Glosse

Der Rest der Welt

Hinhören – zuhören Foto: Getty

Unsere Autorin Eli Blumfeldt hat mitgehört, mitgelesen und alles aufgeschrieben – ein Protokoll

»Den einen kenne ich! Er geht in mein Fitnesscenter! Kommt, wir schnappen uns den und machen ihn fertig!«
Im TikTok-Textfeld unter einem Post von zwei jüdischen Jugendlichen mit Kippa, die im Stadtzentrum Poster mit Fotos der israelischen Geiseln aufhängen.

»Man muss ja differenzieren zwischen Terrorismus und Freiheitskampf.«
Mein Chef. Es folgte ein verbaler Ausbruch meinerseits. Ich habe meinen Job noch.

»Bis der Aufzug kommt, dauert es momentan etwas länger. Das Haus ist voller Enkelkinder!«
Meine Bekannte, in deren Haus gerade viele Mitbewohner ihre Töchter und Enkel aus Israel zu sich geholt haben. Die örtliche jüdische Schule bietet für alle Unterricht auf Ivrit.

»Ich sagte, komm doch mit mir nach Hause, da bist du sicherer! Meine Tochter sagte: Erst wenn es ganz schlimm wird, komme ich. Ich sagte ihr, aber wenn es ganz schlimm wird, wirst du keine Flüge mehr finden! Sie sagte: Bleib doch bei uns! Ich sagte, nein, ich muss zurück, ich verkaufe unsere Wohnung ganz schnell und ziehe dann für immer zu euch.«
Meine Bekannte, die gerade aus Israel zurück ist.

»Wo genau ist Ihr Problem?!«
Die Vorgesetzte meiner Freundin, die während des obligatorischen »Office Charity Day« lieber nicht für eine pro-palästinensische Charity arbeiten möchte. Ihr Sohn, 18, ist momentan im Militärdienst in Israel. Wo er genau stationiert ist, ist nicht bekannt.

»Ein Typ auf Tinder fragte mich, ob ich Jude sei. Ich sagte Ja, und er blockierte mich. Ich war geschockt.«
Ha’aretz Online-Ausgabe vom 27. Oktober

»Ich organisiere Tehillim in meinem Haus mit G’ttes Hilfe. Der Zweck dieser Gruppe ist es, Zeiten für Tehillim anzukündigen. Ich hoffe, viele von euch in der Nachbarschaft zu sehen, um Am Jisrael und uns zu stärken und gemeinsam den Himmel zu stürmen.«
Eine Bekannte, die jeden Tag ein paar Dutzend Frauen bei sich zu Hause empfängt, um Tehillim zu sagen.

»Ich sage Tehillim lieber alleine im Moment. Für mich ist es schwer, mein Haus zu verlassen und unter Menschen zu gehen.«
Eine Bekannte, deren Sohn im Armeedienst ist. Sämtliche seiner Freunde aus seiner Einheit wurden ermordet.

»Ich bin hier in Gedera; wir erleben inzwischen schon die sechste Beerdigung, allesamt Kinder meiner Freunde.«
WhatsApp-Text aus Israel vom 12. Oktober – ein Bekannter von uns.

München

Fritz-Neuland-Gedächtnispreis gegen Antisemitismus erstmals verliehen

Als Anwalt stand Fritz Neuland in der NS-Zeit anderen Juden bei. In München wird ein nach ihm benannter Preis erstmals verliehen: an Polizisten und Juristen, die sich gegen Antisemitismus einsetzen

von Barbara Just  30.06.2025

Forschung

Digitales Archiv zu jüdischen Autoren in der NS-Zeit

Das Portal umfasst den Angaben zufolge derzeit rund eine Million gespeicherte Informationen

 30.06.2025

Medien

»Ostküsten-Geldadel«: Kontroverse um Holger Friedrich

Der Verleger der »Berliner Zeitung« irritiert mit seiner Wortwahl in Bezug auf den jüdischen Weltbühne-Gründer-Enkel Nicholas Jacobsohn. Kritiker sehen darin einen antisemitischen Code

von Ralf Balke  30.06.2025

Berlin

Mehr Bundesmittel für Jüdisches Museum

Kulturstaatsminister Wolfram Weimer betonte, sichtbares jüdisches Leben gehöre zur Mitte der Gesellschaft

 30.06.2025

Großbritannien

Nach Anti-Israel-Eklat bei Glastonbury: BBC gibt Fehler zu

Ein Musiker wünscht während einer BBC-Übertragung dem israelischen Militär von der Festival-Bühne aus den Tod. Die Sendung läuft weiter. Erst auf wachsenden Druck hin entschuldigt sich die BBC

 30.06.2025

Glastonbury-Festival

Anti-Israel-Parolen: Britischer Premier fordert Erklärung

Ein Musiker beim Glastonbury-Festival in England fordert die Menge dazu auf, Israels Militär den Tod zu wünschen. Der Vorfall zieht weite Kreise

 30.06.2025

Essay

Die nützlichen Idioten der Hamas

Maxim Biller und der Eklat um seinen gelöschten Text bei der »ZEIT«: Ein Gast-Kommentar von »WELT«-Herausgeber Ulf Poschardt

 29.06.2025

Glastonbury

Polizei prüft Videos der Festival-Auftritte auf strafrechtliche Relevanz

Festival-Organisatoren: Parolen von Bob Vylan hätten eine Grenze überschritten

 29.06.2025

Literatur

Österreicherin Natascha Gangl gewinnt Bachmann-Preis 2025

Ihr poetischer Text »DA STA« begibt sich auf die Suche nach den versteckten Spuren eines NS-Verbrechens

 29.06.2025