Morgen ist Freitag. Das ist keine Neuigkeit, denn bekanntlich folgt der ja auf den Donnerstag und kommt vor dem Samstag. Wenn ich allerdings dem Algorithmus meines Instagram-Accounts, der Online-Werbung zwischen Artikeln und dem aufgeregten Angebotslink-Herumgeschicke von mir nahestehenden, ansonsten wirklich ganz entspannten Menschen ein wenig Aufmerksamkeit schenke, dann weiß ich: Es ist nicht irgendein Freitag, es ist »Black Friday«. Kreisch! Ähm, was?
Der Black Friday ist genau richtig für Menschen, die noch einen zweiten AirFryer benötigen oder dieses eine Topfset im Angebot schon immer einmal haben wollten. Selbst die billigsten Klamottenhändler hauen ihre schief genähten T-Shirts für zwei Euro 30 weniger raus. Vorsicht, Ironie: ein Traum!
Weil ich manchmal etwas hinterm Mond lebe, dachte ich schon am vergangenen Freitag, es sei Black Friday – immerhin läuft die Werbung ja schon mehr als anderthalb Wochen. Also ging ich ein wenig widerwillig in ein großes Einkaufszentrum im Herzen von Berlin und wollte das tun, was ich am wenigsten mag: Klamotten kaufen.
Es ist jedes Mal eine Qual, denn ich habe einen seltenen Geschmack, der sagt: »Nee, jefälltma nich.« Wenn dieser auf das freundliche »Nee, hamwa nich« in Geschäften trifft, dann sind Shopping-Touren mit mir nach zehn Minuten zu Ende, und ich möchte danach nur schnell einen doppelten Espresso trinken, black, versteht sich.
Es ist jedes Mal eine Qual, denn ich habe einen seltenen Geschmack, der sagt: »Nee, jefälltma nich.«
Diesmal aber wollte ich wirklich ganz ernsthaft einkaufen. Nämlich einen Wintermantel. Ich hab zwar einen, aber der ist so alt, dass er im kommenden Jahr sicherlich auseinander fällt. Er ist schon drei Mal genäht, die Knöpfe hängen auf halb acht, er ist in die Jahre gekommen, aber er ist warm und es ist keiner dieser Daunenmäntel, die immer irgendwie, also, ich weiß nicht, mein Ding sind die ja nicht, aber Geschmäcker sind nun einmal verschieden.
Also probierte ich vier Mäntel an. Schwarz, klassisch, gerade geschnitten und schlicht, einer davon war sehr teuer. So teuer, dass der linke Mantelarm mit dem linken Saum durch ein Sicherheitspiepsding verbunden war und die Verkäuferin ihn erst einmal entsichern musste. Aber: Auch dieser edle Zwirn saß nicht so, wie ich es wollte. Der andere war zu dünn, der erste viel zu groß, der letzte selbst in Schwarz hässlich. Und wo waren eigentlich die ganzen Preisreduzierungen? Ein wahrer Black Friday …
Was tat ich also? Ich zog meinen alten Schlabber-Mantel wieder an und trottete von dannen. Irgendwann, als ich Black Friday googelte, las ich, dass dieser Tag offenbar mehrheitlich nur für Online-Angebote gilt. Was mich – mal wieder – zu der Schlussfolgerung veranlasste: Vielleicht bin ich einfach nicht fürs Einkaufen geboren.
Einige meiner Freunde können so etwas. Sie finden Schnäppchen und verbringen Stunden damit, von Geschäft zu Geschäft zu pilgern. Ich finde das einfach nur ermüdend, und meine Laune geht ähnlich tief in den Keller wie die noch krasseren Tiefpreise beim Cyber Monday.
Was also anfangen mit diesem Tag? Ich meine: Es ist Freitag. Da war doch noch was? Hmm, mein Kollege Jan hatte da neulich diesen Kommentar über das andere Event am Freitag. Ich sollte den, glaube ich, noch einmal lesen. In jedem Fall muss man dafür nicht einkaufen gehen.