Finale

Der Rest der Welt

Manche Pläne stehen unter keinem guten Stern. Wie zum Beispiel mein Vorhaben, unser Badezimmer zu verschönern – und bei Ikea in Berlin-Tempelhof ein neues Waschbecken samt passender Kommode zu erstehen. Nach diesem Einkauf schleppte der beste Ehemann von allen zwei 30 Kilo schwere Pakete die Treppen hinauf. Erst dann musterte ich die Inschriften auf den Verpackungen und wurde blass. »Tut mir leid«, sagte ich und kicherte verlegen. »Ich habe zwei Waschbecken gekauft.«

»Das darf einfach nicht wahr sein. Dich kann man nichts alleine machen lassen«, schimpfte mein Mann. Ich gelobte Besserung und fuhr am nächsten Tag wieder zu Ikea. In der Umtauschabteilung zog ich eine Nummer, wartete brav und erstand danach die Kommode anstelle des Waschbeckens. Leider fiel mir erst an der Kasse auf, dass mein Geldbeutel im Büro lag. Auch den dritten Abend in dieser Woche verbrachte ich also bei Ikea, um endlich mit der passenden Badezimmerkommode im Kofferraum die Heimfahrt anzutreten.

Wasserhahn Am nächsten Tag wies mich unser Handwerker darauf hin, dass der alte Wasserhahn zu klein für das neue Waschbecken sei, und wir daher einen neuen Wasserhahn bräuchten. Ich fuhr diesmal zum Baumarkt und wurde um eine Erfahrung reicher – als Zeugin des ersten Raubüberfalls in meinem Leben! Noch nichts ahnend stand ich vor dem Wasserhahnregal und ließ mich zu Größen beraten, als durch den Lautsprecher Schüsse und der schrille Schrei einer Frau drangen. Kurz darauf fingen die Ersten an zu rennen.

Ein Kunde, der noch einen Duschschlauch in der Hand hielt, wurde von einem Mitarbeiter aufgehalten: »Die Ware bleibt hier!« Auch draußen waren Schüsse zu hören. Mit anderen floh ich in den Laden nebenan, ein Tierfuttergeschäft. Die Besitzerin brachte uns – sieben Erwachsene und ein Kleinkind – im Personalraum unter, rief die Polizei an und erklärte: »Alle so lange hierbleiben, bis der Streifenwagen kommt.

Arabisch Maskierte Männer sind unterwegs. Die Lage ist nicht unter Kontrolle.« 40 Minuten später wurden wir befreit. »Mal was erlebt in Tempelhof«, sagte einer der Polizisten und wollte wissen, ob die Täter Arabisch gesprochen hätten. »Keine Ahnung«, sagten wir.

Später las ich in der Zeitung, ein 18-Jähriger sei festgenommen worden. Sein Versuch, mit dem erbeuteten Geld auf dem Fahrrad zu flüchten, scheiterte. Eine Verkäuferin wurde durch die Schüsse aus einer Reizgaspistole leicht verletzt. Jetzt wollen Sie wissen, welchen »jüdischen Bezug« diese Geschichte hat? Tja, das ist die Frage ... Immerhin könnte ich meinen Verwandten in Israel erzählen, wie gefährlich das Leben in der Galut ist. Ob die Räuber überhaupt Araber waren, kann ich nicht sagen – ich habe keinen der Männer gesehen. Eines aber steht fest: Beim nächsten Versuch, einen Wasserhahn zu kaufen, fahre ich lieber wieder zu Ikea.

Glosse

Der Rest der Welt

Von Kaffee-Helden, Underdogs und Magenproblemen

von Margalit Edelstein  08.12.2025

Eurovision Song Contest

»Ihr wollt nicht mehr, dass wir mit Euch singen?«

Dana International, die Siegerin von 1998, über den angekündigten Boykott mehrerer Länder wegen der Teilnahme Israels

 08.12.2025

Feiertage

Weihnachten mit von Juden geschriebenen Liedern

Auch Juden tragen zu christlichen Feiertagstraditionen bei: Sie schreiben und singen Weihnachtslieder

von Imanuel Marcus  08.12.2025

Vortrag

Über die antizionistische Dominanz in der Nahostforschung

Der amerikanische Historiker Jeffrey Herf hat im Rahmen der Herbstakademie des Tikvah-Instituts über die Situation der Universitäten nach dem 7. Oktober 2023 referiert. Eine Dokumentation seines Vortrags

 07.12.2025

Zwischenruf

Die außerirdische Logik der Eurovision

Was würden wohl Aliens über die absurden Vorgänge rund um die Teilnahme des jüdischen Staates an dem Musikwettbewerb denken?

von Imanuel Marcus  07.12.2025

Los Angeles

Schaffer »visionärer Architektur«: Trauer um Frank Gehry

Der jüdische Architekt war einer der berühmtesten weltweit und schuf ikonische Gebäude unter anderem in Los Angeles, Düsseldorf und Weil am Rhein. Nach dem Tod von Frank Gehry nehmen Bewunderer Abschied

 07.12.2025

Aufgegabelt

Plätzchen mit Halva

Rezepte und Leckeres

 05.12.2025

Kulturkolumne

Bestseller sind Zeitverschwendung

Meine Lektüre-Empfehlung: Lesen Sie lieber Thomas Mann als Florian Illies!

von Ayala Goldmann  05.12.2025

TV-Tipp

»Eigentlich besitzen sie eine Katzenfarm« - Arte-Doku blickt zurück auf das Filmschaffen von Joel und Ethan Coen

Die Coen-Brüder haben das US-Kino geprägt und mit vielen Stars zusammengearbeitet. Eine Dokumentation versucht nun, das Geheimnis ihres Erfolges zu entschlüsseln - und stößt vor allem auf interessante Frauen

von Manfred Riepe  05.12.2025