Finale

Der Rest der Welt

Arme Emma! Das Schuljahr hat gerade erst angefangen, und schon ist bei ihr total die Luft raus. Statt um halb neun fängt das Morgengebet jetzt um 8 Uhr an, und die ganze Schul-Tortur endet erst um 16.30 Uhr statt wie letztes Jahr um 16 Uhr. Kein Wunder, dass die Kleine quasi auf allen vieren aus dem Schulgebäude kriecht, an dessen Ausgang sie von mir mit Tröstungen, Bonbons und Streicheleinheiten empfangen wird. Unter lautem Klagen und Jammern (Schuh drückt, Halsweh, Haare ziepen so komisch!) machen wir uns auf den Nachhauseweg, nicht, ohne alle paar Meter ein Bonbon einzuwerfen.

Bonbon-Theke Nach zehnminütiger Dauer-Jammerei sind wir am »Kosher King«-Supermarkt angelangt, wo wir zu einer kurzen Stärkung einkehren. Und hier geht der Horror-Trip erst richtig los: Denn hinter der Bonbon-Theke lauern Emmas kleine hyperaktive Klassenkameradinnen, meist in Obhut einer genervten Nanny, die es kaum erwarten kann, die schlimmen Gören loszuwerden. Und schon geht das große Heulkonzert los: »Emmaaa, kann ich zu dir nach Hause kommen, Emmaaa, sag deiner Mama, ich will bei euch zu Abend essen! Emmmaaaa, hast du ein paar neue DVDs zum Gucken?« Und ich lasse mich wie ein Vollidiot jedes Mal breitschlagen und ziehe mit einer Meute schwer erziehbarer Grundschulkinder plus pflegebedürftiger Emma nach Hause.

Im Treppenhaus treffe ich auf meinen schwer geplagten Babysitter, der meine schlimmen Zwillinge im Schlepptau hat. Die sichten uns und den Tross von Drittklässlern und fangen prompt an zu brüllen, wieso denn Emma schon wieder Besuch habe und sie schon wieder nicht. Das sei unfair und vor allem gemein. Woraufhin sich die beiden zeitgleich auf den Boden werfen und einen erstklassigen, filmreifen Wutanfall hinlegen. In Technicolor, mit Schaum vor dem Mund und konvulsivischen Zuckungen, die jeden Kinderpsychiater vor Schreck erblassen lassen würden.

Disney Channel Und jetzt kommt mein Einsatz: »Okay, ihr dürft den Disney Channel gucken! Aber nur, bis ich ...« Der Rest des Satzes geht in grölenden Jubelschreien unter. Auf einmal sind alle brav und gesittet wie im Bilderbuch. Die Zwillinge bedecken mich mit Küsschen, und Emma hilft eifrig, Schultaschen in den Aufzug zu stopfen.

Das Nachmittagsprogramm ist ebenso vorhersehbar wie nervenraubend: grimmige Kämpfe um die Fernbedienung, wildes Gehüpfe auf dem Sofa, lustiger Zahnpasta-Malwettbewerb auf meinem Badezimmerspiegel. Ich übe mich im mustergültigen Zähnezusammenbeißen und Dauerlächeln, sonst erzählen die kleinen Gören ihren Mamas am Ende noch, ich sei eine cholerische Medusa und bekäme meine Work-Life-Balance nicht in den Griff.

Nachdem ich gerade eine von meinen kleinen rosa Pillen einwerfen will, klingelt es an der Wohnungstür. Endlich, der Herr und Gebieter des Hauses. Retter meines Feierabends. Der in Windeseile alle Kinder in die Wanne steckt, Dosensuppe zum Abendbrot aufwärmt, sämtliche Kaugummis von Fernbedienung, Teppich und Sofa pult und mir gleichzeitig Kräutertee macht. Womit klar wäre, warum ich immer noch hier und nicht schon längst über alle Berge verschwunden bin.

Fernsehen

»Mord auf dem Inka-Pfad«: War der israelische Ehemann der Täter?

Es ist einer der ungewöhnlichsten Fälle der deutschen Kriminalgeschichte. Die ARD packt das Geschehen nun in einen sehenswerten True-Crime-Vierteiler

von Ute Wessels  30.04.2025

Medien

Leon de Winter wird Kolumnist bei der »Welt«

Bekannt wurde er vor mehr als 30 Jahren mit Romanen wie »Hoffmanns Hunger«. Jetzt will der niederländische Autor Leon de Winter in Deutschland vermehrt als Kolumnist von sich hören lassen

von Christoph Driessen  29.04.2025

Fernsehen

»Persischstunden«: Wie eine erfundene Sprache einen Juden rettet

Das Drama auf Arte erzählt von einem jüdischen Belgier, der im KZ als angeblicher Perser einen SS-Mann in Farsi unterrichten soll. Dabei kann er die Sprache gar nicht

von Michael Ranze  29.04.2025

Berlin

Antisemitismusbeauftragter für alle Hochschulen soll kommen

Details würden derzeit noch im Senat besprochen, sagte Wissenschaftssenatorin Ina Czyborra

 29.04.2025

Jerusalem

Seltenes antikes Steinkapitell wird in Israel ausgestellt

Ein Fund aus dem Jahr 2020 gibt israelischen Archäologen Rätsel auf. Die Besonderheit des Steinkapitells aus römischer Zeit: Es ist mit einem mehrarmigen Leuchter - im Judentum Menorah genannt - verziert

 29.04.2025

Berlin

Jüdisches Museum erforscht Audio-Archiv von »Shoah«-Regisseur

Claude Lanzmann hat mit seiner epochalen Dokumentation »Shoah« Geschichte geschrieben. Das Jüdische Museum Berlin nimmt ein Doppeljubiläum zum Anlass, um das umfangreiche Recherchematerial des Regisseurs zu erschließen

von Alexander Riedel  29.04.2025

Köln

»Charlie Hebdo«-Überlebender stellt Comic zu NS-Raubkunst vor

»Zwei Halbakte« heißt ein 1919 entstandenes Gemälde von Otto Mueller. Die Geschichte des Kunstwerks hat der französische Zeichner Luz als Graphic Novel aufgearbeitet. Mit teils sehr persönlichen Zugängen

von Joachim Heinz  28.04.2025

Berlin

»Eine Zierde der Stadt«

Es ist einer der wichtigsten Orte jüdischen Lebens in Deutschland: Vor 30 Jahren wurde das Centrum Judaicum im denkmalgeschützten Gebäude der Neuen Synagoge in der Oranienburger Straße in Berlin-Mitte eingeweiht

 28.04.2025

Paris

»Bambi«-Neuverfilmung: Nah an Felix Saltens Original

Ganz ohne Spezialeffekte und Animation: In Michel Fesslers »Bambi«-Neuauflage stehen echte Tiere vor der Kamera. Das Buch wurde einst von den Nazis verboten

von Sabine Glaubitz  28.04.2025