Finale

Der Rest der Welt

Eine harmonische Ehe kann nur dann bestehen, wenn tiefes Vertrauen zwischen den Partnern existiert und kleine Abmachungen eingehalten werden. Meine Frau zum Beispiel hat die Auflage, mir regelmäßig weiches, helles Brot zu kaufen. Und zwar solches, auf das ich Nutella schmieren kann. Also helles Brot, aber doch genug konsistent, um eine dicke Schmiere darauf zu hinterlassen. Meine Frau weiß, welches Brot ich meine.

Vor zwei Wochen hat sie mir aber einen riesengroßen Laib Dunkelbrot auf den Tisch gestellt. Ich guckte sie irritiert an, was soll denn dieser Quatsch? Aber sie meinte es ernst. Wie viele andere Frauen versucht auch sie, ihren Mann zu erziehen. In diesem Falle zu angeblich gesundem Brot. Ich bin fast ausgeflippt. Ich will helles Brot! Vor Wut ignorierte ich beide, meine Frau und das Brot. Eine Woche hatte ich keine Lust zu kommunizieren. Ich aß direkt aus dem Nutella-Glas und warf meiner Frau und dem dunklen Brot giftige Blicke zu.

Zürichsee Nach dieser Strafaktion hat sich das Brot in einen Stein verwandelt. Wahrscheinlich hätte man nicht einmal mit einem Samurai-Schwert eine Scheibe davon abschneiden können. Meine erste Reaktion war natürlich tiefe Genugtuung. Dann dachte ich aber an das jüdische Verbot, Brot einfach wegzuwerfen. Bal Tasch’chis! Zum Glück gibt es in Zürich einen See. Er heißt bezeichnenderweise Zürichsee. Ich nahm meinen einzigen Sohn und das steinharte Brot mit. Als wir beim Seeufer ankamen, wurden wir von einem Schwarm Möwen schon heißblütig erwartet. Sie kreischten uns an und flogen nervös um unsere Köpfe. Ich dachte kurz an die Uno-Hilfskonvois.

»Mein Sohn«, sprach ich meinen Filius an, »wir verfüttern jetzt dieses Brot an die Möwen, Enten und Schwäne. Jeder, der hungrig ist, soll kommen.« Ich versuchte, das Brot zu brechen, aber es gelang mir nicht. Ich nahm einen schweren Stein und versuchte so, das Brot zu zertrümmern. Dann warf ich es mit voller Wucht gegen den Boden. Aber nichts half. Das Brot zerbrach nicht. Und so etwas wollte mir meine Frau auftischen!

Lärm »Mein Sohn«, sagte ich zu meinem belustigten Jungen, »jetzt werfe ich den Laib in den Zürichsee!« Und das tat ich auch. Nun geschah Folgendes: Sämtliches Geflügel im Umkreis eines Kilometers stürzte sich auf das Brot. Der Lärm war ohrenbetäubend. Wir liefen nach Hause.

Später erfuhr ich, dass das gar nicht gesund sei für Vögel und Enten. Aufgeweichtes Brot verstopfe deren Speiseröhren. Das wollte ich sicher nicht! Dafür entschuldige ich mich. Meine Frau übrigens auch. Wir führen wieder ein harmonisches Leben miteinander. Mit Nutella und Weißbrot.

Filmkritik

»Nobody Wants This« – die Zweite

Die Fortsetzung der Netflix-Hit-Serie »Nobody Wants This« ist angelaufen. Allerdings sorgen diesmal vor allem die Nebenrollen für randvolle Herzen. Vorsicht Spoiler.

von Sophie Albers Ben Chamo  06.11.2025

TV-Tipp

Ein Überlebenskünstler zwischen Hallodri und Held

»Der Passfälscher« ist eine wahre und sehenswerte Geschichte des Juden Cioma Schönhaus, der 1942 noch immer in Berlin lebt

von Michael Ranze  06.11.2025

Kunst

Maler und Mentor

Eine Ausstellung in Baden-Baden zeigt Max Liebermann auch als Förderer impressionistischer Kollegen

von Eugen El  06.11.2025

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

 06.11.2025

Film

»Vielleicht eines der letzten Zeitdokumente dieser Art«

Die beiden Regisseure von »Das Ungesagte« über ihre Doku mit NS-Opfern und ehemaligen Mitläufern, Kino als Gesprächsraum und die Medienkompetenz von Jugendlichen

von Katrin Richter  06.11.2025

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 6. November bis zum 13. November

 05.11.2025

Yitzhak Rabin

Erinnerung an einen Mord

Wie ich am 4. November 1995 im Café Moment in der Jerusalemer Azza Street vom tödlichen Anschlag auf Israels Ministerpräsident in Tel Aviv erfuhr

von Ayala Goldmann  04.11.2025

TV-Tipp

»Nürnberg 45 - Im Angesicht des Bösen«

Das Dokudrama rekonstruiert die Nürnberger Kriegsverbrecher-Prozesse vor 80 Jahren

von Jan Lehr  04.11.2025

Hollywood

Jesse Eisenberg will eine seiner Nieren spenden

Der Schauspieler hatte die Idee dazu bereits vor zehn Jahren

 03.11.2025