Kolumne

Der Rest der Welt

Nun ist die Sukka endlich in der Garage verstaut. Die Metallgerüste habe ich ordentlich zusammengeschnürt und die Dekorationen der Kinder sorgsam weggeworfen. Der Regen hat sie übel zugerichtet. Und die Nachbarn über uns haben jetzt wieder freie Sicht auf den Garten.

Jetzt haben sie auch endlich Ruhe von unserem Ehekrach, der das Haus über die Sukkot-Tage belebte. Der Grund: Dieses Jahr hat meine Frau die Sukka entworfen. In den Vorjahren habe ich immer die Laubhütte errichtet. Nachdem meine Gattin aber immer wieder ihre hübsche Nase rümpfte über die kleine Größe, ist sie selbst in den Baumarkt gefahren.

Statik Rausgekommen ist eine Sukka, die größer, schöner und stabiler ist als alle meine bisherigen Entwürfe. Sogar an eine Campinglampe hat sie gedacht. Meine Sukkot waren ärmliche Zelte, die vor jedem Wind zitterten. Ich ging jeweils in den Wald und schnitt fröhlich Zweige und Äste ab und vertraute auf die Hilfe Gottes, dass am Ende alles hielt. Die Zeit im Wald gehörte nur mir, und ich verbrachte viele Stunden damit, den Wald zu lichten. Zu Hause ließ ich dann immer die Anatevka-CD laufen und wartete auf eine Eingebung, bis ich mich an die heilige Arbeit getraute. Natürlich entsprach nicht alles den Regeln der Statik, dafür hatte meine Sukka mehr Charakter als die meiner Frau. Und sie war authentischer, erdverbunden und sehr heilig.

Meine Frau versteht von solchen Dingen leider sehr wenig. Ihrer Meinung nach muss eine Sukka stabil sein. Das ist grundfalsch! Sie muss eben noch mehr erfüllen. Stabilität ist zwar schön und gut, aber wie steht es um die Stichworte Gottvertrauen, Zuversicht und die Würde eines gedemütigten Gatten? Ich versuchte, ihr das zuerst leise zu erklären, und habe erst dann laut geschrien, als sie mir nicht zuhören wollte und ihre »schöne« Sukka in unserem Garten aufstellte. Es geht beim Laubhüttenfest aber nicht um einen Schönheitswettbewerb!

Gott liebt am meisten die zerfallenen Sukkot, die ein Mann mit seinen bloßen Händen aufbaut, weil er keine Ahnung hat von einem Bohrer. Gott liebt auch die Sukkot, in denen nicht alle Wände gleich hoch sind. Das nennt man eben Authentizität. Das Wort steht im Duden ziemlich nahe beim Wort Auto. Auch etwas, von dem Frauen wenig Ahnung haben. Meine Frau ist nämlich einfach weggefahren mit dem Auto, und so musste ich die Laubhütte selbst in die Garage schleppen! Nächstes Jahr, so schwor ich mir, baue ich mir trotzdem meine Sukka auf – am besten im Windschatten der Sukka meiner Frau.

Sehen!

»Der Meister und Margarita«

In Russland war sie ein großer Erfolg – jetzt läuft Michael Lockshins Literaturverfllmung auch in Deutschland an

von Barbara Schweizerhof  30.04.2025

Fernsehen

»Mord auf dem Inka-Pfad«: War der israelische Ehemann der Täter?

Es ist einer der ungewöhnlichsten Fälle der deutschen Kriminalgeschichte. Die ARD packt das Geschehen nun in einen sehenswerten True-Crime-Vierteiler

von Ute Wessels  30.04.2025

20 Jahre Holocaust-Mahnmal

Tausende Stelen zur Erinnerung - mitten in Berlin

Selfies auf Stelen, Toben in den Gängen, Risse im Beton - aber auch andächtige Stille beim Betreten des Denkmals. Regelmäßig sorgt das Holocaust-Mahnmal für Diskussionen. Das war schon so, bevor es überhaupt stand

 30.04.2025

Medien

Leon de Winter wird Kolumnist bei der »Welt«

Bekannt wurde er vor mehr als 30 Jahren mit Romanen wie »Hoffmanns Hunger«. Jetzt will der niederländische Autor Leon de Winter in Deutschland vermehrt als Kolumnist von sich hören lassen

von Christoph Driessen  29.04.2025

Fernsehen

»Persischstunden«: Wie eine erfundene Sprache einen Juden rettet

Das Drama auf Arte erzählt von einem jüdischen Belgier, der im KZ als angeblicher Perser einen SS-Mann in Farsi unterrichten soll. Dabei kann er die Sprache gar nicht

von Michael Ranze  29.04.2025

Berlin

Antisemitismusbeauftragter für alle Hochschulen soll kommen

Details würden derzeit noch im Senat besprochen, sagte Wissenschaftssenatorin Ina Czyborra

 29.04.2025

Jerusalem

Seltenes antikes Steinkapitell wird in Israel ausgestellt

Ein Fund aus dem Jahr 2020 gibt israelischen Archäologen Rätsel auf. Die Besonderheit des Steinkapitells aus römischer Zeit: Es ist mit einem mehrarmigen Leuchter - im Judentum Menorah genannt - verziert

 29.04.2025

Berlin

Jüdisches Museum erforscht Audio-Archiv von »Shoah«-Regisseur

Claude Lanzmann hat mit seiner epochalen Dokumentation »Shoah« Geschichte geschrieben. Das Jüdische Museum Berlin nimmt ein Doppeljubiläum zum Anlass, um das umfangreiche Recherchematerial des Regisseurs zu erschließen

von Alexander Riedel  29.04.2025

Köln

»Charlie Hebdo«-Überlebender stellt Comic zu NS-Raubkunst vor

»Zwei Halbakte« heißt ein 1919 entstandenes Gemälde von Otto Mueller. Die Geschichte des Kunstwerks hat der französische Zeichner Luz als Graphic Novel aufgearbeitet. Mit teils sehr persönlichen Zugängen

von Joachim Heinz  28.04.2025