Frankfurt

Deutsches Exilarchiv 1933-1945 eröffnet erweiterte Ausstellung

Das in der Ausstellung gezeigte Bambi-Stofftier der Designerin Charlotte Bondy brachte seiner Schöpferin im Londoner Exil um 1940 keinen Erfolg. Foto: Alexander P. Englert

Das Deutsche Exilarchiv 1933-1945 öffnet zur Feier seines 75-jährigen Bestehens am 5. Dezember die erweiterte Dauerausstellung »Exil. Erfahrung und Zeugnis«. Die Schau beleuchtet anhand von Nachlassstücken die Flucht von deutschen Künstlern, Schriftstellern und Wissenschaftlern vor den Nationalsozialisten und ihren Kampf für eine neue Existenz im Ausland. Neu seien bewegende Exponate von Kindern, die ihre Familie und Heimat mit einem Kindertransport verlassen mussten, sagte die Leiterin des Archivs, Sylvia Asmus, am Donnerstag in Frankfurt am Main. Der Einfluss von Exilierten auf ihre Zufluchtsländer werde näher beleuchtet. Die beispielhaft geschilderten Biografien würden auf neun erhöht.

Zwei neue Kunstinstallationen bieten nach Asmus‘ Angaben emotionale Zugänge zum Thema. Hinter dem Eingang zur Ausstellung können Besucherinnen und Besucher ein nachgebautes Zugabteil betreten, in dem eine Collage aus Ton, Licht und Film durch das Theaterkollektiv »Auricle« den Roman »Der Reisende« von Ulrich Alexander Boschwitz inszeniert. Die Besucher erlebten die Flucht des jüdischen Kaufmanns Otto Silbermann vor den Nationalsozialisten mit. Das Typoskript des Romans ist in der Ausstellung zu sehen.

Gegenwärtige Exilerfahrungen sind Gegenstand der interaktiven Installation »Was bleibt« des deutsch-israelischen Künstlerduos Yael Reuveny und Clemens Walter. In einer Komposition von Bildern und Klängen spiegelten sich Erinnerungen von Künstlerinnen und Künstlern, die in ihrer Heimat unterdrückt und verfolgt wurden. Zu ihnen gehören der chinesische Schriftsteller und Musiker Liao Yiwu, die belarussische Schriftstellerin und Linguistin Volha Hapeyeva und die eritreische Schriftstellerin Yirgalem Fisseha Mebrahtu.

Filme erhalten einen breiteren Raum in der erweiterten Ausstellung. Großformatige Videointerviews geben Menschen eine Stimme, deren Familiengeschichte vom Exil geprägt wurde. Unter diesen sind der Schriftsteller und Psychologe Frido Mann, ein Enkel Thomas Manns, Konstanza Prinzessin zu Löwenstein und der türkische Journalist Can Dündar. Eine interaktive Station rege Besucher zu eigenen Äußerungen an. Kurzfilme geben Einblicke in die Zusammenarbeit des Exilarchivs mit Zeitzeugen.

TV-Tipp

Sie ging über Leichen: Doku »Riefenstahl« zeigt eine überzeugte Nationalsozialistin

Das Erste zeigt Andres Veiels vielschichtigen Dokumentarfilm über Leben und Wirken von Hitlers Lieblingsregisseurin Leni Riefenstahl. Der Film geht auch der Frage nach, wie ihre Filme bis in die Gegenwart ausstrahlen

von Jens Hinrichsen  17.11.2025

TV-Tipp

»Unser jüdischer James Bond«

Die Arte-Doku »Der Jahrhundert-Spion« erzählt die schillernde Lebensgeschichte des Ex-CIA-Agenten Peter Sichel, der seinerzeit den Ausbruch des Kalten Kriegs beschleunigte

von Manfred Riepe  17.11.2025

Holzstörche zur Geburt in Niederösterreich. Noch immer werden neben den klassischen Namen viele biblische Namen den Kindern gegeben.

Statistik

Diese hebräischen Vornamen in Österreich sind am beliebtesten

Österreichische Eltern wählen gern Klassiker. Unter den Top Ten sind auch viele Namen biblischen Ursprungs

von Nicole Dreyfus  17.11.2025

Miss-Universe-Show

Miss Israel erhält Todesdrohungen nach angeblichem Seitenblick

Auch prominente Israelis sind immer öfter mit Judenhass konfrontiert. Diesmal trifft es Melanie Shiraz in Thailand

 17.11.2025

TV-Tipp

Ein Skandal ist ein Skandal: Arte-Doku beleuchtet 56 Jahre alten Schock-Roman von Philip Roth neu

Das einstige Entsetzen über »pornografisch-blasphemische« Gedanken in »Portnoys Beschwerden« ist modernen Befindlichkeiten gewichen. Ein neuer Dokumentarfilm schaut nun genauer hin

von Friederike Ostermeyer  17.11.2025

Jubiläum

Weltliteratur aus dem Exil: Vor 125 Jahren wurde Anna Seghers geboren

Ihre Romane über den Nationalsozialismus machten Anna Seghers weltberühmt. In ihrer westdeutschen Heimat galt die Schriftstellerin aus Mainz jedoch lange Zeit fast als Unperson, denn nach 1945 hatte sie sich bewusst für den Osten entschieden

von Karsten Packeiser  17.11.2025

Aufgegabelt

Noahs Eintopf

Rezepte und Leckeres

 16.11.2025

Kunst

Illustrationen und Israel-Hass

Wie sich Rama Duwaji, die zukünftige »First Lady von New York«, auf Social Media positioniert

von Jana Talke  13.11.2025

Kino

Zwischen »Oceans Eleven« und Houdini-Inszenierung

»Die Unfassbaren 3« von Ruben Fleischer ist eine rasante wie präzise choreografierte filmische Zaubershow

von Chris Schinke  13.11.2025