Finale

Der Rest der Welt

Brutalität, Gemeinheit und niedere Instinkte regieren zunehmend die Welt – nehmen wir nur mal eine der Oasen der Rüpelhaftigkeit: das Fußballfeld. Ich habe schon meine Gründe, warum ich Fußball so hasse! Wenn ich an Fußball denke, denke ich an ausgeschlagene Zähne, gebrochene Nasenbeine, Schädelfrakturen!

Ein besonders verzweifelter Fußballklub in Brasilien hat die rettende Lösung gefunden, um Gewalt auf dem Spielfeld ein für alle Mal abzuschalten: Der Klub positionierte die Mütter der gewaltbereitesten Fans rund um das Spielfeld, gekleidet in einen neonfarbenen Schiedsrichter-Dress mit der Aufschrift »Mütter-Wacht«. Das half. Die Fans waren lammfromm, denn keiner wollte sich vor Mutti als gewaltbereiter Brutalo blamieren. Tolle Idee, oder?

Olympiade Das wäre doch die Sache für die kommende Jom-Haazmaut-Olympiade. Hier liefern sich Bnei Akiva und die anderen Jugendvereine, Hashomer Hatzair und Hanoar Hazioni, jedes Jahr ein wenig elegantes Scharmützel. Immer endet es mit unerfreulichen Handgreiflichkeiten, Buh-Rufen, es fliegen auch schon mal faule Eier und matschiges Gemüse durch die Gegend. Dieses Jahr soll es wegen des 85-jährigen Jubiläums der Jugendbewegungen ein Special Event werden – was auch immer das heißt. Und ich habe nur noch wenige Wochen, um einen schlagkräftigen Mütter-Trupp auf die Beine zu stellen.

Ich organisiere also einen Mütter-Krav-Maga-Kurs, leihe mir neonfarbene Outfits und coole Motorroller bei der Hilfsorganisation Hatzoloh und engagiere einen erfolgreichen Hypnotiseur, auf dass er uns seine Tipps und Tricks zur Besänftigung der erhitzten Massen verrate. Ich gehe natürlich stets mit gutem Beispiel voran.

Schlachtruf »Hayaaah! Chop Chop!«, dringt mein Krav-Maga-Schlachtruf täglich durch die Wohnung, außerdem übe ich vor dem Spiegel meine beruhigende und zugleich einschüchternde Präsenz auf dem Spielfeld: breitbeinig, mit leicht angehobenem Kinn, angespannter Muskulatur und subtil geblähten Nasenflügeln – unterbrochen nur von dem hinterhältigen Kichern meiner Familie, die mich nur noch »Khal Drogo« nennt, so wie den bekannten groben Muskelprotz aus dem Fernsehen. Macht nichts. Da stehe ich drüber.

Mein Emergency-Körbchen für das Event ist schon gepackt: Heftpflaster, Bachblüten Beruhigungsspray und Drops, ein Megafon, ein CD-Spieler mit tibetischen Mönchsgesängen zur Beruhigung. Jetzt kann eigentlich nichts mehr schiefgehen, denke ich und bin guten Mutes. Bis sich herausstellt, dass die No’ar und der Hashomer Wind von unserer Aktion bekommen haben und nun selbst aktiv geschulte, extra-grobe Kampf-Mütter in den Einsatz schicken!

Dass die Muttis der No’ar nun mal viel fitter sind als meine Schwabbel-Truppe und ich, war von vornherein klar. Und dass wir auf sehr unschöne Weise in Grund und Boden gestampft wurden, verwunderte auch nicht. Dass das Special-Jubiläums-Event aber aus dem Programmpunkt Schlamm-Catchen bestand, fanden wir zu spät heraus, und so sitzt nun ein Häuflein schlammverkrusteter Mütter in meinem Wohnzimmer, lutscht Bach-Beruhigungsdrops, trinkt Yogi-Tee und guckt Grey’s Anatomy. Nächstes Jahr schicken wir lieber die Papas aufs Feld.

Film

Spannend, sinnlich, anspruchsvoll: »Der Medicus 2«

Nach zwölf Jahren kommt nun die Fortsetzung des Weltbestsellers ins Kino

von Peter Claus  25.12.2025

ANU-Museum Tel Aviv

Jüdische Kultobjekte unterm Hammer

Stan Lees Autogramm, Herzls Foto, das Programm von Bernsteins erstem Israel-Konzert und viele andere Originale werden in diesen Tagen versteigert

von Sabine Brandes  25.12.2025

Menschenrechte

Die andere Geschichte Russlands

»Wir möchten, dass Menschen Zugang zu unseren Dokumenten bekommen«, sagt Irina Scherbakowa über das Archiv der von Moskau verbotenen Organisation Memorial

 25.12.2025

Rezension

Großer Stilist und streitbarer Linker

Hermann L. Gremliza gehört zu den Publizisten, die Irrtümer einräumen konnten. Seine gesammelten Schriften sind höchst lesenswert

von Martin Krauß  25.12.2025

Glastonbury-Skandal

Keine Anklage gegen Bob-Vylan-Musiker

Es lägen »unzureichende« Beweise für eine »realistische Aussicht auf eine Verurteilung« vor, so die Polizei

 24.12.2025

Israel

Pe’er Tasi führt die Song-Jahrescharts an

Zum Jahresende wurde die Liste der meistgespielten Songs 2025 veröffentlicht. Eyal Golan ist wieder der meistgespielte Interpret

 23.12.2025

Israelischer Punk

»Edith Piaf hat allen den Stinkefinger gezeigt«

Yifat Balassiano und Talia Ishai von der israelischen Band »HaZeevot« über Musik und Feminismus

von Katrin Richter  23.12.2025

Los Angeles

Barry Manilow teilt Lungenkrebs-Diagnose

Nach wochenlanger Bronchitis finden Ärzte einen »krebsartigen Fleck« in seiner Lunge, erzählt der jüdische Sänger, Pianist, Komponist und Produzent

 23.12.2025

Hollywood

Timothée Chalamet – der neue Leonardo DiCaprio?

Er gilt aktuell als einer der gefragtesten Schauspieler. Seine Karriere weckt Erinnerungen an den Durchbruch des berühmten Hollywood-Stars, der ihm einen wegweisenden Rat mitgab

von Sabrina Szameitat  22.12.2025