Gemeindetag

»Das Essen war der Hammer«

Adriana Altaras Foto: Stephan Pramme

Frau Altaras, Sie waren 2012 beim Gemeindetag des Zentralrats in Hamburg – und jetzt wieder beim Gemeindetag in Berlin. Wie war Ihr Eindruck?
Ich war ziemlich begeistert, weil ich nicht damit gerechnet hatte, dass es so ein Riesenunternehmen wird. Es war sehr gut organisiert. Aber vor allem hat man am Programm gesehen, dass sich die Thematik verändert hat. Es ging weniger um die Schoa und mehr um aktuelle Fragen wie Islamismus, Religiosität und die Entwicklung der Gemeinden. Das ist ein gutes Zeichen.

Was hat Ihnen noch gefallen?
Die Orthodoxen haben sich viel mehr an Diskussionen beteiligt als früher. Sie haben sich nicht nur zum Beten zurückgezogen, sondern sie haben sich in die aktuellen politischen Themen eingemischt.

Das Motto lautete »Ein Dach, eine Familie«. Gab es auch Familienkrach?
Ich finde, es ging zivil zu. In dem Panel zu interreligiösen Familien, das ich moderiert habe, war die Diskussion zwar vehement und heftig, und es kam auch nicht zu einer Einigung. Aber es wurde nicht unter der Gürtellinie diskutiert. Es ging um die Nöte von Kindern jüdischer Väter. Die Rabbiner haben Verständnis geäußert, konnten als einzige Möglichkeit aber nur den Übertritt zum Judentum anbieten. Ich denke allerdings, dass die jüdischen Gemeinden sicherlich Zwischenschritte einbauen könnten, um diesen Menschen zu helfen. Es hat sich gezeigt: Viele Diskussionsteilnehmer wünschen sich zum Beispiel vom Zentralrat und den Gemeinden, dass auch Kinder jüdischer Väter an Machanot teilnehmen können.

Wie haben Sie den kulturellen Teil erlebt?

Das Essen war der Hammer. Ich habe noch nie in meinem Leben so gut koscher gegessen. Wenn Juden gut essen, dann können sie danach gut diskutieren. Ich habe überhaupt kein Gemecker über das Essen gehört. Das ist doch höchst erstaunlich, dass alle zufrieden waren!

Manche Gemeindemitglieder wenden ein, der Gemeindetag sei zu groß und zu kostspielig. Finden Sie diese Kritik berechtigt?
Sicherlich könnte man sparen, auch am Essen. Aber ich glaube, dass die Wirkung eines solchen Gemeindetags nicht zu unterschätzen ist. Es gab Momente, da standen 200 bis 300 Menschen herum und unterhielten sich gleichzeitig. Wo gibt es sonst ein solches jüdisches Gemeinschaftserlebnis? Wäre das Essen schlecht gewesen, wären die Leute ins Restaurant gegangen – oder hätten beleidigt in ihren Zimmern gesessen.

Nach dem Gemeindetag ist vor dem Gemeindetag. Wann sollte Ihrer Meinung nach das Treffen wieder stattfinden?
Ich glaube, eine solche Veranstaltung kann man nicht jedes Jahr stemmen. Es muss auch die Chance zur Weiterentwicklung geben. Seit dem Gemeindetag 2012 in Hamburg habe ich eine große Veränderung erlebt. Das wäre innerhalb eines Jahres nicht möglich.

Mit der Schauspielerin und Schriftstellerin sprach Ayala Goldmann.

Hollywood

Ist Timothée Chalamet der neue Leonardo DiCaprio?

Er gilt aktuell als einer der gefragtesten Schauspieler. Seine Karriere weckt Erinnerungen an den Durchbruch des berühmten Hollywood-Stars - der ihm einen wegweisenden Rat mitgab

von Sabrina Szameitat  22.12.2025

Didaktik

Etwas weniger einseitig

Das Israel-Bild in deutschen Schulbüchern hat sich seit 2015 leicht verbessert. Doch der 7. Oktober bringt neue Herausforderungen

von Geneviève Hesse  22.12.2025

Meinung

Der Missbrauch von Anne Frank und die Liebe zu toten Juden

In einem Potsdamer Museum stellt der Maler Costantino Ciervo das jüdische Mädchen mit einer Kufiya dar. So wird aus einem Schoa-Opfer eine universelle Mahnfigur, die vor allem eines leisten soll: die moralische Anklage Israels

von Daniel Neumann  21.12.2025

Film

Spannend, sinnlich, anspruchsvoll: »Der Medicus 2«

Nach zwölf Jahren kommt nun die Fortsetzung des Weltbestsellers ins Kino

von Peter Claus  21.12.2025

Gastbeitrag

Liebe Kolleginnen und Kollegen, warum schweigt ihr?

Jan Grabowski fragt die deutschen Historiker, warum sie es unwidersprochen stehen lassen, wenn ein Holocaust-Experte für seine Forschungsarbeit diskreditiert wird

von Jan Grabowski  21.12.2025

In eigener Sache

Die Jüdische Allgemeine erhält den »Tacheles-Preis«

Werteinitiative: Die Zeitung steht für Klartext, ordnet ein, widerspricht und ist eine Quelle der Inspiration und des Mutes für die jüdische Gemeinschaft

 21.12.2025

Glosse

Das kleine Glück

Was unsere Autorin Andrea Kiewel mit den Produkten der Berliner Bäckerei »Zeit für Brot« in Tel Aviv vereint

von Andrea Kiewel  20.12.2025

Aufgegabelt

Apfel-Beignets

Rezept der Woche

von Katrin Richter  20.12.2025

Glosse

Der Rest der Welt

Ab jetzt nur noch mit Print-Abo oder Es gibt viele Gründe, auf 2026 anzustoßen

von Katrin Richter  20.12.2025