Glosse

Der Rest der Welt

... Purrfect! Foto: Getty Images/iStockphoto

Glosse

Der Rest der Welt

Weltkatzentag: Warum ich meinen Kater antiautoritär erziehe

von Beni Frenkel  08.08.2019 09:36 Uhr

Meine Katze heißt Alvin Frenkel. Sie ist ein Kater, etwa drei Jahre alt und orange. Alvin ist keine Schönheit. Es gibt in unserem Quartier mindestens drei Katzen, die hübscher aussehen als Alvin. Wir haben Alvin auf einem Bauernhof gekauft. 50 Franken hat er gekostet. Die Kinder wollten eigentlich eine andere Katze. So ein graues, weiches Wollknäuel. Aber die war schon reserviert.

Sofa Am Anfang hat sich Alvin sehr geziert. Er flüchtete nach seiner Ankunft bei uns zu Hause gleich unter das Sofa. Dort blieb er zwei Tage. Irgendwann zog ihn unser jüngstes Kind am Schwanz hervor. Alvin flüchtete unter ein anderes Sofa und streikte nochmals zwei Tage.

Wir lieben ihn wie kein anderes Tier.

Mittlerweile hat er sich an uns gewöhnt. Wir lieben ihn wie kein anderes Tier. Wenn er einen Tag nichts isst, machen wir uns große Sorgen und kaufen ihm teures Whiskas. Wenn er nervös miaut, fühlt sich das an wie ein Stich ins Herz. Ja, ich glaube, wir lieben ihn.

Hühnchen Alvin ist übrigens das erste Familienmitglied, das wir antiautoritär erziehen. Am Freitagabend darf er zum Beispiel auf unseren Schabbestisch springen. Alvin weiß: Meine Frau bereitet immer das Gleiche zu – zuerst Salat, dann Hühnchen. Beim zweiten Gang sitzt er dann plötzlich auf dem Tisch und schnuppert an unseren Tellern. Vorsichtig tänzelt er um die vollen Gläser und Flaschen. Noch nie ist etwas auf den Boden gefallen – ich schwöre bei Moses!

Wegen Alvin laden wir am Freitagabend keine Gäste mehr ein. Die gucken nur entsetzt, wenn er plötzlich neben ihrem Teller hockt und vorsichtig ein Stück Fleisch vom Teller stibitzt. In allen Katzenbüchern steht, dass man das nicht machen darf. Die Katze soll auf dem Boden bleiben, basta!

Erziehungsratgeber Andererseits gilt auch, dass man Katzenbücher (und Erziehungsratgeber) noch in Schutzfolie ins Altpapier legen darf. Auch sonst erziehe ich Alvin antiautoritär. Im Unterschied zu den Kindern darf er, wenn ich Liebe mache, zugucken. Bei einem Hund mit sabberndem Gesichtsausdruck würde ich das nie zulassen.

Noch nie ist etwas auf den Boden gefallen – ich schwöre bei Moses!

Manchmal kommt es mir vor, als wäre Alvin so ein kleiner Meister Shifu aus dem Zeichentrickfilm Kung Fu Panda. Allwissend und prophetisch veranlagt.

Ich meine, woher weiß er sekundengenau, wann der Salat am Freitagabend abgetragen wird? Oder warum spielt er nicht mit den lustig herumwehenden Zizitfäden? Weiß er, dass man das nicht machen darf? Und weshalb setzt er sich immer direkt auf die Tastatur, wenn er weiß, dass ich keine gute Schlusspointe finde? Aksdfblafddsaldhvdfah?&%&? Ach, Alvin.

TV-Tipp

Der Mythos Jeff Bridges: Arte feiert den »Dude«

Der Weg zum Erfolg war für Jeff Bridges steinig - auch weil der Schauspieler sich gegen die Erfordernisse des Business sträubte. Bis er eine entscheidende Rolle von den Coen-Brüdern bekam, die alles veränderte

von Manfred Riepe  14.07.2025

Musik

Der die Wolken beschwört

Roy Amotz ist Flötist aus Israel. Sein neues Album verfolgt hohe Ziele

von Alicia Rust  14.07.2025

Imanuels Interpreten (11)

The Brecker Brothers: Virtuose Blechbläser und Jazz-Funk-Pioniere

Jazz-Funk und teure Arrangements waren und sind die Expertise der jüdischen Musiker Michael und Randy Brecker. Während Michael 2007 starb, ist Randy im Alter von fast 80 Jahren weiterhin aktiv

von Imanuel Marcus  14.07.2025

Kino

»Superman« David Corenswet fühlte sich »wie ein Astronaut«

»Ich habe dafür trainiert, ich habe es mir gewünscht, und jetzt liegt die ganze Arbeit vor mir«, sagt der Darsteller mit jüdischem Familienhintergrund

von Philip Dethlefs  14.07.2025

Glosse

Der Rest der Welt

Superman kommt ins Kino – und wo sind die super Männer?

von Katrin Richter  13.07.2025

Biografie

Schauspieler Berkel: In der Synagoge sind mir die Tränen geflossen 

Er ging in die Kirche und war Messdiener - erst spät kam sein Interesse für das Judentum, berichtet Schauspieler Christian Berkel

von Leticia Witte  11.07.2025

Thüringen

Yiddish Summer startet mit Open-Air-Konzert

Vergangenes Jahr nahmen rund 12.000 Menschen an den mehr als 100 Veranstaltungen teil

 11.07.2025

Musik

Nach Eklat: Hamburg, Stuttgart und Köln sagen Bob-Vylan-Auftritte ab

Nach dem Eklat bei einem britischen Festival mit israelfeindlichen und antisemitischen Aussagen sind mehrere geplante Auftritte des Punk-Duos Bob Vylan in Deutschland abgesagt worden

 10.07.2025

Agententhriller

Wie drei Juden James Bond formten

Ohne Harry Saltzman, Richard Maibaum und Lewis Gilbert wäre Agent 007 wohl nie ins Kino gekommen

von Imanuel Marcus  14.07.2025 Aktualisiert