Glosse

Der Rest der Welt

In den USA wird vieles getan, um auch »alten« Ladys über 25 einen Schidduch anzutragen, also eine Partnervermittlung. Foto: Flash 90

In den USA herrscht »Schidduch-Krise«. Junge Frauen bekommen keinen Mann mehr ab. Das betrifft vor allem die religiösen Frauen. In diesen Kreisen gilt eine junge Dame bereits als »alt«, wenn sie 25 ist. Dann ist sie in den Augen vieler religiöser Männer zwar immer noch attraktiv, aber nicht mehr mädchenhaft.

Die jungen Dinger haben eine eigene Meinung, einen Job und eine gewisse Erwartungshaltung. Mit 18 Jahren trifft das noch nicht zu.
In den USA wird vieles getan, um auch diesen »alten« Ladys einen Schidduch anzutragen, also eine Partnervermittlung. Eine Initiative heißt »The Rechnitz Project«: Schlomo Jehuda Rechnitz verspricht jedem Heiratsvermittler 10.000 Dollar, wenn er es schafft, eine alte Frau, also über 25 Jahre, erfolgreich unter die Haube zu bringen.

Schlomo Jehuda Rechnitz verspricht jedem Heiratsvermittler 10.000 Dollar, wenn er es schafft, eine alte Frau, also über 25 Jahre, erfolgreich unter die Haube zu bringen.

e-bike 10.000 Dollar sind viel Geld. Wir könnten uns endlich einmal schöne Ferien leisten. Oder ein E-Bike. Oder ich könnte meinen Führerschein nachholen.

Vor drei Wochen hatten wir einen jungen Mann zu Besuch. Er ist 28 Jahre alt, erfolgreich in der Bankenwelt und verfügt über volles Haupthaar. Er ist auf der Suche nach einer Frau, hat er uns erzählt. Und zwar nach einer religiösen.

Ich dachte gleich an das Rechnitz Project und fragte vorsichtig, ob seine Zukünftige älter als 25 Jahre alt sein darf. Er antwortete mir: »Das Alter spielt keine Rolle. Mir geht es mehr um …« Aber da hörte ich schon auf, genau hinzuhören.

ehe Denn ich kenne viele religiöse Frauen in Zürich, die über 25 Jahre alt sind. Eine davon ist meine Frau. Es gibt manchmal Momente in der Ehe, das kennen Sie sicher auch, da würde ich meine Frau auch für 5000 Dollar hergeben.

Es gibt manchmal Momente in der Ehe, das kennen Sie sicher auch, da würde ich meine Frau auch für 5000 Dollar hergeben.

Aber die Frauen, an die ich gerade dachte, waren andere. Zum Beispiel Sara Zürcher (Name und auch alles andere geändert): Sie ist eine erfolgreiche Zahnärztin, hat deswegen ein strahlendes Lächeln, kann schön singen und ist 36 Jahre alt. In den nächsten Tagen bettelte ich meine Frau um Saras E-Mail-Adresse an. Ich erhielt sie erst, als ich ihr versprach, mit dem Rechnitz-Geld ein neues Sofa zu kaufen. »Liebe Sara«, schrieb ich am Abend, »wir hatten Besuch von einem gut aussehenden Mann …«

sofa Es stellte sich heraus, dass Sara schon liiert ist. Nichts mit Sofa oder E-Bike. Aber immerhin, ich habe es versucht. Ich ging auf die Seite shidduchproject.com, um herauszufinden, ob man schon für seine Bemühungen Geld bekommt.

Zu meinem Leidwesen stand dort, dass die 10.000-Dollar-Vergütung durch kostenlose Auto-Miete ersetzt wurde. Mist! Ich habe ja noch nicht einmal einen Führerschein!

Aufgegabelt

Mazze-Sandwich-Eis

Rezepte und Leckeres

 18.04.2025

Pro & Contra

Ist ein Handyverbot der richtige Weg?

Tel Aviv verbannt Smartphones aus den Grundschulen. Eine gute Entscheidung? Zwei Meinungen zur Debatte

von Sabine Brandes, Sima Purits  18.04.2025

Literatur

Schon 100 Jahre aktuell: Tucholskys »Zentrale«

Dass jemand einen Text schreibt, der 100 Jahre später noch genauso relevant ist wie zu seiner Entstehungszeit, kommt nicht allzu oft vor

von Christoph Driessen  18.04.2025

Kulturkolumne

Als Maulwurf gegen die Rechthaberitis

Von meinen Pessach-Oster-Vorsätzen

von Maria Ossowski  18.04.2025

Meinung

Der verklärte Blick der Deutschen auf Israel

Hierzulande blenden viele Israels Vielfalt und seine Probleme gezielt aus. Das zeigt nicht zuletzt die Kontroverse um die Rede Omri Boehms in Buchenwald

von Zeev Avrahami  18.04.2025

Ausstellung

Das pralle prosaische Leben

Wie Moishe Shagal aus Ljosna bei Witebsk zur Weltmarke Marc Chagall wurde. In Düsseldorf ist das grandiose Frühwerk des Jahrhundertkünstlers zu sehen

von Eugen El  17.04.2025

Sachsenhausen

Gedenken an NS-Zeit: Nachfahren als »Brücke zur Vergangenheit«

Zum Gedenken an die Befreiung des Lagers Sachsenhausen werden noch sechs Überlebende erwartet. Was das für die Erinnerungsarbeit der Zukunft bedeutet

 17.04.2025

Bericht zur Pressefreiheit

Jüdischer Journalisten-Verband kritisiert Reporter ohne Grenzen

Die Reporter ohne Grenzen hatten einen verengten Meinungskorridor bei der Nahost-Berichterstattung in Deutschland beklagt. Daran gibt es nun scharfe Kritik

 17.04.2025

Interview

»Die ganze Bandbreite«

Programmdirektorin Lea Wohl von Haselberg über das Jüdische Filmfestival Berlin Brandenburg und israelisches Kino nach dem 7. Oktober

von Nicole Dreyfus  16.04.2025