Finale

Der Rest der Welt

Mit dem Smartphone einen Urlaub buchen oder Netflix im Moschaw

von Shira Silberstein  19.06.2017 18:06 Uhr

Stress mit dem Mietwagen? Klimaanlage defekt? Zu jedem Ärgerniss gibt es im Internet einen Erfahrungsbericht. Foto: Thinkstock

Mit dem Smartphone einen Urlaub buchen oder Netflix im Moschaw

von Shira Silberstein  19.06.2017 18:06 Uhr

Schlaflos starre ich seit Stunden in das unheilvolle blaue Leuchten meines Smartphones, das mich mit Horrorstorys aus der ganzen Welt wachhält. Dabei wollte ich doch nur kurz googeln, was so alles schiefgehen kann, wenn man – so wie ich – eine Reise ins nichteuropäische Ausland plant. Und jetzt surfe ich mit zitternden Fingern von einer Katastrophe zur anderen.

Besonders nervös macht mich die Vorstellung, im Ausland ein Auto zu mieten. Google gibt mir recht: Die armen Trottel auf meinem Smartphone-Bildschirm schlittern von einem Schlamassel ins nächste.

Der eine hat auf der Autobahn einen Pferdeanhänger gerammt. Das Pferd darin war leider nicht krankenversichert, und jetzt muss der arme Dussel die Pferde-Hüft-OP in Raten abbezahlen.

Kreditkarte Der andere hat erst nach seiner Rückkehr bemerkt, dass der Autovermieter sein Kreditkartenkonto wegen einiger Kratzer im Lack restlos leergeräumt hat, und jetzt muss er sich mit Rechtsanwälten herumschlagen, um die Kohle zurückzubekommen.

Ganz zu schweigen von den vielen anderen Sachen, die schiefgehen können. Schimmelige, aber hochpreisige und nicht stornierbare Hotelzimmer, makellose Strände, die genau bei Anreise von einer Quallenplage heimgesucht werden, blutrünstige Moskitos, Nahrungsmittelallergien, Hitzewellen und Kreislaufkollaps! Ich schlafe schon seit Nächten nicht mehr.

Was ich brauche, ist ein totaler No-risk-Urlaub. Da ich, wie Sie vielleicht schon bemerkt haben, ein nervöser Typ bin, bleibe ich am liebsten in meiner Komfortzone. Alain, mein Mann, stellt mir also einen À-la-carte-Urlaub für Nervenschwache zusammen.
Quallensaison Nach Israel im Juni, also vor der Quallensaison. Wohnen würden wir in einem malerischen Moschaw bei Alains Kumpel. Wir würden uns nur in einem klimatisierten Taxi fortbewegen, Alain würde mir eine Eins-a-Reiseapotheke zusammenstellen und mir außerdem die Handynummer der Moschaw-Krankenschwester besorgen. »Jetzt kann ja nichts mehr schiefgehen«, meinte er.

Dachte ich auch: Dass der Moschaw dummerweise meilenweit von irgendwelchen Stränden entfernt irgendwo im Negev liegt und die Klimaanlage des Taxis gleich am ersten Tag ausfiel, konnte mein Mann natürlich nicht ahnen. Ich erlitt einen mittleren Nervenzusammenbruch und wurde daraufhin sehr freundlich von Alains diversen Tanten, Cousins und Cousinen aufgenommen.

Wir wurden reihum weitergereicht und lernten so einige sehr schöne Gegenden des Landes kennen. Auch hatte ein Cousin einen Swimmingpool, der andere einen privaten Orangenhain hinterm Haus, die Cousine kochte traumhaft, und die Tante wohnte direkt am Strand und hatte Netflix. Alles in allem also ein durchaus gelungener Urlaub, und ich habe mich wieder einmal umsonst gestresst.

Musik

»Piano Man« verlässt die Bühne: Letztes Billy-Joel-Konzert

Eine Ära geht zuende: Billy Joel spielt nach zehn Jahren vorerst das letzte Mal »Piano Man« im New Yorker Madison Square Garden. Zum Abschied kam ein Überraschungsgast.

von Benno Schwinghammer  26.07.2024

Zahl der Woche

16 Sportarten

Fun Facts und Wissenswertes

 26.07.2024

Lesen!

Ein gehörloser Junge und die Soldaten

Ilya Kaminsky wurde in Odessa geboren. In »Republik der Taubheit« erzählt er von einem Aufstand der Puppenspieler

von Katrin Diehl  25.07.2024

Ruth Weiss

»Meine Gedanken sind im Nahen Osten«

Am 26. Juli wird die Schriftstellerin und Journalistin 100 Jahre alt. Ein Gespräch über ihre Kindheit in Südafrika, Israel und den Einsatz für Frauenrechte

von Katrin Richter  25.07.2024

Streaming

In geheimer Mission gegen deutsche U-Boote

Die neue Action-Spionagekomödie von Guy Ritchie erinnert an »Inglourious Basterds«

von Patrick Heidmann  25.07.2024

Bayreuth

Das Haus in der Wahnfriedstraße

Die Debatten um Richard Wagners Judenhass gehen in eine neue Runde. Nun steht sein antisemitischer Schwiegersohn Houston Stewart Chamberlain im Fokus

von Axel Brüggemann  25.07.2024

Sehen!

»Die Ermittlung«

Der Kinofilm stellt den Aussagen der Zeugen die Ausflüchte der Angeklagten gegenüber

von Ayala Goldmann  25.07.2024

Kommentar

Der »Spiegel« schreibt am eigentlichen Thema vorbei

In seiner Berichterstattung über das Abraham-Geiger-Kolleg konstruiert das Magazin eine Konfliktlinie

von Rebecca Seidler  25.07.2024 Aktualisiert

Literatur

Dieses Buch ist miserabel. Lesen Sie dieses Buch!

Eine etwas andere Kurzrezension von Ferdinand von Schirachs Erzählband »Nachmittage«

von Philipp Peyman Engel  24.07.2024 Aktualisiert