Finale

Der Rest der Welt

Wozu gibt’s eigentlich noch Festnetz? Es ruft sowieso keiner an. Nur irgendwelche Callcenter-Heinis, die einem einen Mobilfunkvertrag aufschwatzen wollen. Aber es geschehen noch Zeichen und Wunder.

Eines Montagmorgens klingelt das Telefon, der Chef ist dran: Ich müsse heute nicht zur Arbeit kommen, der gesamte Zugverkehr sei durch Streik lahmgelegt, das Büro bleibe geschlossen. Heute ist mein Glückstag! Kurzerhand stopfe ich den Kindern noch ein paar Frühstücksbrote in den Schlund, drücke meinem Mann die Autoschlüssel in die Hand und schiebe das Pack zur Tür hinaus.

shangri-la-express Endlich allein! Endlich einen ganzen Tag für mich! Ich werde tun, was ich schon immer tun wollte: einen Tag im exklusiven Pearly Gates Beauty Club verbringen, eine Art Shangri-La-Express für gestresste Mütter. Hier bekommt man Maniküre, Pediküre und Facial verpasst, während man gewichtslos in einem Salzwassertank schwebt. Und gratis WLAN dazu. Am Ende gibt es kulinarische Tiefkühlfertigprodukte »to go« fürs Abendessen, damit kein Mensch zu Hause merkt, wo Mama den ganzen Tag verbracht hat.

Die Frage ist nur: Wie komme ich da rein? Der Klub ist hochexklusiv, und mit meinem mageren Salär stehe ich leider nicht auf der Mitgliederliste. Doch ich habe eine Idee! Der Bruder meines Mannes kennt die ganze Stadt und hat einige nützliche Kontakte. Wenig später habe ich Sruli in der Leitung, der mir eine Fake-Eintrittskarte zum Pearly Gates Club garantiert, mit Foto und allem Drum und Dran.

Ich werfe mich in meine besten Klamotten. Wenig später schwebe ich mit herablassendem Lächeln an die Rezeption. Graziös schiebe ich meine neue Pearly Gates Card auf den Marmortresen. Die Kleine am Empfang blickt nicht mal hoch, winkt mich durch ... aber nicht Richtung Haupteingang, sondern eine Tür weiter. Vielleicht der Super-Sonder-VIP-Bereich?

zerberus Ein rosa gekleideter Zerberus wartet dort auf mich, der Nerzmantel wird mir von den Schultern gezerrt, und ich muss eine orientalisch anmutende Kluft mitsamt Turban anziehen. Ich beginne langsam, mich über die Umgangsformen zu wundern. Zu guter Letzt drückt mir Frau Zerberus einen riesigen Straußenfächer in die Hand, schubst mich in einen hell schimmernden Marmorsaal und schiebt mich neben ein paar samtbedeckte Liegen, auf denen sich diverse Beauty-Kundinnen mit Gurkenscheiben auf den Augen fläzen. Zerberus bedeutet mir, ihnen Luft zuzuwedeln. Und zwar nonstop. Fassungslos starre ich auf meine Fake-ID Card: Pearly Gates STAFF steht da! Oh nein, ich gehöre zum Personal! Und soll den Tag als Beauty-Knecht verbringen.

Nein, nicht mit mir! Ich teile Frau Zerberus mit, dass heute gestreikt wird, knalle ihr Straußenfächer und Turban vor die Füße. Den Rest des Tages verbringe ich faulenzend zu Hause auf meinem Sofa, wie sich das für einen vorbildlichen Arbeitnehmer gehört.

Fernsehen

»Mord auf dem Inka-Pfad«: War der israelische Ehemann der Täter?

Es ist einer der ungewöhnlichsten Fälle der deutschen Kriminalgeschichte. Die ARD packt das Geschehen nun in einen sehenswerten True-Crime-Vierteiler

von Ute Wessels  30.04.2025

Medien

Leon de Winter wird Kolumnist bei der »Welt«

Bekannt wurde er vor mehr als 30 Jahren mit Romanen wie »Hoffmanns Hunger«. Jetzt will der niederländische Autor Leon de Winter in Deutschland vermehrt als Kolumnist von sich hören lassen

von Christoph Driessen  29.04.2025

Fernsehen

»Persischstunden«: Wie eine erfundene Sprache einen Juden rettet

Das Drama auf Arte erzählt von einem jüdischen Belgier, der im KZ als angeblicher Perser einen SS-Mann in Farsi unterrichten soll. Dabei kann er die Sprache gar nicht

von Michael Ranze  29.04.2025

Berlin

Antisemitismusbeauftragter für alle Hochschulen soll kommen

Details würden derzeit noch im Senat besprochen, sagte Wissenschaftssenatorin Ina Czyborra

 29.04.2025

Jerusalem

Seltenes antikes Steinkapitell wird in Israel ausgestellt

Ein Fund aus dem Jahr 2020 gibt israelischen Archäologen Rätsel auf. Die Besonderheit des Steinkapitells aus römischer Zeit: Es ist mit einem mehrarmigen Leuchter - im Judentum Menorah genannt - verziert

 29.04.2025

Berlin

Jüdisches Museum erforscht Audio-Archiv von »Shoah«-Regisseur

Claude Lanzmann hat mit seiner epochalen Dokumentation »Shoah« Geschichte geschrieben. Das Jüdische Museum Berlin nimmt ein Doppeljubiläum zum Anlass, um das umfangreiche Recherchematerial des Regisseurs zu erschließen

von Alexander Riedel  29.04.2025

Köln

»Charlie Hebdo«-Überlebender stellt Comic zu NS-Raubkunst vor

»Zwei Halbakte« heißt ein 1919 entstandenes Gemälde von Otto Mueller. Die Geschichte des Kunstwerks hat der französische Zeichner Luz als Graphic Novel aufgearbeitet. Mit teils sehr persönlichen Zugängen

von Joachim Heinz  28.04.2025

Berlin

»Eine Zierde der Stadt«

Es ist einer der wichtigsten Orte jüdischen Lebens in Deutschland: Vor 30 Jahren wurde das Centrum Judaicum im denkmalgeschützten Gebäude der Neuen Synagoge in der Oranienburger Straße in Berlin-Mitte eingeweiht

 28.04.2025

Paris

»Bambi«-Neuverfilmung: Nah an Felix Saltens Original

Ganz ohne Spezialeffekte und Animation: In Michel Fesslers »Bambi«-Neuauflage stehen echte Tiere vor der Kamera. Das Buch wurde einst von den Nazis verboten

von Sabine Glaubitz  28.04.2025