Humor

Das Virus aufs Korn genommen

Nur echt mit Maske! Foto: PR

Der Cartoonist Ben Gershon, der die Leser dieser Zeitung allwöchentlich mit der Figur des Jewy Louis erfreut, einer anarchistisch anmutenden jüdischen Figur, vertraut diesmal auf Selbstironie.

Was zum Beispiel auf drei Bildern in Folge wie eine Werbung für dieses Blatt wirkt, wendet sich im vierten Bild. Auch hier ist Jewy Louis zwar bei der Lektüre der Jüdischen Allgemeinen zu sehen, nun aber im größeren Bildausschnitt mit heruntergelassener Hose auf der Toi­lette. In der Sprechblase erklärt er, es sei »in jedem Falle gut, eine gedruckte Zeitung in den Händen zu halten«. Die Anspielung auf den Klopapier-Run in deutschen Supermärkten ist unübersehbar, denn schließlich ist der kleine Cartoon-Band dem aktuellen Thema Covid-19 gewidmet.

Masken Bereits auf dem Titel der »Koscheren Corona Comics« erklärt Jewy Louis seinem erstaunten Rabbiner, weshalb er die Kippa vor dem Mund trägt: »Was denn? Die Masken waren ausverkauft!« Eine Seite weiter warnt mit erhobenem Zeigefinger ein Virologe, der Christian Drosten ähnlich sieht: »Warnung! Lautes Lachen verteilt Aerosole!« Doch schon auf der nächsten Seite erklärt unverkennbar Josef Schuster vom Rednerpult aus: »Lachen ist die beste Medizin. Bleiben Sie gesund!«

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Und das Impressum auf der Seite gegenüber führt den Zentralrat der Juden in Deutschland als Herausgeber des Bändchens. Es intendiert also einerseits, der Empfehlung von Zentralratspräsident Josef Schuster zu folgen, dies aber kann andererseits natürlich – um die Virologen ernst zu nehmen – auch allein in den eigenen vier Wänden passieren. Quasi ein Cartoon-Band als künstlerische Medizin für Lockdown-Zeiten.

Es sind die raschen Wendungen, die den Reiz der Gershon-Cartoons ausmachen. Da beklagt sich ein Gemeindemitglied beim Rabbiner, wie schrecklich es sei, dass wegen Corona alle Synagogen geschlossen sind. Der Rabbi kontert: »Dann darf ich dich nach Corona jeden Schabbat in der Gemeinde erwarten?« und zaubert dem Gegenüber eine Verlegenheitsmiene ins Gesicht.

Dating Für die Pointen, die diese Cartoons zu einem humorigen Erlebnis werden lassen, tragen auch die von Katrin Richter, Redakteurin der Jüdischen Allgemeinen, treffend typisierten, ins Deutsche übersetzten Texte bei. Da räsoniert Jewy Louis über das angeblich veränderte Dating-Verhalten wegen Corona, kann aber keinen Unterschied feststellen, denn: »Die netten jüdischen Frauen haben irgendwie schon immer Abstand zu mir gehalten.«

Oder die jüdische Frau, die sich online beim Rabbiner wortreich über die Probleme des Homeoffice beklagt und den Rat erhält: »Vielleicht sollten Sie sich krankmelden und einfach mal ein paar Tage zu Hause bleiben!«
Dem Zeichner ist zu fast jedem jüdischen Feiertag ein gelungener Corona-Gag eingefallen, und zu vielem, was derzeit (nicht nur) Juden bewegt. Der »Zoom«-Talk kommt dabei ebenso vor wie die Corona-App, die BDS-Unterstützer bekommen ihr Fett weg und die Theorie der jüdischen Weltverschwörung.

Satiriker Nach Gershons eigenen Angaben stelle die »neue Normalität« Comiczeichner vor eine neue Herausforderung: »Wie können Emotionen ausgedrückt werden und die Charaktere sprechen, wenn sie eine Atemschutzmaske tragen?« Ben Gershon, der sich auf diesen 58 Seiten wieder als hintergründiger Satiriker erwiesen hat, hat diese Herausforderung gemeistert. Kaum zu glauben, dass der Mann mal Verwaltungswissenschaft studiert hat.

Das Buch ist ausschließlich im Online-Shop des Zentralrats zum Selbstkostenpreis von 5,90 € erhältlich.

Eurovision Song Contest

CDU-Politiker: ESC-Boykott, wenn Israel nicht auftreten darf

Steffen Bilger fordert: Sollte Israel vom ESC ausgeschlossen werden, müsse auch Deutschland fernbleiben. Er warnt vor wachsenden kulturellen Boykottaufrufen gegen den jüdischen Staat

 18.09.2025

Ehrung

Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland für Tamar Halperin

Die in Deutschland lebende israelische Pianistin ist eine von 25 Personen, die Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am 1. Oktober ehrt

von Imanuel Marcus  18.09.2025

Ausstellung

Liebermann-Villa zeigt Architektur-Fotografien jüdischer Landhäuser

Unter dem Titel »Vision und Illusion« werden ab Samstag Aufnahmen gezeigt, die im Rahmen des an der University of Oxford angesiedelten »Jewish Country Houses Project« entstanden sind

 18.09.2025

Debatte

Rafael Seligmann: Juden nicht wie »Exoten« behandeln

Mehr Normalität im Umgang miteinander - das wünscht sich Autor Rafael Seligmann für Juden und Nichtjuden in Deutschland. Mit Blick auf den Gaza-Krieg mahnt er, auch diplomatisch weiter nach einer Lösung zu suchen

 18.09.2025

Kino

Blick auf die Denkerin

50 Jahre nach Hannah Arendts Tod beleuchtet eine Doku das Leben der Philosophin

von Jens Balkenborg  18.09.2025

»Long Story Short«

Die Schwoopers

Lachen, weinen, glotzen: Die Serie von Raphael Bob-Waksberg ist ein unterhaltsamer Streaming-Marathon für alle, die nach den Feiertagen immer noch Lust auf jüdische Familie haben

von Katrin Richter  18.09.2025

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 18. September bis zum 2. Oktober

 18.09.2025

Fußball

Mainz 05 und Ex-Spieler El Ghazi suchen gütliche Einigung

Das Arbeitsgericht Mainz hatte im vergangenen Juli die von Mainz 05 ausgesprochene Kündigung für unwirksam erklärt

 18.09.2025

Hochstapler

»Tinder Swindler« in Georgien verhaftet

Der aus der Netflix-Doku bekannte Shimon Hayut wurde auf Antrag von Interpol am Flughafen festgenommen

 18.09.2025