Hören!

Crossover

Wie groß die Bandbreite des israelischen Mandolinenspielers Avi Avital ist, zeigen zwei aktuelle Ereignisse: einmal sein im August bei der Deutschen Grammophon erschienenes Bach-Album, dann sein Auftritt als Jazzer beim Musikfest Bremen an diesem Donnerstag.
Die meisten klassischen Interpreten, die ein derartiges Crossover versuchen, gehen damit baden. Nicht so der 1978 in Beer Sheva geborene Avital, der eine klassische Ausbildung an der Musikakademie Jerusalem und am Konservatorium Padua absolviert hat.

Grenzgänge Schon früh hat der in Berlin lebende Musiker, den die New York Times für sein »vorzüglich empfindsames Spiel« lobte, Grenzgänge gewagt, etwa mit dem Klezmerklarinettisten Giora Feidman und dem Klezmatics-Trompeter Frank London.

In Bremen trift Avi auf seinen Namensvetter Omer Avital, einen der kreativsten Köpfe der israelisch-amerikanischen Jazzszene. Omer Avital ist ausgebildeter Jazzbassist, spielt aber regelmäßig auch den Oud. Dabei integriert er die jemenitische Musik seiner Ahnen genauso wie Klänge aus Marokko, der Heimat von Avi Avitals Familie. Zu »Avital meets Avital« stoßen noch der Perkussionist Itamar Doari und der Jazzpianist Omer Klein hinzu, der jüngst bei den Jüdischen Kulturtagen in Berlin gefeiert wurde: vier israelische Bremer Stadtmusikanten.

Johann Sebastian Bach: Konzerte BWV 1052R, BWV 1056R, B und die WV 1041, Sonate BWV 1034. Avi Avital mit der Kammerakademie Potsdam. Deutsche Grammophon 2012/Universal

Avital Meets Avital. Musikfest Bremen, 13.9., 21.30 Uhr, BLG-Forum Überseestadt

www.musikfest-bremen.de

Erinnerungskultur

»Algorithmus als Chance«

Susanne Siegert über ihren TikTok-Kanal zur Schoa und den Versuch, Gedenken neu zu denken

von Therese Klein  07.11.2025

Erinnerung

Stimmen, die bleiben

Die Filmemacherin Loretta Walz hat mit Überlebenden des KZ Ravensbrück gesprochen – um ihre Erzählungen für die Zukunft zu bewahren

von Sören Kittel  07.11.2025

New York

Kanye West bittet Rabbi um Vergebung

Der gefallene Rapstar Kanye West hat sich bei einem umstrittenen Rabbiner für seine antisemitischen Ausfälle entschuldigt

 07.11.2025

Rezension

Mischung aus Angst, alptraumhaften Erinnerungen und Langeweile

Das Doku-Drama »Nürnberg 45« fängt die Vielschichtigkeit der Nürnberger Prozesse ein, erzählt weitgehend unbekannte Geschichten und ist unbedingt sehenswert

von Maria Ossowski  07.11.2025

Interview

Schauspieler Jonathan Berlin über seine Rolle als Schoa-Überlebender und Mengele-Straßen

Schauspieler Jonathan Berlin will Straßen, die in seiner Heimat Günzburg nach Verwandten des KZ-Arztes Mengele benannt sind, in »Ernst-Michel-Straße« umbenennen. Er spielt in der ARD die Rolle des Auschwitz-Überlebenden

von Jan Freitag  07.11.2025

Paris

Beethoven, Beifall und Bengalos

Bei einem Konzert des Israel Philharmonic unter Leitung von Lahav Shani kam es in der Pariser Philharmonie zu schweren Zwischenfällen. Doch das Orchester will sich nicht einschüchtern lassen - und bekommt Solidarität von prominenter Seite

von Michael Thaidigsmann  07.11.2025

TV-Tipp

Ein Überlebenskünstler zwischen Hallodri und Held

»Der Passfälscher« ist eine wahre und sehenswerte Geschichte des Juden Cioma Schönhaus, der 1942 noch immer in Berlin lebt

von Michael Ranze  07.11.2025

Provenienzforschung

Alltagsgegenstände aus jüdischem Besitz »noch überall« in Haushalten

Ein Sessel, ein Kaffeeservice, ein Leuchter: Nach Einschätzung einer Expertin sind Alltagsgegenstände aus NS-Enteignungen noch in vielen Haushalten vorhanden. Die Provenienzforscherin mahnt zu einem bewussten Umgang

von Nina Schmedding  07.11.2025

Interview

»Mascha Kaléko hätte für Deutschland eine Brücke sein können«

In seinem neuen Buch widmet sich der Literaturkritiker Volker Weidermann Mascha Kalékos erster Deutschlandreise nach dem Krieg. Ein Gespräch über verlorene Heimat und die blinden Flecken der deutschen Nachkriegsliteratur

von Nicole Dreyfus  07.11.2025