Berlin

Blick von unten

Roza Eskenazi sang von Drogen, Heimatlosigkeit und unerfüllter Liebe. Die 1890 im jüdischen Viertel von Konstantinopel geborene Sängerin erzählte vom Leben der Armen und Abgehängten. Bettler, Berber, Bauern, Matrosen und Hafenschlampen sind ihr Personal. Zu Eskenazis größten Hits gehörten Stücke wie Deshalb rauche ich Kokain, Lilli die Aufreißerin, Straßenjunge und Ich bin Junkie. So ist Eskenazis Werk nicht weniger als ein authentisches Abbild jenes Milieus, das heute – zumindest in der von ihr besungenen Form – längst untergegangen ist.

Eskenazis Leben und Werk war der Donnerstagabend im Jüdischen Museum Berlin gewidmet. Veranstaltet wurde er von der israelischen und griechischen Botschaft in Berlin. Dabei trat die griechisch-deutsche Musikgruppe »Nostos« auf und interpretierte die Lieder der 1980 verstorbenen Sängerin.

Winehouse Dieses Leben faszinierte auch den israelischen Regisseur Roy Sher, der an diesem abend seinen Dokumentarfilm My sweet Canary über Eskenazi vorstellte. »Als ich zum ersten Mal ein Lied von ihr in einer Jerusalemer Bar hörte, war ich hin und weg. Ich musste erfahren, wer sich hinter dieser fantastischen Stimme verbarg«, sagte er nach der Präsentation des Films vor rund 150 Gästen. »Diese Frau war ihrer Zeit weit voraus. In ihrer Zerrissenheit glich sie Amy Winehouse, in ihrer Disziplin und Askese Madonna.«

In Shers Film folgen drei junge Musiker aus Israel, Griechenland und Türkei den Spuren der Sängerin, durch die die griechische Volksmusik Rebetiko in der Musikszene weltweit populär wurde. Herausgekommen ist eine informative und bewegende Dokumentation. Im Oktober wird der Film erstmals im deutschen Fersehen auf arte zu sehen sein.

»Ezkenazi gab mit ihren Liedern all jenen eine Stimme, die sonst von niemandem gehört wurde«, hob Kultur-Attaché Ran Yaakoby von der israelischen Botschaft in seinem Grußwort hervor. Aris Radiopoulos, zweiter Sekretär der griechischen Botschaft, stellte Eskenazis musikalisches Genre vor. »Der Rebetiko war die Musik des einfachen Mannes. Diese Musik hatte den Anspruch, das Leben der Unterschicht abzubilden. Das ist Askenazi eindrucksvoll gelungen.«

Am Samstag, 7. Juli, werden beim Rudolstadt Festival in Thüringen Musiker aus Israel, Griechenland und der Türkei Erfolge Eskenazis spielen.

Mehr Informationen zu den Konzerten finden Sie unter:
www.tff-rudolstadt.de

TV-Tipp

Sie ging über Leichen: Doku »Riefenstahl« zeigt eine überzeugte Nationalsozialistin

Das Erste zeigt Andres Veiels vielschichtigen Dokumentarfilm über Leben und Wirken von Hitlers Lieblingsregisseurin Leni Riefenstahl. Der Film geht auch der Frage nach, wie ihre Filme bis in die Gegenwart ausstrahlen

von Jens Hinrichsen  14.11.2025

Kunst

Illustrationen und Israel-Hass

Wie sich Rama Duwaji, die zukünftige »First Lady von New York«, auf Social Media positioniert

von Jana Talke  13.11.2025

Kino

Zwischen »Oceans Eleven« und Houdini-Inszenierung

»Die Unfassbaren 3« von Ruben Fleischer ist eine rasante wie präzise choreografierte filmische Zaubershow

von Chris Schinke  13.11.2025

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

 13.11.2025

Film

Dekadenz, Krieg und Wahnsinn

»Yes« von Nadav Lapid ist provokativ und einseitig, enthält aber auch eine tiefere Wahrheit über Israel nach dem 7. Oktober

von Sascha Westphal  13.11.2025

Kolumne

Hineni!

Unsere Autorin trennt sich von alten Dingen und bereitet sich auf den Winter vor

von Laura Cazés  13.11.2025

Zahl der Woche

-430,5 Meter

Fun Facts und Wissenswertes

 12.11.2025

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 13. November bis zum 20. November

 12.11.2025

Interview

»Niemand hat Jason Stanley von der Bühne gejagt«

Benjamin Graumann, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Frankfurt, weist die Vorwürfe des amerikanischen Philosophen zurück und beschuldigt ihn, Unwahrheiten über den Abend in der Synagoge zu verbreiten

von Michael Thaidigsmann  12.11.2025