Seinfeld

Die beste Show über nichts

Vier ganz normale New Yorker – fast Foto: picture alliance / United Archives

Seinfeld

Die beste Show über nichts

Seit Kurzem sind alle neun Staffeln der legendären Sitcom auf Netflix zu sehen

von Katrin Richter  08.03.2022 17:41 Uhr

Am 5. Juli 1989 lief die erste Folge von Seinfeld auf NBC und Yada, yada, yada, seit kurzem sind alle neun Staffeln der Sitcom auf Netflix zu sehen. Was dazwischen liegt, sind George Costanzas Anrufbeantworter, Cosmo Kramers 50 Arten, in Jerry Seinfelds Wohnung zu kommen, Elaines Tanz und ihre unendlichen, unmöglichen Dates, ein seltsamer Haarschnitt von Jerry Seinfeld, Muffins ohne Top, die beste Cantaloupe-Melone und natürlich Festivus! »A Festivus for the Rest of us.«

Da auch 1989 noch niemand in die Zukunft schauen konnte, klingt eine der ersten Kritiken eines »Hollywood Reporter«-Kritikers heute umso befremdlicher, denn der mutmaßte, dass die Show, obwohl lustig, nicht unbedingt viel länger als drei Wochen laufen könnte, denn ein anderer Comedian, Garry Shandling, hätte die Messlatte mit seinen Stand-up-Comedy-Auftritten schon hoch genug gehängt.

Aber Yada, yada, yada: Jerry Seinfeld und Larry David, die die Show erschaffen haben, trafen mit den Geschichten um George (Jason Alexander), Elaine (Julia Louis-Dreyfus) und Kramer (Michael Richards) den Nerv der Zeit. Es sollte einfach um nichts gehen. Die Zeiten waren irgendwie aufregend genug.

POPKULTUR Dieses vermeintliche Nichts allerdings reichte aus, um genug Spuren in der Popkultur und in der Alltagssprache zu hinterlassen. Wie »sponge-worthy«, »regifter«, »No Soup For You« oder sei es nur Jerry Seinfelds angenervtes Gesicht und dessen geballte Faust, wenn er den Nachnamen des schmierigen Nachbarn »Newman« sagt.

Diese Ausdrücke haben sich so eingebürgert wie Barney Stinsons »Legen wait for it dary« aus der Sitcom How I Met Your Mother. Womit wir bei weiteren Einflüssen wären, denn wie sehr andere Sitcoms durch Seinfeld beeinflusst wurden, weiß eben nur, wer Seinfeld zuerst gesehen hat.

Um aber nicht in eine komplette Lobhudelei über die kompletten neun Staffeln zu verfallen: Es gibt auch Folgen, denen die Leichtigkeit des Alltagswitzes, die Schwierigkeit des auch oftmals politisch Unkorrekten viele Dinge würden heute wahrscheinlich nicht mehr so unkommentiert bleiben fehlt und die einfach nur konstruiert wirken. Als Kramer nach L.A. geht, zum Beispiel, oder auch das Finale. Aber diese Folgen kann man beim Binge-watching ja ausnahmsweise auslassen.

ENDE Hoffnungen der Fans, dass die vier wieder zusammen in einer Sendung auftreten würden, wurden kurz vor dem Start Seinfelds bei Netflix von Jerry Seinfeld selbst zerstreut. Neun Staffeln seien genug. Lieber eine Legende in der Welt der Sitcom sein, als nur schnödes Geld zu machen, sagte er.

Und wer sich sehr nach diesem speziellen Humor sehnte, der fand bei Larry Davids pechschwarzer Comedy Curb Your Enthusiasm ein neues, ein anderes Zuhause. Aber Yada, yada, yada, da erklingt auch schon das Intro: Jonathan Wolffs geslapter Bass, der gar kein richtiger Bass ist, sondern einfach nur ein Sound auf dem Keyboard. Auch das noch!

Meinung

Gratulation!

Warum die Ehrung der ARD-Israelkorrespondentin Sophie von der Tann mit dem renommierten Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis nicht nur grundfalsch, sondern auch aberwitzig ist

von Lorenz Beckhardt  02.12.2025 Aktualisiert

TV-Kritik

Allzu glatt

»Denken ist gefährlich«, so heißt eine neue Doku über Hannah Arendt auf Deutsch. Aber Fernsehen, könnte man ergänzen, macht es bequem - zu bequem. Der Film erklärt mehr als dass er zu begeistern vermag

von Ulrich Kriest  02.12.2025

Streaming

Gepflegter Eskapismus

In der Serie »Call my Agent Berlin« nimmt sich die Filmbranche selbst auf die Schippe – mit prominenter Besetzung

von Katrin Richter  02.12.2025

Jean Radvanyi

»Anna Seghers war für mich ›Tschibi‹«

Ein Gespräch mit dem Historiker über die Liebesbriefe seiner Großeltern, Kosenamen und hochaktuelle Texte

von Katrin Richter  02.12.2025

TV-Kritik

Politisierende Ermittlungen

In »Schattenmord: Unter Feinden« muss eine arabisch-stämmige Polizistin den Mord an einem jüdischen Juristen aufklären

von Marco Krefting  02.12.2025

Kommentar

Schiedsgerichte sind nur ein erster Schritt

Am 1. Dezember startet die Schiedsgerichtsbarkeit NS-Raubkunst. Doch es braucht eine gesetzliche Regelung auch für Werke in Privatbesitz, meint unser Gastautor

von Rüdiger Mahlo  01.12.2025

Rache

»Trigger-Thema« für Juden

Ein Filmseminar der Jüdischen Akademie untersuchte das Thema Vergeltung als kulturelle Inszenierung

von Raquel Erdtmann  01.12.2025

Wuppertal

Schmidt-Rottluff-Gemälde bleibt in Von der Heydt-Museum

»Zwei Frauen (Frauen im Grünen)« von Karl Schmidt-Rottluff kann im Von der Heydt Museum in Wuppertal bleiben. Nach Rückgabe an die Erbin erwarb die Stadt das Bild von ihr. Vorausgegangen waren intensive Recherchen zur Herkunft

 01.12.2025

Dorset

»Shakespeare In Love« - Dramatiker Tom Stoppard gestorben

Der jüdische Oscar-Preisträger war ein Meister der intellektuellen Komödie. Er wurde 88 Jahre alt

von Patricia Bartos  01.12.2025