Finale

Der Rest der Welt

Gute Vorsätze waren gestern. Denn auch Sie glauben sicherlich nicht daran, dass 2014 in Ihrem Leben alles anders wird, nur weil Sie es sich wieder einmal vorgenommen haben – oder? Ich möchte Sie daher an dieser Stelle nicht mit all den konstruktiven Ideen langweilen, die mir wie jedes Jahr in der Silvesternacht durch den Kopf geschossen sind, und die bestimmt schon Ende Januar wieder im Sand verlaufen sein werden: Positiv denken! (Für Juden schwer bis unmöglich.) Drei Kilo abnehmen! (Wie bloß, wenn ich den ganzen Tag am Schreibtisch sitze?) Job und Privatleben trennen! (Für Berufsjuden absolut unmöglich.) Nie wieder am Schabbat arbeiten! (Wann, glauben Sie, habe ich diesen Text verfasst?)

Nein, ich werde nur ein einziges Versprechen einlösen, das ich 2013 nicht halten konnte. Und dabei geht es nicht um hehre Ziele, sondern um einen sechsjährigen Jungen und seinen dringlichen Wunsch nach einem ganz speziellen Kuscheltier.

Meerschweinchen Das Drama begann damit, dass mich der Sohn meiner besten Freundin aus Kindertagen – sie lebt in der Nähe des Bodensees – Anfang Dezember anrief, um mir seinen Geburtstagswunsch in den Telefonhörer zu diktieren. »Ich wünsche mir ein Meerschweinchen, das richtig quieken kann!«, erklärte der kleine Junge in bestimmtem Ton.

Ganz verstand ich seine Fixierung auf das Spezial-Stofftier nicht – umso weniger, nachdem seine Mutter mich darüber aufgeklärt hatte, dass ihr Sohn bereits zwei echte Meerschweinchen besitzt. Aber des Menschen Wille ist sein Himmelreich – und das soll, sagte ich mir, auch für Sechsjährige gelten. Und so stürzte ich mich in die vorweihnachtliche Schlacht in den Spielzeugläden, um ein quiekendes Meerschwein zu ergattern.

Leider vergeblich. Weder bei »Spiele Max« noch bei »Toys R Us« wurde ich fündig. Um ins Berliner Kaufhaus des Westens zu pilgern, fehlte mir die Zeit. Also gab ich bei Amazon die Begriffe »Meerschwein« und »Geräusche« ein und bestellte ein weißes Zotteltier mit Soundfunktion, das ich zugegebenermaßen nicht eindeutig als Meerschweinchen identifizieren konnte. Aber wo Schwein draufsteht, muss auch Schwein drin sein, sagte ich mir – und adressierte die Bestellung getreulich an den Sohn meiner Freundin.

Fiasko Als ich drei Tage später von der Arbeit zurückkehrte, blinkte mein Anrufbeantworter. Vom Band ertönte die Stimme der Mutter, die von einem Fiasko berichtete: »In dem Paket war ein Stoffhündchen, das bellt!« Ihr Sohn sei schwer enttäuscht gewesen und habe nicht verstehen können, warum ich so dumm gewesen sei, einen Hund mit einem Meerschwein zu verwechseln.

Auch der Hinweis, dass nicht ich den Köter eingepackt hätte, sondern Amazon, habe nicht geholfen. So bleibt mein einziger konkreter Vorsatz für 2014: Ich werde es finden, oder im Notfall sogar selbst basteln – das quiekende Spielzeugmeerschwein!

Fernsehen

»Persischstunden«: Wie eine erfundene Sprache einen Juden rettet

Das Drama auf Arte erzählt von einem jüdischen Belgier, der im KZ als angeblicher Perser einen SS-Mann in Farsi unterrichten soll. Dabei kann er die Sprache gar nicht

von Michael Ranze  25.04.2025

100 Jahre "Der Prozess"

Was Kafkas »Der Prozess« mit KI und Behörden-Wirrwarr gemeinsam hat

Seine Liebesworte gehen auf TikTok viral. Unheimlich-groteske Szenen beschrieb er wie kein Zweiter. In Zeiten von KI und überbordender Bürokratie wirkt Franz Kafkas Werk aktueller denn je - eben kafkaesk

von Paula Konersmann  25.04.2025

Reykjavik

Island fordert Ausschluss Israels vom ESC

Das Land schließt sich damit der Forderung Sloweniens und Spaniens an. Ein tatsächlicher Ausschluss Israels gilt jedoch als unwahrscheinlich

 25.04.2025

Popkultur

Israelfeindliche Band Kneecap von zwei Festivals ausgeladen

Bei Auftritten verbreiten die irischen Rapper Parolen wie »Fuck Israel«. Nun zogen die Festivals Hurricane und Southside Konsequenzen

von Imanuel Marcus  25.04.2025

Berlin/Brandenburg

Filmreihe zu Antisemitismus beim Jüdischen Filmfestival

Das Festival läuft vom 6. bis 11. Mai

 25.04.2025

Fernsehen

Ungeschminkte Innenansichten in den NS-Alltag

Lange lag der Fokus der NS-Aufarbeitung auf den Intensivtätern in Staat und Militär. Doch auch viele einfache Menschen folgten der Nazi-Ideologie teils begeistert, wie eine vierteilige ARD-Dokureihe eindrucksvoll zeigt

von Manfred Riepe  24.04.2025

Meinung

Nur scheinbar ausgewogen

Die Berichte der Öffentlich-Rechtlichen über den Nahostkonflikt wie die von Sophie von der Tann sind oft einseitig und befördern ein falsches Bild von Israel

von Sarah Maria Sander  24.04.2025

Imanuels Interpreten (8)

Carly Simon: Das Phänomen

Die Sängerin und Songschreiberin mit jüdisch-deutschem Familienhintergrund führt ein aufregendes, filmreifes Leben – Verbindungen zu einer singenden Katze, einem rollenden Stein, zu Albert Einstein und James Bond inklusive

von Imanuel Marcus  24.04.2025

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

von Imanuel Marcus  24.04.2025