Verlage

»Die Leipziger nehmen das wieder einmal selbst in die Hand«

Nora Pester über Reaktionen auf die Absage der Buchmesse und die Lage der Branche

von Eugen El  21.02.2022 08:29 Uhr

Nora Pester Foto: © Gregor Zielke

Nora Pester über Reaktionen auf die Absage der Buchmesse und die Lage der Branche

von Eugen El  21.02.2022 08:29 Uhr

Frau Pester, vergangene Woche wurde bekannt, dass die Leipziger Buchmesse auch 2022 nicht stattfindet. Hatten Sie mit der Absage gerechnet?
Für mich, für uns im Verlag war es ein echter Schock. Ich war der festen Überzeugung, dass das Messekonzept trotz aller Einschränkungen steht und tragfähig ist.

Was bedeutet die Absage der Messe für kleinere Verlage wie Hentrich & Hentrich?
Gerade die unabhängig geführten Verlage wissen den Wert einer solchen Kommunikations- und Dialogplattform außerhalb des Markt-Mainstreams sehr zu schätzen. Es ist eine tolle Chance der Sichtbarkeit. Deswegen haben sich die meisten unabhängigen Verlage für die Messe ausgesprochen. Nun sind viele enttäuscht.

Wie ist die Stimmung unter den Autoren?
Sehr niedergeschlagen. Es ist die nunmehr dritte Messeabsage. Den Autorinnen und Autoren sind in den letzten zwei Jahren viele Möglichkeiten von Lesungen, Gesprächen und Vorträgen entzogen worden. Sie sind der unmittelbaren Resonanz beraubt. Viele hatten sich darauf gefreut, sich wieder im analogen Raum artikulieren zu können.

Wie steht es um die Buchstadt Leipzig?
Über Leipzig legte sich erst einmal eine Mischung aus Trauer und Unverständnis. Es entstehen jetzt aber bereits spontane private Initiativen. (Wie zum Beispiel eine Pop-up-Buchmesse, die vom 18. bis 20. März stattfinden soll. – Anm. d. Red.) Die Leipziger nehmen das wieder einmal selbst in die Hand.

Kulturstaatsministerin Claudia Roth und der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer haben »Zukunftsgespräche« mit Messe und Buchbranche angekündigt. Wie bewerten Sie dieses Signal?
Ich sehe auch aufgrund der langen Traditionsgeschichte Leipzigs den Messestandort nicht existenziell gefährdet, begrüße es aber trotzdem sehr, dass die Branche und die Politik nach der fatalen Kommunikation der vergangenen Woche in Alarmbereitschaft versetzt wurden.

Hoffen Sie nun auf die Frankfurter Messe?
Wir haben uns für die Buchmesse angemeldet und werden daran teilnehmen, sofern die pandemische Situation es zulässt. Ich fände es aber unvorstellbar, wenn nur Frankfurt übrig bliebe. Denn der persönliche und themenbezogene Austausch ist in Leipzig intensiver. Ich finde beide Messen wichtig, um das Frühjahrs- und Herbstprogramm zu präsentieren.

Wie ist die Buchbranche bisher durch die Pandemie gekommen?
Ich möchte für den Buchmarkt ein positives Fazit der Pandemie ziehen. Gerade in ihrer Anfangsphase hat sich das Buch, das über die individuelle, zurückgezogene Lektüre funktioniert, gegen all das, was abgesagt werden musste, als beständig durchgesetzt. Bücher sollen aber immer auch Diskussionen und Debatten auslösen – und das geht nur im öffentlichen Raum.

Mit der Inhaberin des Verlags Hentrich & Hentrich in Leipzig sprach Eugen El.

Comic

Es lebe der Balagan!

Die israelische Illustratorin Einat Tsarfati legt ein aufgeräumtes Buch über Chaos vor

von Tobias Prüwer  14.12.2024

Düsseldorf

»Seine Prosa ist durchdrungen vom tiefen Verständnis und empathischer Nähe«

Der Schriftsteller David Grossman wurde am Samstag mit dem Heine-Preis ausgezeichnet

 14.12.2024

Alexander Estis

»Ich bin Pessimist – aber das wird bestimmt bald besser«

Der Schriftsteller über die Folgen der Kriege in der Ukraine und Nahost, Resilienz und Schreiben als Protest

von Ayala Goldmann  12.12.2024

Kino

Film-Drama um Freud und den Lieben Gott

»Freud - Jenseits des Glaubens« ist ein kammerspielartiges Dialogdrama über eine Begegnung zwischen Sigmund Freud und dem Schriftsteller C.S. Lewis kurz vor dem Tod des berühmten Psychoanalytikers

von Christian Horn  12.12.2024

Kultur

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 12. Dezember bis zum 18. Dezember

 12.12.2024

London

Hart, härter, Aaron Taylor-Johnson

Ein Marvel-Schurke zu sein, ist körperlich extrem anstrengend. Dies räumt der jüdische Darsteller nach dem »Kraven The Hunter«-Dreh ein

 11.12.2024

PEN Berlin

»Gebot der geistigen und moralischen Hygiene«

Aus Protest gegen Nahost-Resolution: Susan Neiman, Per Leo, Deborah Feldman und andere verlassen den Schriftstellerverein

 11.12.2024

Medien

»Stern«-Reporter Heidemann und die Hitler-Tagebücher

Es war einer der größten Medienskandale: 1983 präsentierte der »Stern« vermeintliche Tagebücher von Adolf Hitler. Kurz darauf stellten die Bände sich als Fälschung heraus. Ihr »Entdecker« ist nun gestorben

von Ann-Kristin Wenzel  10.12.2024

Imanuels Interpreten (2)

Milcho Leviev, der Bossa Nova und die Kommunisten

Der Pianist: »Ich wusste, dass ich Bulgarien verdammt zügig verlassen musste«

von Imanuel Marcus  10.12.2024