Belgien

Deutsche Botschaft beendet Partnerschaft mit Gent-Festival

Martin Kotthaus, deutscher Botschafter in Belgien Foto: imago images/Belga

Wie die Jüdische Allgemeine erfahren hat, hat die Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Brüssel nach dem Skandal um die Ausladung von Lahav Shani ihre Zusammenarbeit mit dem Flandern-Musikfestival in Gent beendet. Eine Sprecherin der deutschen diplomatischen Vertretung bestätigte dies auf Nachfrage.

Grund für die Aufkündigung der Partnerschaft war die Absage eines für den 18. September vorgesehenen Konzerts der Münchner Philharmoniker durch die Veranstalter. Diese hatten am Mittwoch völlig überraschend eine Pressemitteilung verschickt, in der es hieß, dass der Dirigent des Münchner Orchesters, der Israeli Shani, noch als Musikdirektor des Israel Philharmonic Orchestra amtiere.

Shanis Haltung zum Krieg Israels in Gaza, den das »genozidale Regime in Tel Aviv« (sic) führe, sei unklar, suggerierten die Veranstalter. Daher habe man das Konzert in der St.-Bavo-Kathedrale in Gent abgesagt. »Angesichts der Unmenschlichkeit der aktuellen Situation [in Gaza], die auch in unserer Gesellschaft emotionale Reaktionen hervorruft, halten wir es für unangebracht, dieses Konzert stattfinden zu lassen. Wir haben uns dafür entschieden, die Gelassenheit unseres Festivals zu bewahren und das Konzerterlebnis für unsere Besucher und Musiker zu schützen.«

Der Beschluss und vor allem seine Begründung stießen in Belgien, Deutschland und weltweit auf Empörung und Entsetzen. Den Organisatoren des Festivals, das rund 180 Konzerte umfasst, wurde Antisemitismus vorgeworfen.

Lesen Sie auch

Deutschlands diplomatische Vertretung in Belgien war Partnerin des Flandern-Festivals. Die Botschaft hatte das geplante Konzert, bei dem Werke von Beethoven und Schubert gespielt werden sollten, auf ihren Kanälen in den sozialen Medien beworben.

Doch damit ist es jetzt vorbei. Man habe die Zusammenarbeit mit dem Festival in Gent beendet und das Botschaftslogo von dessen Website entfernen lassen, sagte die Sprecherin der Botschaft in Brüssel. Zudem habe man die Hinweise auf die Konzerte aus den eigenen Social-Media-Kanälen gelöscht.

Botschafter Martin Kotthaus bedauerte auf X die Absage des Konzerts der Münchner Philharmoniker. »Die Entscheidung und Begründung sind nicht nachvollziehbar.« Kotthaus begrüßte hingegen, dass sich Belgiens Außenminister Maxime Prévot und der Ministerpräsident der Region Flandern, Matthias Diependaele, ebenfalls von der Entscheidung des Festivals distanziert hatten.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Diependaeles sozialdemokratische Kulturministerin Caroline Gennez nahm die Festival-Verantwortlichen hingegen in Schutz und teilte mit, sie könnten weiter auf ihre Unterstützung zählen. Gennez ist eine scharfe Kritikerin Israels und hatte erst letzte Woche einen kulturellen Boykott des jüdischen Staates gefordert.

Justiz

Gericht: Melanie Müller zeigte mehrmals den Hitlergruß

Melanie Müller steht erneut vor Gericht: Die Schlagersängerin wehrt sich gegen das Urteil wegen Zeigens des Hitlergrußes und Drogenbesitzes. Was im Berufungsverfahren zur Debatte steht

von André Jahnke  14.12.2025

Feiertage

Weihnachten mit von Juden geschriebenen Liedern

Auch Juden tragen zu christlichen Feiertagstraditionen bei: Sie schreiben und singen Weihnachtslieder

von Imanuel Marcus  14.12.2025

Nachruf

Trauer um Hollywood-Legende Arthur Cohn

Arthur Cohn war immer auf der Suche nach künstlerischer Perfektion. Der Schweizer Filmproduzent gehörte zu den erfolgreichsten der Welt, wie seine Oscar-Ausbeute zeigt

von Christiane Oelrich  12.12.2025

Computerspiel

Lenny Kravitz wird James-Bond-Bösewicht

Als fieser Schurke will der Musiker im kommenden Jahr dem Agenten 007 das Leben schwer machen – allerdings nicht auf der Kinoleinwand

 12.12.2025

Berlin

Jüdisches Museum bekommt zusätzliche Förderung

Das Jüdische Museum in Berlin gehört zu den Publikumsmagneten. Im kommenden Jahr feiert es sein 25. Jubiläum und bekommt dafür zusätzliche Mittel vom Bund

 12.12.2025

Aufgegabelt

Latkes aus Dillgürkchen

Rezepte und Leckeres

 12.12.2025

Kulturkolumne

Lieber Chanukka als Weihnachtsstress?

Warum Juden es auch nicht besser haben – was sich spätestens an Pessach zeigen wird

von Maria Ossowski  12.12.2025

Kommerz

Geld oder Schokolade?

Der Brauch, an den Feiertagen um Münzen zu spielen, hat wenig mit den Makkabäern oder dem traditionellen Chanukkagelt zu tun. Der Ursprung liegt woanders

von Ayala Goldmann  12.12.2025

Glosse

Der Rest der Welt

Singend durch Paris oder Warum unser Chanukka-Song der beste ist

von Nicole Dreyfus  12.12.2025