darunter Klassiker wie Ivanhoe, Little Woman und Giant mit Rock Hudson und James Dean.

Ehen Mehr Schlagzeilen allerdings machte ihr stürmisches Privatleben: Mit 18 heiratete sie das erste Mal. Ihr Bräutigam war der Hotelerbe Conrad Hilton. Sie ließ sich kurz darauf von dem gewalttätigen Mann scheiden, heiratete wieder und bekam zwei Söhne. Diese Ehe hielt fünf Jahre, danach heiratete sie Todd, mit dem sie eine Tochter hatte. In dem Film Cleopatra, für den sie die damals unerhörte Summe von einer Million Dollar bekam, lernte sie ihre große Liebe Richard Burton kennen. Sie heiratete ihn, ließ sich scheiden, kehrte aber wieder zu ihm zurück, wenngleich nur für ein Jahr. Sie und Burton adoptierten ein deutsches Waisenmädchen, ihr viertes und letztes Kind. Liz Tailors vorletzter Ehemann war der republikanische Senator Jack Warner. Ihre letzte Ehe ging sie mit dem 20 Jahre jüngeren Bauarbeiter Larry Fortensky ein, den sie in einer Entzugsklinik kennengelernt hatte.

Taylor stammte aus einer Familie von Christian Scientists, einer evangelischen Sekte. Ihre Konversion zum Judentum hätte nichts mit ihren beiden jüdischen Ehemännern zu tun gehabt, sagte die Schauspielerin einmal. »Es war etwas, was ich schon seit langer Zeit tun wollte.« Sie habe sich mit den Juden wegen ihres Leidens im Zweiten Weltkriegs identifiziert, sie habe grundsätzlich Sympathie mit dem »Underdog«. Vielleicht hat auch eine Rolle gespielt, dass sie in Ivanhoe das Mädchen Rebecca darstellte, eine Heilerin und die Tochter des jüdischen Bankiers Isaac of York, der von den Engländern verfolgt wurde. Auf jeden Fall nahm sie ihre neue Religion sehr ernst. Sie besuchte 1958 mehrere Monate lang den Religionsunterricht bei einem Reformrabbiner in Los Angeles, ließ sich von einem Beit Din prüfen, tauchte in die Mikwe und nahm den Namen Elisheva Rachel an.

Israel Taylor hatte noch bis in die 90er-Jahre einige Rollen, etwa bei Familie Feuerstein und den Simpsons. Zudem kreierte sie eine Parfümserie. Nach dem AIDS-Tod von Rock Hudson wandte sie sich vornehmlich der Wohltätigkeit zu. Sie veranstaltete AIDS- und Krebs-Galaabende, setzte sich für eine Krankenvorsorge ein und spendete viel, auch für jüdische Projekte. Und sie war eine standhafte Unterstützerin Israels. Ihre Filme wurden deshalb in vielen arabischen Ländern verboten. Doch das war ihr egal – das Judentum war ihr wichtiger.

Glosse

Der Rest der Welt

Von Kaffee-Helden, Underdogs und Magenproblemen

von Margalit Edelstein  08.12.2025

Eurovision Song Contest

»Ihr wollt nicht mehr, dass wir mit Euch singen?«

Dana International, die Siegerin von 1998, über den angekündigten Boykott mehrerer Länder wegen der Teilnahme Israels

 08.12.2025

Feiertage

Weihnachten mit von Juden geschriebenen Liedern

Auch Juden tragen zu christlichen Feiertagstraditionen bei: Sie schreiben und singen Weihnachtslieder

von Imanuel Marcus  08.12.2025

Vortrag

Über die antizionistische Dominanz in der Nahostforschung

Der amerikanische Historiker Jeffrey Herf hat im Rahmen der Herbstakademie des Tikvah-Instituts über die Situation der Universitäten nach dem 7. Oktober 2023 referiert. Eine Dokumentation seines Vortrags

 07.12.2025

Zwischenruf

Die außerirdische Logik der Eurovision

Was würden wohl Aliens über die absurden Vorgänge rund um die Teilnahme des jüdischen Staates an dem Musikwettbewerb denken?

von Imanuel Marcus  07.12.2025

Los Angeles

Schaffer »visionärer Architektur«: Trauer um Frank Gehry

Der jüdische Architekt war einer der berühmtesten weltweit und schuf ikonische Gebäude unter anderem in Los Angeles, Düsseldorf und Weil am Rhein. Nach dem Tod von Frank Gehry nehmen Bewunderer Abschied

 07.12.2025

Aufgegabelt

Plätzchen mit Halva

Rezepte und Leckeres

 05.12.2025

Kulturkolumne

Bestseller sind Zeitverschwendung

Meine Lektüre-Empfehlung: Lesen Sie lieber Thomas Mann als Florian Illies!

von Ayala Goldmann  05.12.2025

TV-Tipp

»Eigentlich besitzen sie eine Katzenfarm« - Arte-Doku blickt zurück auf das Filmschaffen von Joel und Ethan Coen

Die Coen-Brüder haben das US-Kino geprägt und mit vielen Stars zusammengearbeitet. Eine Dokumentation versucht nun, das Geheimnis ihres Erfolges zu entschlüsseln - und stößt vor allem auf interessante Frauen

von Manfred Riepe  05.12.2025