Hochschule

»Die Daten sind bekannt«

Markus Grübel Foto: Thomas Trutschel/photothek.net

Herr Grübel, Sie haben Hochschulen aufgefordert, am Schabbat und anderen Feiertagen keine Prüfungen mehr anzusetzen. Wie groß ist das Problem?
Ich habe keine konkreten Zahlen, werde aber immer wieder darauf aufmerksam gemacht. Es kann nicht sein, dass gläubige Menschen gezwungen werden, sich zwischen ihrer Religion und wichtigen Prüfungen zu entscheiden. Wir würden ja an christlichen Feiertagen wie Weihnachten oder Karfreitag auch keine solchen ansetzen. Zwar nehmen einzelne Hochschulen mittlerweile Rücksicht, aber vielen ist die Tragweite des Problems noch nicht bewusst.

Kann man denn keine bundesweit verbindlichen Regeln einführen?
Das ist verfassungsrechtlich nicht möglich. Die Bereiche Schule und Hochschule liegen in der Verantwortung der Länder, der Bund kann da nichts anordnen. Ich habe aber die Kultus- und Wissenschaftsministerinnen und -minister der Länder angeschrieben, damit sie die Hochschulen für das Thema sensibilisieren.

Haben Sie schon Rückmeldungen bekommen?
Die Antworten aus den Landesministerien waren positiv. Von dort wurde mir versichert, dass man das Anliegen verstanden und es an die Hochschulen weitergeleitet hat. Die müssen das nun umsetzen.

Die Möglichkeit einer rechtlichen Regelung durch die Länder sehen Sie aber nicht?
Meiner Meinung nach geht das nicht, denn die Freiheit von Forschung und Lehre umfasst auch diese Thematik. Wir können nur appellieren. Akzeptable Lösungen zu finden, ist auch gar nicht so schwer: Es reicht ja, wenn die Hochschulen schauen, welche Religionen in einem Studienfach vertreten sind und welche Feiertage es da gibt. Ich finde, die Hochschulen sollten generell an jüdischen, christlichen und muslimischen Feiertagen keine Prüfungen ansetzen. Die Daten sind ja lange im Voraus bekannt. Bei der Vielzahl von Gläubigen anderer Religionen in Deutschland kann man wahrscheinlich nicht automatisch auf alle Rücksicht nehmen. Da müsste sich ein betroffener Student in der Tat vorab erklären.

Wäre es nicht in Deutschland an der Zeit, einen jüdischen und einen muslimischen Tag zum Feiertag zu machen?
Als Bundespolitiker muss ich mich hier zurückhalten, denn auch das ist Ländersache. Es bräuchte zudem einen Konsens, welche Tage das sein könnten; das wäre schwierig zu entscheiden. Ich kann mir aber vorstellen, dass wir einen »Abraham-Tag« haben, an einem festen Termin, an dem wir auf die gemeinsamen Wurzeln und Grundsätze der drei großen Religionen schauen. Vielen Menschen sind diese Gemeinsamkeiten gar nicht so bewusst.

Mit dem CDU-Bundestagsabgeordneten und Beauftragten der Bundesregierung für weltweite Religionsfreiheit sprach Michael Thaidigsmann.

Musik

»Piano Man« verlässt die Bühne: Letztes Billy-Joel-Konzert

Eine Ära geht zuende: Billy Joel spielt nach zehn Jahren vorerst das letzte Mal »Piano Man« im New Yorker Madison Square Garden. Zum Abschied kam ein Überraschungsgast.

von Benno Schwinghammer  26.07.2024

Zahl der Woche

16 Sportarten

Fun Facts und Wissenswertes

 26.07.2024

Lesen!

Ein gehörloser Junge und die Soldaten

Ilya Kaminsky wurde in Odessa geboren. In »Republik der Taubheit« erzählt er von einem Aufstand der Puppenspieler

von Katrin Diehl  25.07.2024

Ruth Weiss

»Meine Gedanken sind im Nahen Osten«

Am 26. Juli wird die Schriftstellerin und Journalistin 100 Jahre alt. Ein Gespräch über ihre Kindheit in Südafrika, Israel und den Einsatz für Frauenrechte

von Katrin Richter  25.07.2024

Streaming

In geheimer Mission gegen deutsche U-Boote

Die neue Action-Spionagekomödie von Guy Ritchie erinnert an »Inglourious Basterds«

von Patrick Heidmann  25.07.2024

Bayreuth

Das Haus in der Wahnfriedstraße

Die Debatten um Richard Wagners Judenhass gehen in eine neue Runde. Nun steht sein antisemitischer Schwiegersohn Houston Stewart Chamberlain im Fokus

von Axel Brüggemann  25.07.2024

Sehen!

»Die Ermittlung«

Der Kinofilm stellt den Aussagen der Zeugen die Ausflüchte der Angeklagten gegenüber

von Ayala Goldmann  25.07.2024

Kommentar

Der »Spiegel« schreibt am eigentlichen Thema vorbei

In seiner Berichterstattung über das Abraham-Geiger-Kolleg konstruiert das Magazin eine Konfliktlinie

von Rebecca Seidler  25.07.2024 Aktualisiert

Literatur

Dieses Buch ist miserabel. Lesen Sie dieses Buch!

Eine etwas andere Kurzrezension von Ferdinand von Schirachs Erzählband »Nachmittage«

von Philipp Peyman Engel  24.07.2024 Aktualisiert