Finale

Der Rest der Welt

Eigentlich sind die Unterschiede zwischen Juden und Christen verschwindend klein. Wir feiern Pessach, sie begehen Ostern. Sie streiten an Weihnachten, wir tun dies an Pessach, Schawuot, Sukkot und an den Tagen dazwischen. Die größte Gemeinsamkeit ist aber dieser unmögliche Satz: »Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.« Das steht bei uns in der Tora und bei den Christen gleich mehrmals im Neuen Testament.

Wie soll man das schaffen? Jetzt ehrlich, das geht doch gar nicht! Zum Beispiel beim Einparken. Wer darf in die Lücke? Bitte sie, Herr Audi-Fahrer. Aber nein, nicht doch, Herr Mercedes-Lenker, ich liebe Sie ja wie mich selbst. Ich beschäftige mich schon seit vielen Jahren mit diesem Satz.

U-Bahn Besonders das Wort »Liebe« stellt für mich eine Herausforderung dar. An einer anderen Stelle in der Tora wird verlangt, auch Gott zu lieben. Und zwar mit dem ganzen Herzen, mit der Seele und mit dem persönlichen Vermögen. All das fällt mir immerhin leichter, als den Penner in der U-Bahn zu lieben. Der schreit herum und setzt sich ganz nah zu mir. Aus seinem Mund riecht es alkoholisch. Und trotzdem sagt die Bibel: »Liebe diesen Alki wie dich selbst!«

Auch letzte Woche befand ich mich in so einer Extremsituation. Ich hatte das Fahrradschloss zu Hause vergessen. »Wird schon nicht gemopst«, dachte ich mir und stellte mein Rad neben einen Baum. Zwei Stunden später war es weg. Ich fluchte nicht, sondern dachte an die kaputten Bremsen. Hoffentlich fährt der Dieb vorsichtig, schoss es mir durch den Kopf. Das Problem an den Bremsen ist nämlich, dass sie bei kleinen Manövern funktionieren, aber bei größerer Geschwindigkeit schmieren die Bremsklötze ab. Deswegen muss man mit diesem Rad langsam fahren. Aber weiß das der Dieb?

Gangschaltung Und noch etwas sollte man ihm unbedingt sagen: Die Gangschaltung funktioniert nur dann, wenn man ordentlich in die Pedale tritt. Sonst fliegt die Kette raus. Das ist mir schon ein paar Mal passiert.

Ich hoffe natürlich, dass der Dieb in einer harmonischen Partnerschaft lebt. Hoffentlich hat er Kinder. Hoffentlich sind die Kinder bereits Teenager. Denn der Kindersitz am Fahrrad ist kaputt. Ein Kind da reinzusetzen, ist fahrlässig! Aber als Gepäckträger eignet sich der Sitz wunderbar. Ich habe ein mulmiges Gefühl, wenn ich daran denke, dass ein ungeübter Mensch mit meinem Ex-Fahrrad herumkurvt.

Aber ich bin lernfähig. Beim nächsten Fahrradkauf achte ich auf die Sicherheit. So ein Fahrrad kann mir dann auch guten Gewissens gestohlen werden.

Ausstellung

Die Schocken-Show

Das Jüdische Museum Berlin ehrt den Unternehmer und Verleger Salman Schocken dank eines Stars der US-Literatur

von Sophie Albers Ben Chamo  19.06.2025

Kulturkolumne

Zwischen Kotel und Kotti

Wie KI unseren Autor berühmt machte

von Eugen El  19.06.2025

FU Berlin

Sparmaßnahmen an Berliner Hochschulen treffen wohl auch Judaistik

An der Freien Universität ist unklar, ob eine Professur neu besetzt wird.

 19.06.2025

Fürth

Jüdisches Museum sucht geraubte kleine Dame

Man werde für eine Suchaktion an alle bekannten Kunstgalerien Flyer schicken und eine Anzeige in einer überregionalen Tageszeitung aufgeben

 18.06.2025

Sachbuch

Zweistaatenlösung, erster Versuch

Oren Kessler zeigt, wie sich bereits 1936 ein Grundmuster des Konflikts zwischen Israelis und Palästinensern herausbildete

von Ralf Balke  18.06.2025

Zahl der Woche

8. Platz

Fun Facts und Wissenswertes

 18.06.2025

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 19. Juni bis zum 26. Juni

 18.06.2025

Berlin

Erste Ausstellung über den Architekten Ossip Klarwein

Präsentiert werden mehr als 100 Entwürfe und Modelle, darunter ikonische Bauten des 1933 nach Palästina geflohenen jüdischen Architekten

 17.06.2025

Nachruf

Chronist einer ganzen Epoche

Michel Bergmann war ein Schriftsteller, der viele Genres beherrschte

von Ellen Presser  17.06.2025