Ausstellung

Chagall und die Bibel

Das Ikonen-Museum in Frankfurt am Main zeigt vom 12. September bis 8. November Bilder des Künstlers Marc Chagall (1887–1985). Unter dem Titel Chagalls Propheten. Die Chagall-Bibel und Ikonen stellt das Museum 31 Radierungen aus der Erstausgabe der Chagall-Bibel neben russischen Ikonen des 16. Jahrhunderts aus. Hintergrund für die Sonderausstellung ist die Frankfurter Buchmesse im Oktober, bei der Frankreich und die französische Sprache als Ehrengast im Fokus steht.

Die Chagall-Bibel entstand in zwei Phasen, von 1931 bis 1939 und von 1952 bis 1956. Der aus Weißrussland stammende und später in Frankreich lebende Künstler Chagall setzte dabei Szenen aus dem Alten Testament bildhaft um. Gemäß dem Judentum, das es verbietet, sich von Gott ein Bild zu machen, stellt Chagall Gott auf einigen Blättern in Form von hebräischen Buchstaben dar.

Brücken Die zur Seite gestellten Ikonen schließen sich thematisch dem biblischen Inhalt an oder schlagen Brücken zwischen Altem und Neuem Testament, wie Kuratorin Alexandra Neubauer erklärte. Das Nebeneinander der Radierungen von Chagall und der Ikonentafeln verdeutlicht die enge Zusammengehörigkeit und die Entwicklung des christlichen Glaubens aus dem jüdischen heraus.

Chagall begann 1931, sich mit der Bibel zu beschäftigen, die ihn sein Leben lang begleitete. Nach dem Exil 1941 bis 1947 in den USA schuf er in Europa sein Lebenswerk, die Message Biblique Chagall. Der Künstler gilt als einer der bedeutendsten Maler des 20. Jahrhunderts.

Parallel zu der Frankfurter Schau zeigt das Kunstmuseum Basel ab dem 16. September die Ausstellung Chagall – Die Jahre des Durchbruchs 1911–1919. Darin steht das Frühwerk Chagalls im Mittelpunkt, dessen künstlerischer Durchbruch sich zwischen zwei gegensätzlichen Polen vollzog. Von 1911 bis 1914 lebte er in Paris; in dieser Phase enthalten seine Werke neben Erinnerungen aus dem russischen Provinzleben auch ikonische Bruchstücke aus dem Leben in der französischen Hauptstadt.

Experimente Reminiszenzen an die russische Volkskunst verarbeitete Chagall in dieser Schaffensperiode ebenso wie neueste stilistische Experimente, denen er durch das Leben im Zentrum der künstlerischen Avantgarde und durch die Bekanntschaft mit vielen der progressivsten Künstler, darunter Pablo Picasso, Robert und Sonja Delaunay sowie Jacques Lipchitz, ausgesetzt war.

1914 wurde Chagall während einer Reise in seine Heimat vom Ausbruch des Ersten Weltkrieges überrascht, der ihn zu einem achtjährigen Aufenthalt in Russland zwang. Es folgte eine Phase intensiver Selbstreflexion, von der viele Gemälde und Arbeiten auf Papier um 1914 Zeugnis ablegen. In dieser Zeit entstanden zahlreiche Selbstporträts, Darstellungen des jüdischen Lebens und Entwürfe für das Bühnenbild zur Jahresfeier der Oktoberrevolution 1918, die Chagall als Kommissar für Künste und Leiter der Kunstschule von Witebsk ausrichtete. epd/ja

Marc Chagall: »Chagalls Propheten. Die Chagall-Bibel und Ikonen«. Ikonenmuseum Frankfurt, bis 8. November

Marc Chagall: »Chagall – Die Jahre des Durchbruchs 1911–1919«. Kunstmuseum Basel, bis 21. Januar 2018

Berlinale

»Ich werde mich entschuldigen«

Die neue Berlinale-Chefin verspricht ein Filmfestival mit Haltung. Tricia Tuttle im Interview über den Skandal des vergangenen Jahres und Debattenkultur

von Sophie Albers Ben Chamo  11.02.2025

London

Harrison Ford darf in seinen Filmen selten Bart tragen

Er hat eines der bekanntesten Gesichter Hollywoods. Jetzt hat der jüdische Darsteller verraten, warum er meistens gut rasiert vor der Kamera steht

 11.02.2025

USA

»Ich liebe Hitler«: Kanye West verbreitet erneut Judenhass

Juden seien nicht vertrauenswürdig, schreibt der Musiker, dessen offizieller Name nun Ye lautet

 10.02.2025

Meinung

Antisemitismus an Kunsthochschulen: Eine Kultur des Wegschauens

Die Serie antisemitischer Vorfälle an Ausbildungsstätten für angehende Künstler reißt nicht ab. Warum sind die Hochschulen offenkundig außerstande, das Problem in den Griff zu kriegen?

von Klemens Elias Braun  10.02.2025

Sehen!

»Kleider machen Leute«

Im Staatstheater Cottbus wurde jetzt Alexander Zemlinskys Oper in der Fassung von 1913 uraufgeführt

von Maria Ossowski  10.02.2025

TV-Tipp

Der andere Taxi Driver

Arte zeigt den Thriller »A Beautiful Day« der Regisseurin Lynne Ramsay mit Joaquin Phoenix in der Hauptrolle

von Kathrin Häger  09.02.2025

Analyse

Der nette Salafist?

Was von Syriens Interimspräsident Ahmad al-Sharaa zu erwarten ist – auch im Verhältnis zu Israel

von Tom Khaled Würdemann  10.02.2025 Aktualisiert

Kulturkolumne

Was bedeutet das Wort »Jude«?

Überlegungen zu Selbstmitleid und Dankbarkeit

von Ayala Goldmann  09.02.2025

Glosse

Der Rest der Welt

Als Harry und Sally so langweilig wie Mayonnaise waren

von Katrin Richter  09.02.2025