Finale

Der Rest der Welt

Ich liebe Rabbinergeschichten! Meinen Kindern lese ich sie häufig vor. Foto: Thinkstock

Ich liebe Rabbinergeschichten! Meinen Kindern lese ich sie häufig vor. Dabei wähle ich immer die Storys aus, in denen die Menschen nicht auf einen Rabbiner hören und deshalb sterben oder einen Bankrott erleben. Die Lehre solcher Geschichten ist dann immer eine Stärkung in »Emunat Chachamim« – im Befolgen unserer weisen Rabbiner.

Ich darf an dieser Stelle eine wahre Geschichte erzählen, die ich selbst erlebt habe. Vor 25 Jahren hat mir ein großer Rabbiner aufgetragen, ab sofort nur noch koschere Milch zu trinken. Das war für meine Eltern ein großer Schock, denn koschere Milch ist – pardon – schweineteuer. Die ersten zehn Jahre habe ich das durchgehalten.

koscher-milch Irgendwann habe ich geheiratet. Nach einem Monat war ich bereits im Minus. Also habe ich den Ausgabeposten Koscher-Milch gestrichen. Aber was passierte? Meine Frau bekam aus heiterem Himmel eine Laktoseintoleranz. Strafe Gottes? Auf jeden Fall. Was lerne ich daraus? Emunat Chachamim.

Kürzlich las ich die Geschichte von einem reichen Amerikaner, der einen Besuch bei Rabbi Steinmann machte. Der reiche Mann will noch reicher werden. Also fragt er den Rabbi Steinmann, ob dieser ihm einen Tipp geben könnte. Der alte Mann guckt ihn lange an und sagt ihm: »Vermache einen großen Teil deines Vermögens armen Talmudgelehrten!« Der reiche Mann zögert keinen Augenblick und schreibt einen beträchtlichen Scheck aus.

Die Spende war anscheinend zu groß, denn ein paar Monate später muss der Geschäftsmann Konkurs anmelden. Ein bisschen Geld bleibt ihm aber noch. Er fliegt wieder nach Israel und sucht Rabbi Steinmann auf. Den schreit er natürlich an: »Rabbi, dank deinem Tipp bin ich jetzt pleite!« Die anwesenden Gelehrten halten erschrocken inne. Was für eine Chuzpe von diesem Amerikaner! Andererseits hat der Typ ja nicht unrecht. Denn nun ist er arm. Was wird wohl der Rabbi antworten?

schabbat Der weise Rabbi streicht sich über den Bart und beginnt zu lächeln. »Sag mir«, und richtet sich zum Ärmsten, »hielten deine Geschäftspartner eigentlich den Schabbat ein?« Der amerikanische Jude guckt den Rabbi betreten an. »Nein, die haben den Schabbat nicht eingehalten.« »Siehst du?«, frohlockt der Rabbi. »Beginne nochmals von vorne, aber verkehre diesmal nur mit religiösen Juden.«

Wieder verstreichen ein paar Monate (oder Jahre, das stand nicht in der Zeitschrift). Aus dem Pleitier ist wieder ein reicher Mann geworden. Noch reicher als früher! Was lehren wir daraus? Unsere Rabbiner haben immer recht: Emunat Chachamim!

Holzstörche zur Geburt in Niederösterreich. Noch immer werden neben den klassischen Namen viele biblische Namen den Kindern gegeben.

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